„Die optimale pflanzliche Ernährung“ von Brenda Davis.

Wer sich auf den heutigen Welt-Vegan-Tag einstimmen wollte, dem bot sich am 31.10. im Rahmen des Vortrages von Ernährungswissenschaftlerin Brenda Davis die ideale Gelegenheit dazu. Nicht etwa eine kleine Gruppe aus „Ökos“, sondern ein bunt gemischtes Publikum aus rund 80 Menschen folgte der Einladung der Veganen Gesellschaft Österreich in den Hörsaal der Universität Wien, um herauszufinden, ob es die optimale pflanzen-basierte Ernährung gibt und wie diese aussieht.

Mit einer akademischen Viertelstunde Verspätung begann der Halloweenabend mit einem gruseligen Überblick der verbreitetsten Krankheiten, die sich auf einen falschen Lebensstil zurückführen lassen. Etwa 90 Prozent aller Fälle von Diabetes mellitus Typ II, 80 Prozent aller Herzkrankheiten und zwischen 60 und 70 Prozent von Krebs wären laut Davis durch ausreichend Bewegung und eine optimale pflanzliche Ernährung vermeidbar.

Sarah Krobath & Brenda Davis (© Sarah Krobath)

„Pflanzliche Ernährung ist nicht deppensicher“

Wer sich pflanzlich ernährt, isst nicht automatisch auch gesund. Damit es nicht zu Nährstoffmängeln kommt, müsse eine rein pflanzliche Ernährung sorgfältig geplant werden, so Davis. Viele ihrer Empfehlungen decken sich mit denen anderer Ernährungslehren. Das Ziel ist eine vollwertige Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Man solle auf raffinierte Kohlenhydrate wie Zucker, Weißmehl und Süßigkeiten verzichten, nährstoffreiche statt „leere“ Kalorien und täglich mindestens 35 Gramm Ballaststoffe zu sich nehmen – am besten im Form von Bohnen, Beeren oder Getreide. Beim Salzkonsum solle man vor allem auf versteckte Salze achten. Als die Ernährungsexpertin darauf hinweist, dass in herkömmlichem Rosinen-Müsli meist mehr davon enthalten ist als in Salznüssen und Chips, geht ein überraschtes Raunen durch den Saal.

Beim Thema „Fette“ spricht Davis von „The good, the bad and the ugly“. Gemeint sind damit die gesunden Ungesättigten Fette, die schädlichen Gesättigten Fette und gefährlichen Transfettsäuren (gehärtete Fette). Sie empfiehlt, pflanzliche Lebensmittel zur primären Fettquelle zu machen, da diese zusätzlich viele wertvolle Nährstoffe wie Ballaststoffe und Antioxidantien liefern. In diesem Zusammenhang rät sie von Milchprodukten ab, da diese viele gesättigte Fettsäuren enthalten.

Zum Schutz vor Krankheiten verweist Davis auf Antioxidantien aus Nüssen, Hülsenfrüchten und Gewürzen. Wer nicht als chemische Mülldeponie enden möchte, solle hauptsächlich Lebensmittel aus biologischem Anbau essen, um schädliche chemische Rückstände zu minimieren, rät die Co-Autorin von sieben Bestsellern.

Stunden der Wahrheit: Vegane Mythen entlarvt

Der zweistündige Vortrag räumt mit vielen Mythen rund um vegane Ernährung auf. Das Vorurteil, dass man ausreichend Protein nur über Fleisch aufnehmen könne, entkräftet die Ernährungswissenschaftlerin mit dem Argument, dass alle essentiellen Aminosäuren ohnehin von Pflanzen stammen. Bei Gorillas und Elefanten mache sich schließlich auch keiner Sorgen um deren Proteinzufuhr, schmunzelt Davis und rät zu Bohnen, stärkefreiem Gemüse, Nüssen und Fleischersatzprodukten.

Eisen- und zinkhaltiges Fleisch lasse sich einfach durch eisen- und zinkhaltiges Gemüse wie Hülsenfrüchte, Pilze, Vollkorngetreide, Nüsse und Samen ersetzen. Und auch Milch sei für Veganer entbehrlich, da diese durch ihren hohen Gemüsekonsum laufend Kalzium zu sich nehmen, was hingegen bei vielen Fleischessern nicht der Fall sei. Der Kalziumgehalt von Brokkoli und Kohl toppe den von Milchprodukten sogar noch.

Wer Omega-3-Fettsäuren will, muss regelmäßig Fisch essen? Besser zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen, empfieht Davis. Die Fettsäuren würden gar nicht von den Fischen selbst produziert, sondern ebenfalls nur über Pflanzen in der Nahrungskette aufgenommen. Hinzu kommt, dass zunehmend mit Schwermetallen kontaminierter Fisch mehr negative Effekte auf die Gesundheit habe als positive.

An dem unter Veganern verbreiteten Vitamin-B12-Mangel kann Davis allerdings nicht rütteln. Vitamin B12 müsse unbedingt mit Nahrungsergänzungsmitteln zugeführt werden, betont die langjährige Veganerin.

Auch für die Zubereitung von Speisen hat Davis einen Tipp. Sie empfiehlt Methoden wie Dämpfen, Dünsten oder Sieden, da bei starkem Erhitzen wie Grillen, Rösten oder Frittieren auch bei Gemüse schädliche Stoffe entstehen.

Im Anschluss an die Präsentation erhielten alle Interessierten Antworten auf ihre persönlichen Fragen. Der Eindruck, den die Anwesenden aus dem Vortrag gewonnen haben, lässt sich mit diesem Zitat aus Davis Präsentation wiedergeben: „Es ist keine Frage, dass vegetarische Ernährungsformen in hohem Maße gesund sind. Die Beweislage ist so stark und überwältigend und wurde über so lange Zeit entwickelt, dass sie nicht mehr anfechtbar ist.“ (Marion Nestle, Vorsitzende des Ernährungsdepartments der New York University)

Links zu Nährstoffen:

http://www.veganhealth.org/

http://www.nal.usda.gov/fnic/foodcomp/search/

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