Die Humusrevolution – Was uns alle retten soll

Viele Böden sind unfruchtbar und ausgedörrt, der Klimawandel ist in vollem Gange. Weltweit gibt es nach Schätzungen 27 Millionen Flüchtlinge durch Umweltschäden wie Dürre. Dass sich die Erde regeneriert. ist möglich, sagt das Buch „Die Humusrevolution“.

"Die Humusrevolution" von Ute Scheub und Stefan Schwarzer, erschienen im oekom Verlag, Februar 2017.

„Die Humusrevolution“ von Ute Scheub und Stefan Schwarzer, erschienen im oekom Verlag, Februar 2017.

Manche Bücher haben einen Klappentext, der den Inhalt des Buches kurz zusammenfasst. Dieses Buch hat ein Manifest. Denn wir haben ein Problem, betonen die Autoren. Die Erde wird ausgedörrt, der Boden ist kaum fruchtbar, Tendenz fallend. Schuld daran ist „Goliath“, die industrielle Landwirtschaft. Sie ist schuld an ausgedörrten Böden, auf denen nur durch den Einsatz von chemischen Spritzmitteln etwas wächst. Ute Scheub und Stefan Schwarzer wollen zwar nicht mit dem metaphorischen Zeigefinger wackeln, tun es aber doch. Laut ihnen liegt das Unglück der Erde in der Form von Landwirtschaft, die seit der industriellen Revolution betrieben wird. Die Industrie treibe den Verfall der Natur vor sich her, allen voran den Klimawandel.

Wir machen unsere Böden unfruchtbar

Die Hauptursache des Klimawandels ist das überflüssige Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre, das den Treibhauseffekt verursacht. Es wird zu viel davon ausgestoßen, als dass der wenige fruchtbare Boden, den es auf der Welt gibt, es wieder aufnehmen könnte. Ist der Boden durch unnatürliche, industrielle Landwirtschaft ausgelaugt, gibt es auch keine Mikroorganismen mehr, die ihn wieder mit Nährstoffen versorgen und Schadstoffe abbauen können. Nichts kann mehr von alleine wachsen, und der Boden wird leblos.

Regeneration statt Degeneration

In der „Humusrevolution“ sind die Menschen das Problem und auch die Lösung. Sie treiben die Erde regelmäßig an ihre ökologischen Belastungsgrenzen. Biologischer Anbau, der mit der Natur und nicht gegen sie arbeitet, kann also die Welt vor der Klimakatastrophe retten. Ute Scheub und Stefan Schwarzer erklären anschaulich auf über 200 Seiten, wie das funktionieren soll. Im Zentrum ihrer Argumentation liegt ein Zurückkehren des Menschen zu einem modernen, aber trotzdem ursprünglichen Leben nah an der Natur. Im David-gegen-Goliath-Szenario sind sie der David, während die Agroindustrie der Goliath ist.

Damit die Davids gewinnen, müssen sich viel mehr Menschen als Bauern der Regeneration von humushaltigem Boden verschreiben. Dies sei die größte Hoffnung auf eine fruchtbare Zukunft, in der jeder genug zu Essen hat und sich niemand Sorgen um den Klimawandel machen muss. Mit dieser traurigen Diagnose wagen sich die Autoren nicht weit vor, die vorgeschlagenen Lösungsansätze könnten jedoch allzu optimistisch und utopisch anmuten. 

Terra Preta und die Rettung des Bodens

Die Wiederherstellung des Bodens brauche vor allem eines: mehr freigelegte grüne Flächen, vor allem in der Nähe von Wasser. Biologischer Anbau, bei dem die Fruchtfolge beachtet und auf mechanische Eingriffe in den Boden weitestgehend verzichtet wird, soll Land wieder bleibend fruchtbar machen. Neben diesen Anweisungen geben die Autoren auch Tipps zur Bestellung des eigenen Gartens. Vor allem die Verwendung von Terra Preta, schwarzer Erde, soll Boden nährstoffreich machen. Dabei handelt es sich um organischen Abfall, der zusammen mit pflanzlicher Kohle und Milchsäurebakterien kompostiert wird. Auf diese Art konserviertes organisches Material wurde bei indigenen Völkern im Regenwald gefunden und gilt als der Grund, weswegen im nährstoffarmen Boden des Regenwaldes so viel wächst und gedeiht. Ein weiterer wichtiger Punkt für kohlenstoffhaltigen Boden ist laut den Autoren die Verwendung von menschlichem Urin als Düngemittel.

Ein Utopia ohne Klimawandel?

Nicht nur hier gehen die Vorstellungen der Autoren etwas über die Grenzen einer durchschnittlichen, in der Stadt lebenden und einer Vollzeit-Beschäftigung nachgehenden Person hinaus. Wie so eine alternative Gesellschaft im Jahre 2050 erreicht werden kann, beschreiben die Autoren am Ende des Buches: Ein Pärchen frühstückt und sinniert dabei über die „Wende“, die um das Jahr 2020 herum passiert ist. Nach der Klimakatastrophe, die 2022 zur Weltfinanzkrise führte (respektive in nur 5 Jahren), hat eine Revolution, bzw. Regeneration stattgefunden. Auf gemeinschaftlicher Basis wird seit dem biologischer Anbau betrieben. Die Welt ist gerettet, „und manche Männer meckern nicht länger über vegane Eintöpfe“.

Diesem Blick in ein mögliches Utopia folgt eine To-do-Liste für alle, von Einzelhaushalten bis hin zur internationalen Politik, die beinhaltet, was zu tun ist, um diesen Zustand zu erreichen.

Einseitige Betrachtung des Umweltproblems

Zwischen dem Manifest und dieser etwas schrägen Zukunftsfantasie erklären die Autoren anschaulich, wie es laut einigen Wissenschaftlern zum Klimawandel gekommen ist, und was dagegen zutun ist. Sie erheben Vorwürfe gegen Konzerne, die mit fossilen Brennstoffen CO2 in die Atmosphäre pumpen und die Agroindustrie, die es der Natur unmöglich macht, sich zu regenerieren. Ihre Erklärung der Welt stimmt zwar weitestgehend, wirkt aber leider durch das David-und-Goliath Szenario, in dem sie sich und die Industrie sehen, etwas einseitig.

Aber auch wenn ihre Zukunftsfantasien utopisch klingen und man, wie bei jedem populärwissenschaftlichem Buch, ihre Quellen hinterfragen sollte, geben die Autoren viele stichhaltige Tipps und Anhaltspunkte für diejenigen, für die dieses Buch geschrieben wurde: Bio-Selbstversorger und solche, die es werden wollen.


Die Humusrevolution
von Ute Scheub und Stefan Schwarzer
oekom Verlag, Februar 2017;
ISBN-13: 978-3-86581-838-6

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