CSR-Brille #10: Geld, Jogurt, Binden – Social Entrepreneuership in Indien

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In diesem Beitrag blickt Annemarie Harant über den Tellerrand – einerseits von CSR zum Thema Social Entrepreneurship und andererseits raus aus dem deutschsprachigen Raum, zu einem Kollegen der erdbeerwoche in Indien. 

Was genau steckt aber hinter dem Begriff Social Entrepreneurship? Ganz einfach erklärt: Die Idee hinter unternehmerischer Verantwortung und damit Corporate Social Responsibility (CSR) hat sich ja deswegen entwickelt, weil Unternehmen irgendwann erkannt haben, dass ein reiner wirtschaftlicher Fokus – ohne Rücksicht auf Verluste für Umwelt, Gesellschaft oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – für das dauerhafte Bestehen nicht ausreicht (mehr zum Begriffsdschungel rund um CSR in der CSR-Brille #1. Das bedeutet, dass bei Maßnahmen, die unter dem Begriff CSR laufen, Unternehmensstrukturen meist erst hinterfragt werden, wenn sie schon längere Zeit bestehen.

Unternehmensverantwortung von Anfang an: Die wichtigsten Merkmale von Social Entrepreneurship im Überblick

  • Produkte, Services und Unternehmen neu gedacht: Bei Social Entrepreneurs ist der Unternehmenszweck selbst die Lösung gesellschaftlicher Probleme. Nicht selten handelt es sich dabei um Herausforderungen, die weder von staatlicher Seite noch von Unternehmen hinreichend in Angriff genommen werden und Bildungssystem, Umweltschutz oder Arbeitsmarkt(re)integration betreffen. Von der Vollpension, Helioz bis zu Compuritas – in Österreich gibt es viele Vorzeigebeispiele.
  • Impact anstatt Gewinne ausschütten: Wer sich im Bereich Social Entrepreneurship positioniert, hat in der persönlichen Checkliste auch abgehakt, dass Gewinnausschüttung trotz unternehmerischen Handelns nicht an erster Stelle steht, sondern der „impact“, also der positive Einfluss auf die Gesellschaft, die wichtigste Unternehmenskennzahl darstellt.
  • Querdenkende verändern die Welt: Das wohl bekannteste Gesicht eines Social Entrepreneurs ist sicher das von Mohammed Yunus, indischer Friedensnobelpreisträger und Erfinder eines Mikrokredit-Programms für die untersten Einkommensschichten, denen der Zugang zu entsprechenden Finanzdienstleistungen normalerweise verwehrt bleibt. In einem weiteren Projekt wurde gemeinsam mit Danone ein Joghurt vermarktet, der gegen Mangelernährung entwickelt wurde.
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Die erdbeerwoche auf den Spuren von Social Entrepreneurship in Indien

Was es wirklich heißt, ein Social Entrepreneur außerhalb Europas zu sein, durften wir von der erdbeerwoche im Rahmen eines TV-Drehs mit dem WDR in Indien erfahren BIORAMA berichtete bereits. A. Muruganantham ist einer der erfolgreichsten Sozialunternehmer Indiens und löst ebenfalls ein einfaches Problem: Leistbare Menstruationshygiene für Frauen, die keinen Zugang zu Produkten wie Binden haben. Was die meisten von uns nämlich nicht wissen: In vielen Ländern verlieren Frauen bis zu 5 Jahre Schulbildung, wenn sie keinen Zugang zu Binden & Co. haben. In Indien gibt es ebenfalls Erhebungen über die Tatsache, dass eines von fünf Mädchen sogar die Schule abbrechen muss, wenn sie ihre Regel bekommt. Das hat natürlich nicht nur mit den Produkten zu tun, sondern der weitreichenden Tabuisierung des Themas Menstruation und den damit verbundenen teils abstrusen Mythen, die Frauen massiv im Alltag einschränken.

Der Visionär A. Muruganantham verkauft aus diesem Grund Maschinen (an denen auch wir höchstpersönlich arbeiten durften) an Werkstätten, in denen Frauen die Binden herstellen und auch verkaufen (wie das genau funktioniert kann im Reiseblog der erdbeerwoche nachgelesen werden).

Sein Ziel ist, dass Frauen in ganz Indien und auf der ganzen Welt Zugang zu Monatshygieneprodukten haben. Ein wichtiger Schlüssel: Darüber reden! Und das tun wir auch. Denn Frauen sollen die Macht erkennen, die sie als KonsumentInnen von weltweit mehr als 45 Milliarden Hygieneprodukten haben. Die Branche ist im Umbruch und Social Enterprises leisten weltweit ihren Beitrag dazu.

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CSR-Facts zum Weiterdenken

  • Wenn wir von Social Entrepreneurship in Österreich reden, dann sprechen wir laut einer Studie der Wirtschaftsuniversität Wien, von bis zu 2000 Organisationen.
  • Laut dieser Studie soll sich die Zahl der Sozialunternehmen in Österreich die nächsten 10 Jahre verdoppeln.
  • Obwohl CSR-Themen für viele Sozialunternehmer selbstverständlich sind, sollten sich auch junge Unternehmen damit beschäftigen, wie ihre Strukturen sozial oder ökologisch optimiert werden können. Die CSR-Basics kann jedes noch so kleine Unternehmen erfüllen.

 

CSR-Links zum Weiterlesen und -hören

Annemarie Harant

Annemarie Harant

Über mich – Annemarie Harant: Geboren in München und aufgewachsen in einem 100% Öko-Haushalt, arbeite seit über 5 Jahren für die Unternehmensberatung brainbows – the information company im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement mit Großunternehmen und durchlief davor verschiedene Stationen im Nachhaltigkeitsbereich der ÖBB, Fairtrade und der Unternehmensplattform respACT. Seit 2011 stehe ich als Co-Gründerin des Start-ups erdbeerwoche. Nachhaltige Frauenhygiene. DIE NEUE GENERATION. nun selbst vor der täglichen Herausforderung nachhaltiges Handeln im eigenen Unternehmen umzusetzen.

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