7 Dinge, die du über den Fuchsbandwurm wissen solltest

Bild: Flickr. kahvikisu.

Bild: Flickr. kahvikisu.

Wer nascht nicht gern Beeren beim Spaziergang im Wald? Waldbeeren sollten jedoch nicht ungewaschen verspeist werden. In seltenen Fällen fängt man sich sonst einen Fuchsbandwurm und die von diesem Parasit ausgelöste Echinokokkose ein. Worauf Beerensammler, Jäger, aber auch Besitzer von Hund und Katz zu achten haben.

Viele verschiedene Sorten von Waldbeeren versüßen uns die warme Jahreszeit. Doch beim Genuss der köstlichen Beeren ist Vorsicht geboten. Die Zahl der Erkrankungen, die durch den Fuchsbandwurm ausgelöst wurden, stieg in den letzten Jahren deutlich an. Vielerorts wird geraten, die Finger von wilden Brombeeren, Waldhimbeeren und Walderdbeeren zu lassen. Welche Gefahr nun wirklich von dem Parasiten ausgeht und weitere Fakten, die man zum Thema kennen sollte, erfährst du hier.

Fakt: Die Zahl der Erkrankungen steigt. Doch: Gibt es Grund zur Sorge?

In den letzten Jahren ist eine deutliche Steigerung der an alveolärer Echinokokkose Erkrankten zu beobachten. Diese Beobachtung lässt sich im gesamten mitteleuropäischen Raum machen. So erfasste das in Deutschland zuständige Robert-Koch-Institut im Jahr 2014 36 Neuinfektionen. Diese Zahl lag im Jahr 2001 noch bei zwölf. 2011 gab es in Österreich 13 bestätigte Fälle. Dies stellt einen drastischen Anstieg dar, da in den letzten 25 Jahren zwischen ein und maximal drei Neuinfektionen jährlich erfasst wurden. Grund für diesen Anstieg ist wahrscheinlich die wachsende Fuchspopulation. Ebenso ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, die Echinokokkose oft erst sehr spät oder gar nicht erkannt wird. Die Erkrankung ist jedoch noch immer sehr selten und durch einfache Maßnahmen vermeidbar.

Experten führen den Anstieg der Erkrankungen auf die wachsende Fuchspopulation zurück. Besonders betroffen sind die Gebiete rund um das Dreiländereck in Österreich, Deutschland und der Schweiz. (Bild: Flickr. shrinkin'violet)

Experten führen den Anstieg der Erkrankungen auf die wachsende Fuchspopulation zurück. Besonders betroffen sind die Gebiete rund um das Dreiländereck in Österreich, Deutschland und der Schweiz. (Bild: Flickr. shrinkin’violet)

Woran erkennt man eine Echinokokkose?

Dass die Erkrankung oft erst spät oder gar nicht erkannt wird, hat mehrere Ursachen. Zum einen beträgt die Inkubationszeit, also die Zeit bis tatsächlich Beschwerden auftreten, fünf bis 20 Jahre, zudem lässt sich aufgrund von unspezifischen Beschwerden schwer eine Echinokokkose diagnostizieren. Zu diesen zählen Schmerzen im Oberbauch, Abgeschlagenheit und Depressionen. Diese Beschwerden können auch auf weiter verbreitete Erkrankungen hindeuten.

Wie sieht die Behandlung gegen den Fuchsbandwurm aus?

Entgegen der landläufigen Meinung, handelt es sich bei der Erkrankung um kein Todesurteil. Im Dünndarm einer infizierten Person entwickeln sich Larven, welche auf dem Blutweg in die zumeist in die Leber wandern, wo sie Zysten bilden. Diese wachsen tumorähnlich in das Gewebe und beeinträchtigen die Funktion des befallenen Organs. Nun wird die Erkrankung zumeist sehr spät erkannt, sobald sich die Folgen der Organschädigungen bemerkbar machen. In diesem Fall setzt man gewöhnlich auf eine mehrjährige, in seltenen Fällen sogar lebenslange Therapie mit dem Wurmmittel Albendazol. Zusätzlich zu der der medikamentösen Therapie wird im Regelfall ein chirurgischer Eingriff, bei dem die rechte oder linke Hälfte der Leber entfernt wird, vorgenommen.

Welche Regionen sind gefährdet?

Die Verbreitungsgebiete des Fuchsbandwurms erstrecken sich über die gemäßigten bis kalt-gemäßigten Klimazonen in Mitteleuropa und Nordamerika. In Mitteleuropa kommt er vor allem in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Norditalien vor. Die Befallsdichte schwankt jedoch beträchtlich. In Deutschland ist beispielsweise der Süden am stärksten betroffen. In Bayern ist der Fuchsbandwurm im Durchschnitt bei jedem dritten bis vierten Fuchs nachweisbar, stellt die Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) fest. In der Schweiz stellte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) fest, dass vor allem Füchse im Mittelland und Jura befallen sind. und in Österreich ist der Fuchsbandwurm am häufigsten im Westen des Landes, in Salzburg, Tirol und Vorarlberg, vorzufinden. Dies kann man dem Informationsblatt der Med-Uni Wien entnehmen.

Gibt es noch andere Überträger?

Füchse sind Endwirte des Fuchsbandwurms. Neben Füchsen kann er sich gelegentlich auch in Haustieren wie Hunden und Katzen entwickeln. Dies geschieht über Nagetiere, die als Zwischenwirte fungieren und oft von den Endwirten verspeist werden. Aus diesem Grund sollten Hunde und Katzen regelmäßig vom Tierarzt entwurmt werden, da auch von ihnen eine Infektionsgefahr ausgeht.

Welche Gefahr geht nun von Waldbeeren aus?

Die Behauptung, dass die Infektion zumeist durch mit Fuchskot verunreinigte Waldbeeren geschieht, hält sich bis heute hartnäckig. Tatsächlich gibt es bisher keinen einzigen Fall, in dem man nachweisen konnte, dass eine Infektion über Waldbeeren erfolgt ist. „Die Beeren selbst sind in einem ganz geringen Ausmaß kontaminiert, sondern vor allem der Waldboden“, erklärt der Parasitologe Herbert Auer von der Med-Uni Wien. Problematisch ist somit, wenn man oft mit Erde, Gras oder Pflanzen in Berührung kommt und die Finger zum Mund führt. Auf dieses Weise gelangen die Eier, die sich im Fuchskot befinden, am häufigsten in den menschlichen Organismus. Am stärksten gefährdet sind somit Landwirte, Jäger, Waldarbeiter und auch Hunde- und Katzenbesitzer, die die Hygiene ihrer vierbeinigen Freunde vernachlässigen.

Was kann man zur Vorbeugung tun?

Die Wahrscheinlichkeit, sich über Waldbeeren zu infizieren ist nicht gleich null. Die Maßnahmen zur Vorbeugung könnten aber nicht einfacher sein. Waldbeeren und anderes Obst und Gemüse sollten vorsichtshalber immer vor dem Verzehr gewaschen werden. Gründliches Händewaschen nach Aufenthalten und Arbeiten im Freien ist ebenfalls unerlässlich. Hunde- und Katzenbesitzer sollten ihre Haustiere regelmäßig untersuchen lassen und tendenziell gefährdeten Menschen wie Landwirten oder Jägern ist eine regelmäßige Blutuntersuchung auf Antikörper empfohlen. So reduziert man das Risiko auf ein Minimum.

Eine Mikroskopaufnahme des Fuchsbandwurms, der bis zu mehrere lang werden kann. (Bild: hundewelt.at)

Eine Mikroskopaufnahme des Fuchsbandwurms, der bis zu mehrere lang werden kann. (Bild: hundewelt.at)

Es sei somit gesagt, dass natürlich Vorsicht geboten ist – Grund zur Panik vor Waldbeeren gibt es jedoch keinen. Dass bis heute noch nicht eindeutig belegt ist, ob sich Menschen wirklich durch Nahrungsmittel oder Wasser infizieren können, lässt einen schon stutzen. Es stellt sich die Frage, warum nicht mehr Forschungsgelder zur Ergründung dieser Frage investiert werden. Wichtige Forschungsergebnisse liefert immer wieder die Universitätsklinik Ulm. Dabei handelt es sich um die führende Uniklinik bei der Behandlung von alveolärer Echinokokkose.

VERWANDTE ARTIKEL