Low-key Low Loader

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Nur im Quartett zählt die Achsen-Anzahl: Der leichteste Tieflader der Welt punktet mit Kopf-Drehmoment in der Begegnungszone.

Als Mountainbike-Urgestein, Fahrrad-Konstrukteur und ewiger Schnauzbart Tom Ritchey 2007 auf Anfrage der Portlander Stumptown Coffee Roasters für das »Project Rwanda« afrikanischen Kaffeebauern ihre selbstgebastelten Holzdraisinen zum Transport der Bohnen durch Cromoly-Lastenräder ersetzte, konnte wohl kaum jemand erahnen, welcher Stein damit ins Rollen gebracht wurde.

Das auch damals schon privat zu ordernde Ritchey zeichnete sich als Frontlenker – im Gegensatz zum Gros der in Europa verwendeten Lastenräder – durch hohe Geländegängigkeit, simpelste Technik und eine unschlagbare grün-gelbe Lackierung aus. Bereits ein Jahr vor Ritcheys Erleuchtung war in Wien, diesmal auf Anfrage einer holländisch-tansanischen Kaffee- und Kakao-Kooperative, ein Longbike entstanden, das alle anderen nachfolgenden Neuentwicklungen in den Schatten stellen sollte.

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Im Lastenheft für das von Fahrrad-Designer Paris Maderna ersonnene und entwickelte Longbike MCS Truck fand sich nicht nur eine erwünschte Zuladung von 270 Kilogramm – vier Säcke Roh-Kaffee –, sondern auch besondere Manövrierfähigkeit und Geländegängigkeit, um das wertvolle Gut über unwegsame Trampelpfade zum nächsten Sammelpunkt bringen zu können, mussten berücksichtigt werden. Parallelen zum entstandenen, einzigartigen Konzept eines Zentralrohrrahmens und einer tiefen Ladefläche zwischen Fahrer und Hinterrad finden sich bei militärisch genutzten Fahrzeugen wie einem Unimog oder Pinzgauer.

Nach dem Erwerb eines der Ur-Modelle für das Lastenrad-Transportunternehmen Heavy Pedals, brachte sich – begeistert von der Funktionalität des Trucks – Wiens wohl bekanntester Fahrrad-Mensch Wolfgang »Höfi« Höfler in die Weiterentwicklung ein und trieb den Truck zur heute vierten Evolutionsstufe mit 20-Zoll-Rädern, einer Elastomer-Hinterradfederung à la Moulton und dem Engagement ür eine mögliche Kooperation mit der Transporthilfen-Firma Loliner für eine teilintegriert aufgesetzte Transportbox mit seitlicher Schiebewand. Auf Wiens Straßen ist der grüne MCS Truck kein Unbekannter, erfreut er sich doch an wachsender Beliebtheit bei gewerblichen Anwendern wie Rita bringt’s, Veloce, ShopCourier oder dem BringRad. Wer selbst einmal am Volant eines wahren Trucks sitzen möchte – etwa für einen innerstädtischen Umzug – der kann sich einen solchen beim LastenRadKollektiv mieten. Oder aber einen Heavy Pedals-Mitarbeiter höflich um eine Ehrenrunde bitten, während er die Wiener BIORAMA-Auflage ausliefert.

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