Sommerluft und Leinwand

(c) Kino unter Sternen

Die Zeit der Sommerkinos hat begonnen und endlich kann man seine Lieblingsstreifen auch wieder unter freiem Himmel genießen. BIORAMA hat sich mit Petra Pfann von Kino unter Sternen getroffen, um über Filme und nachhaltige Events zu sprechen.

Endlich Juni, endlich Sommer, endlich mit Freunden gemütlich in der lauen Nacht sitzen und den Pullover zu Hause lassen. Die schönste Zeit des Jahres hat begonnen. Da uns der Sommer leider nur sehr begrenzt beehrt, will sich der Schön-Wetter-Freund am liebsten so viel wie nur irgend möglich im Freien aufhalten. Wer will schon abends bei 25 Grad in einem stickigen Kino sitzen? Warum nicht zwei angenehme Dinge wie laue Sommerluft und Kino verbinden? Genau das ist das Konzept der Sommerkinos, von denen es beispielsweise in Wien eine beträchtliche Anzahl gibt. Der Eintritt ist oftmals frei und manchmal ist der Kinobesucher angehalten, seine Sitzmöglichkeit selbst mitzubringen. Die Kreativität der Veranstalter ist bei der Wahl der Veranstaltungsorte schier grenzenlos: Im Nu werden Plätze wie Parkanlagen, Dächer, Burgen oder Hauptplätze zu Freiluftkinos umfunktioniert.

Ins Wohnzimmer der Stadt

Und das ist gut so. Schließlich ist der öffentliche Raum da, um von den Bewohnern der Stadt auch genutzt zu werden. Öffentliche Plätze sind Orte der Begegnung, wo Menschen spontan zusammenkommen – so etwas wie das Wohnzimmer der Stadt. Durch Sommerkinos wie dem Volxkino, das von Ort zu Ort zieht, dem Filmfestival, das im Sommer den Rathausplatz in ein riesiges Kino und Foodmarket verwandelt, dem Kino am Dach, dem Kurzfilmfestival Espressofilm und vielen anderen wird genau das getan.

Wie bei allen Events, die eine einigermaßen stattliche Größe erreichen – das Kino unter Sternen bietet 200 Sessel und circa 800 Stehplätze – stellt sich auch immer die Frage nach der Nachhaltigkeit. Kommen viele Menschen zusammen, entstehen fast unweigerlich Unmengen an CO2 und Abfall. Das Bewusstsein für dieses Problem scheint sich in letzter Zeit jedoch geändert zu haben. Initiativen wie beispielsweise Green Events Austria setzten auf umweltbewusste Veranstaltungsplanung. Das fängt meistens mit dem Transport an und wie man die unzähligen Besucher erst einmal zum Event bringt. Außerdem ist natürlich wichtig, wie man mit Energie und Wasser allgemein umgeht, wie man es mit der Verpflegung hält, die am Besten biologisch und regional sein sollte, und natürlich was für ein Zeichen man mit seinem Event setzen möchte.

Go Green!

Hier ist das Kino unter Sternen ein Beispiel, bei dem es sich lohnt, genauer hinzusehen. Vor allem der Aspekt der Nachhaltigkeit wird den Veranstaltern immer wichtiger. „Wir versuchen generell den Materialaufwand möglichst gering zu halten. So verwenden wir keine Wegwerf-Sessel, werfen nicht mit Flyern und Werbeartikel um uns und versuchen Materialien wie Werbebanner jedes Jahr wiederzuverwenden“, berichtet Petra Pfann, die dieses Jahr auch neue Kooperationen in Richtung Nachhaltigkeit eingeleitet hat.

Petra Pfann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Altstoff Recycling Austria, kurz ARA, werden mehrere Container aufgestellt, sodass die Besucher gleich vor Ort recyceln  können. „Wir können und wollen natürlich nicht kontrollieren, was die Leute an Essen und Trinken zur Veranstaltung mitbringen. Der Picknick-Charakter ist ja auch ein wichtiger Bestandteil von Kino unter Sternen. Wir bemühen uns aber einen Beitrag zu leisten, dass alle Materialien von den BesucherInnen gleich vor Ort artgerecht entsorgt werden können“, erklärt Petra. Auch mit Sonnentor und dem Biomarkt denn’s gibt es dieses Jahr eine Zusammenarbeit: die Verlosung von Genuss-Paketen und gratis Kostproben bei der Eröffnung sind Teil davon. Auch durch bewusstes und nicht verschwenderisches Merchandising (es wird unter anderem eine kleine Auflage an Stoffsackerl aus Biobaumwolle geben) und die gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln will man einen Schritt in die richtige Richtung gehen.

Das Böse im Film

Das Filmprogramm steht dieses Jahr ganz unter dem Motto „Böse Böse“ und lässt schon erahnen, dass dann wohl eher keine heile Welt und Zuckerwatte auf der Leinwand zu sehen sein wird. Das dreiwöchige Freiluftkino vor der Karlskirche steht damit ganz in der Tradition des österreichischen Kinos: Dunkel, abgründig, schwarze Seelen, gescheiterte Existenzen.

„Hotel“ von Jessica Hauser

„Hotel“ von Jessica Hauser

Wenn schon Humor, dann richtig schwarz und deftig. Gezeigt werden unter Sternenhimmel und bei freiem Eintritt österreichische Filme wie „Slumming“, „Hotel“, „Böse Zellen“ und „Der Knochenmann“ – aber auch Klassiker wie „Casablanca“ oder „Das Cabinet des Dr. Caligari“.  „Diese Mischung gefällt mir besonders gut an Kino unter Sternen“, meint Petra Pfann, die für Marketing und Sponsoring zuständig ist. „Bei uns werden nicht nur Kassenschlager gezeigt, sondern auch gerne  frische österreichische Filme talentierter JungfilmemacherInnen – eine gute Mischung aus Raritäten und Neuem also“. So ist der Eröffnungsfilm dieses Jahr das Langfilmdebut „Nr. 7“ von Michael Schindegger.

Sommerkinos haben in Wien Tradition. Doch das Kino unter Sternen ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes: „Wir legen großen Wert auf das Filmgut und die best mögliche Projektion unter freiem Himmel vor dieser einzigartigen Kulisse, der Karlskirche“, meint Petra. Der Karlsplatz als Meetingpoint und zentraler Ort prägt natürlich die Veranstaltung. „Durch die gute Erreichbarkeit und den freien Eintritt kann man auch einfach mal spontan vorbeischauen.“

Petra Pfann abschließend:„Wenn ich so in die Zukunft blicke, werden Green Events auf jeden Fall immer wichtiger. Ich selbst würde mir noch mehr Kooperationen im Bio-Gastrobereich wünschen. Ansonsten sind wir sehr glücklich darüber, wie sich Kino unter Sternen entwickelt hat und dass eine große Fangemeinde jedes Jahr darauf hinfiebert“.

 
Kino unter Sternen
29. Juni bis 22. Juli
Wien, Karlsplatz

www.kinountersternen.at 

 

 

VERWANDTE ARTIKEL