„Global Shopping Village“: Von A wie Ansfelden bis Z wie Zwettl

Global Shopping Village

Bild: Polyfilm

„Endstation Kaufrausch“ ist der Untertitel dieser österreichischen Dokumentation, die völlig unkommentiert Einkaufscenter-Entwickler, Städteplaner und kritische Mitbürger begleitet, damit aber für den Zuseher punktgenau die Fehlentwicklungen und deren Folgen skizziert.

Kennen Sie die Innenstadt von Wiener Neustadt? Da dominiert ein zentraler Dom und ein weitläufiger Hauptplatz. Umgeben von vielen kleinen Gässchen, in denen es früher viele kleine Shops und handwerkliche Betriebe gab. Früher ist jedoch schon lange her. Denn all das gibt es kaum mehr in der zweitgrößten Stadt Niederösterreichs. Wobei ich gestehen muss, dass ich in der Stadt, die ich früher so schön fand, auch schon Jahre nicht mehr war. Denn seitdem die Geschäfte der Altstadt leer stehen oder Sonnenstudios und Schnellimbisse den Hauptplatz dominieren, fehlt Wiener Neustadt der Reiz. Dabei ist die Stadt keineswegs unterversorgt. In den letzten beiden Jahrzehnten wurden sämtliche Zufahrten zur Stadt mit reichlich Kreisverkehren zugepflastert, an deren Ausfahrten jeweils diverse Shoppingcenter oder Einkaufstempel gelegen sind. Die Grünflächen wurden mit Parkplätzen versiegelt, und jetzt ist es endlich „super“ mit dem Auto zum Einkaufen zu fahren. Das Angebot ist genauso „super“ wie in ähnlichen Städten, die eine selbige Entwicklung genommen haben von A wie Ansfelden bis Z wie Zwettl.

Global Shopping Village“ begleitet Shoppingcenter-Entwickler bei ihrer Arbeit. Wir lernen ihre Strategien kennen und folgen ihnen in die verschlungenen Netzwerke des internationalen Kapitals und korrupter Politik. Doch ihr Handeln bleibt nicht ohne Folgen. An drei repräsentativen Orten in Österreich, Deutschland und Kroatien führen uns Kritiker und Brancheninsider durch die vielfältigen Auswirkungen: Wir besuchen eine Stadt, die ihre Funktion verloren hat, sehen die Blüten von Boom und Blase und erleben, wie sich allmählich Widerstand zu formieren beginnt.

Global Shopping Village

Zieht das Shoppingerlebnis in der Peripherie ein, muss die Lebendigkeit des Stadtkerns oft dran glauben. Bild: Polyfilm

Dieser österreichische Dokumentarfilm zeigt, dass die Immobilienbranche nicht nur Auswirkungen auf das globale Finanzsystem hat, sondern dass sie auch dramatisch unsere Städte und unsere Lebenswelt verändert. Eine Aktivistin aus Judenburg führt uns durch die Stadt und zeigt die immensen Leerstände in den Straßen und Passagen des historisch gewachsenen Zentrums.

Nur wenige Kilometer entfernt begleiten wir dann den Betreiber des riesigen Einkaufsparks Arena Fohnsdorf, der sich nun auch wünscht, dass die jungen Leute in günstige Wohnungen in der Arena einziehen, damit sie näher am Geschehen sind. Shopping bei den überall gleichen Ketten, Cineplexx und Fastfood – und irgendwo dazwischen oder darüber noch wohnen. Was für Perspektiven!

Filmemacherin Ulli Gladik lässt in Global Shopping Village nur die Protagonisten und Bilder sprechen. Bilder in Stadt und Land, die einem zu denken geben. Protagonisten, bei denen es manchmal überrascht, wie frei sie über ihre kühnen, kapitalistischen Pläne und Wünsche sprechen.

Der Film feiert am 24.10.2014 seine Premiere im Filmcasino Wien. Weitere Details/Termine/Kinos unter www.globalshoppingvillage.at

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