»So selten wie möglich gießen!«

Lassen sich Pflanzen mit Gartenschlauch und Gießkanne »erziehen«? Wie lässt sich Regenwasser sammeln, ohne darin Gelsen zu züchten? Gartengestalterin Paula Polak über Trockenheit und Starkregen

Ein blühender Garten mit Regentonne
Ein Naturgarten mit Regentonnen und Sickerflächen bietet einen Puffer für hohe Niederschläge – und schafft ein angenehmes Mikroklima. Bild: Paula Polak

BIORAMA: Kein Garten gleicht dem anderen, und was das Mikroklima angeht, sind der Wienerwald oder das nördliche Waldviertel nicht mit dem Weinviertel oder der Buckligen Welt vergleichbar. Wie muss ich denn da wie dort mit dem Wasser haushalten?

Paula Polak: Grundsätzlich sollten wir überall mit dem Wasser haushalten. Durch den Klimawandel ändert sich das Wasserregime dahingehend, dass es längere Trockenphasen ohne einen Tropfen Regen gibt, dann wieder Starkregen mit schon mal 20 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde. Der trockene Boden kann die Regenmengen dann nicht aufnehmen, es kommt zu Überschwemmungen. Trockenphasen treffen natürlich an sich trockene Landstriche wie das Weinviertel härter, trotzdem lassen auch Pflanzen im Wienerwald schon öfter die Blätter mangels Regen hängen. Besonders betroffen sind da Gehölze, die eigentlich auf feuchtere Standorte in höheren Lagen gehören. Die Fichte, ein Flachwurzler, ist eigentlich in der montanen Höhenstufe ab ca. 800 Metern beheimatet, wurde aber auch gerne in Flach- und Hügelwäldern gesetzt, wo es ihr zu warm und zu trocken ist. Sie ist geschwächt, und so ein leichtes Borkenkäferopfer. Fichten wurden auch oft in Privatgärten gesetzt, sind jetzt 20 Meter hoch und könnten aufgrund der Trockenheit umfallen.

Wie gut lässt sich Wasser überhaupt managen? Lagerhäuser und Baumärkte bieten auch Zisternen an. Ab welcher Gartengröße ist es sinnvoll, Regenwasser in unterirdischen Becken zu sammeln?

Jede kleine Sammelstelle ist sinnvoll, auch ein altes Regenfass für das Wasser, das vom Garagendach kommt. Die Größe des Sammelbehälters hängt von der Größe des Daches ab, auf das das Regenwasser trifft, und von der örtlichen Niederschlagsmenge. Zisternen sind mühsam einzugraben, oft ist ein Teich die bessere Lösung. Hält man bei einem 50-Quadratmeter-Teich den Normalwasserspiegel 20 Zentimeter unter der Oberkante, bietet er Platz für 10 Kubikmeter zusätzliches Regenwasser. Das Teichwasser kann dann zum Gießen verwendet werden.

Und was kann ich am Balkon tun?

Auch hier kann man diverse Sammelgefäße aufstellen. Dabei muss nur die Statik bedacht werden, und wo überschüssiges Wasser dann überlaufen kann. Bitte in die Dachrinne, nicht zu den NachbarInnen darunter!

Wie wichtig ist die Wahl der richtigen Pflanzen?

Sehr wichtig, dabei haben standortheimische Wildpflanzen den Vorteil, dass sie sich über lange Zeit an die örtlichen Gegebenheiten anpassen konnten. Sie sind insgesamt robuster und im Freiland gezogen – daher auch nicht verwöhnt. Wildpflanzen bekommt man auch schon in Bioqualität.

Nicht nur die Phasen der Trockenheit nehmen zu, sondern auch das andere Extrem, die sogenannten Starkregen. Wie lässt sich der Garten darauf am besten vorbereiten?

Am besten, man kombiniert einige Maßnahmen, um sich auf längere Trockenphasen wie auf Starkregen vorzubereiten. Unter den Pflanzen wählen wir solche, die Trockenheit ertragen. Darunter sind vor allem heimische Wildpflanzen, aber auch mache mediterrane Arten sind geeignet. Sinnvoll ist es auch, Pflanzen durch richtiges Gießen zu »erziehen«. Das heißt: sie so selten wie möglich zu gießen, dann aber durchdringend, damit sich die Wurzeln immer tiefer in den Boden hinein entwickeln. Und zeitig in der Früh direkt zu den Wurzeln gießen, nicht zu Mittag auf die Blätter. Außerdem leiten wir Dachwasser nicht in den Kanal, sondern speichern es – und führen überschüssiges Wasser durch Sickermulden und sickerfähige Flächen wieder unseren Grundwasserspeichern zu.

Was sind die häufigsten Fehler, die Ihnen im Umgang mit Wasser im Garten unterkommen?

Es gibt bautechnische Fehler, dass zum Beispiel eine Kunststofftonne oder Zisterne nicht schön eben auf gut verdichtetem Untergrund steht. So kann es zu Spannungen im Kunststoff kommen und er kriegt einen Sprung, der nur mehr teuer von Fachfirmen repariert werden kann. Das lohnt sich nicht – und es gibt wieder ein Stück Plastikmüll mehr. Überdies gibt es biologische Fehler: Zum Beispiel muss eine Regentonne entweder so dicht sein, dass Gelsen nicht zur Eiablage hinein kommen, oder sie muss bepflanzt sein, sodass sich in der Tonne die Lebenswelt eines Teichs entwickelt – mit Fressfeinden der Gelsenlarven. Sonst züchte ich dort Gelsen.

Buchtipp:
Das »Handbuch Wasser im Garten« (Löwenzahn Verlag, 2018) von Paula Polak sammelt Wissenswertes zum Thema Wassersparen, zur nachhaltigen Nutzung sowie zum Anlegen und Planen von Teichen und Biotopen. Berücksichtigt werden alle Gartengrößen und Balkone. 590 üppige Seiten.

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