Tierwohl spielt keine Rolle im Mensa-Angebot

Mit der Kampagne »What the Food« kritisiert die NGO Vier Pfoten, dass an österreichischen Universitäten und FHs Essen serviert wird, das den Tieren und der Umwelt schadet. Die Entscheidung über die Mensenbetreiber liegt manchmal aber gar nicht bei den Hochschulen.

Bild: Vier Pfoten.

Die Organisation Vier Pfoten hat eine Kampagne gestartet, in der sie die Speisepläne der Mensen an den Universitäten und FHs stark kritisiert. Dazu wurden Hochschulen in ganz Österreich befragt und schlussendlich mit einem Ampelsystem bewertet. Für die Bewertung wurden Punkte in den Kategorien Tierwohl, Speiseangebot und Transparenz vergeben. 

Vor der WU hat Vier Pfoten gestern Studierende über die Verhältnisse in ihrer Mensa informiert: »Das hier ist sozusagen die Kick-off-Aktion für die Kampagne. Wir haben dafür die WU ausgewählt, weil sie leider keine vollständigen Infos geliefert hat – über das Tierwohl, woher sie ihre tierischen Produkte beziehen und aus welcher Haltung sie stammen. Es gibt auch keine Kennzeichnung in der Mensa, das heißt, es ist für Studierende unmöglich zu wissen, was sie gerade essen« sagt Martina Pluda, die die Kampagne leitet. 

Transparenz fehlt 

Von den 33 Hochschulen, die kontaktiert wurden, haben laut Vier Pfoten nur neun auf die Anfrage geantwortet und Information zu den Lebensmitteln in ihren Mensen zur Verfügung gestellt. Keine einzige davon erhält von Vier Pfoten eine grüne Bewertung, acht erfüllen die Standards zumindest so weit, dass eine gelbe Bewertung vergeben wird. 

Insgesamt wurden vier Farben verwendet: Grün, gelb und orange bewerten die Information, die Vier Pfoten erhalten hat; rot hingegen wird vergeben, wenn eine Hochschule keine Information bereitgestellt hat. Im Ranking führen die Mensen der Universität Wien, aber auch diese schneiden laut Vier Pfoten nicht gut ab: »Die Uni Wien hat am besten abgeschnitten – am besten unter den Schlechten«, sagt Pluda. 

Beim Stand vor der WU unterschreiben Studierende die Petition von Vier Pfoten. Bild: FOUR PAWS/Adrian Almasan.

Wer sucht das Essen aus?

Die Hochschulen wählen die BetreiberInnen ihrer Mensen selbst aus, Pluda fordert daher, dass diese nach anderen Kriterien ausschreiben und auswählen: »Hochschulen machen öffentliche Ausschreibungen für die Mensen und könnten – und sollten, in unseren Augen – auch Tierwohl als Kriterium festlegen, damit nicht irgendwelche Caterer oder MensenbetreiberInnen den Standort bekommen, sondern jemand, der dann auch auf Kriterien wie das Tierwohl und die Herkunft der Lebensmittel achtet.« 

Laut einem Statement der FH Wien der Wirtschaftskammer Wien (WKW) – die laut Vier Pfoten nicht auf die Anfrage geantwortet hat – entscheiden manche FHs allerdings nicht selbst, wer die Mensa in ihrem Gebäude betreibt. An der FH Wien der WKW wird der Betreiber vom Träger der FH ausgewählt, wobei die FH selbst nur wenig Mitspracherecht hat. Das Mensaangebot richtet sich hier außerdem nicht nur an Hochschulangehörige, sondern auch an andere MieterInnen in dem Gebäude – wie in diesem Fall beispielsweise die Angehörigen des WIFI. Unklar ist jedoch, ob nicht auch die anderen MieterInnen Interesse an einem Kantinenangebot hätten, das ökologische Nachhaltigkeit und Tierwohlstandards miteinschließt. 

Bild: FOUR PAWS/Adrian Almasan.

Martina Pluda leitet die Kampagne »What the Food« von Vier Pfoten, bei der Studierende aufgerufen werden, sich für höhere Tierwohlstandards im Mensaangebot einzusetzen.

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