Die Farbe des Geldes

Schon Martin Scorsese wusste: Geld hat viele Schattierungen. Die Triodos Bank meint: am besten Grün. Bild: flickr.com/Capture Queen – CC BY 2.0

Schon Martin Scorsese wusste: Geld hat viele Farben. Die Triodos Bank meint: am besten Grün.
Bild: flickr.com/Capture Queen – CC BY 2.0

Es gibt auch Geldinstitute, die mit dem Geld, das Sparer und Anleger ihr anvertrauen, etwas bewegen wollen. Wir haben uns mit dem Geschäftsführer der Triodos Bank, Georg Schürmann, über die Vorteile einer Nachhaltigkeitsbank unterhalten.

BIORAMA: Herr Schürmann, was genau hat es damit auf sich,wenn sich eine Bank wie ihre mit „nachhaltig“ oder „grün“ beschreibt?

Georg Schürmann: Nachhaltigkeitsbanken wie die Triodos Bank machen transparent, was sie finanzieren und was sie nicht finanzieren. Sie verwenden die Einlagen ihrer Kunden ausschließlich für die Finanzierung von nachhaltigen Projekten, Unternehmen und Organisationen. Die Schwerpunkte setzt da jede Bank etwas anders. Wir vergeben Kredite im ökologischen, sozialen und kulturellen Bereich. Was grüne Banken zudem auszeichnet, sind klare Kriterien, was sie nicht finanzieren. Bei uns sind das z.B. sämtliche Unternehmen, die Waffen, Pelzwaren oder umweltgefährdende Stoffe herstellen oder in Umlauf bringen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.   

Warum sollte ein Unternehmen oder eine Privatperson ihr Geld also besser bei Ihnen anlegen als bei einer „konventionellen“ Bank, was sind die drei schlagenden Argumente aus Ihrer Sicht?

Wer erstens nicht nur mit seinem Konsumentscheidungen, sondern auch mit seinem Erspartem einen positiven sozialen, ökologischen und kulturellen Wandel bewegen möchte; zweites wissen möchte, was mit seinem Geld passiert und drittens gute, transparente Bankprodukte zu fairen Preisen haben möchte, der hat genügend Gründe, zu einer Nachhaltigkeitsbank zu wechseln.

Mit ihrem SRI-Fonds (Socially Responsible Investment) investieren Sie in börsennotierte Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften. Was genau sind da Ihre Kriterien zur Auswahl und was erhoffen Sie sich davon?

Wir haben einen dreistufigen Auswahlprozess. In Stufe 1 wählen wir Unternehmen aus, die mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes mit nachhaltigen Produkten und Services machen (z.B. Recycling oder Erneuerbare Energien). In Stufe 2 werden Unternehmen, die Stufe 1 nicht erfüllen können, anhand eines Best-in-Class-Ansatzes auf ihre Nachhaltigkeits-Performance hin überprüft. Das bedeutet, dass die Unternehmen, die in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung zu den besten 50 Prozent ihrer Branche gehören, ebenfalls in unser Investment-Universum aufgenommen werden können. Sowohl für die Unternehmen der Stufe 1 als auch für die der Stufe 2 gilt aber, dass sie zusätzlich auch immer unsere strengen Ausschlusskriterien erfüllen müssen. Auch hier nur ein paar Beispiele: Unternehmen, die mit grüner Gentechnik, Waffen oder Energie aus Kohlekraftwerken Geld verdienen, gehören ganz klar nicht in unsere SRI-Fonds. Wir sind davon überzeugt, dass unsere SRI-Aktivitäten mächtige Mittel darstellen, um für unsere Grundsätze zu werben und die großen Konzerne zu beeinflussen. Denn wir investieren ja nicht nur einfach in die Unternehmen. Zu unserer SRI-Strategie gehört auch aktives Engagement und der Dialog mit den betreffenden Unternehmen. So haben wir 2013 insgesamt 554 Gespräche mit 250 Unternehmen geführt! Unser Ziel ist es, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit bei den Unternehmen zu erhöhen und diese zu einer dauerhaften Veränderung zu motivieren.

Sie haben diverse Positionspapiere zu den Themen Menschenrechte, Waffenproduktion und Tierversuche veröffentlicht. Bei transnationalen Unternehmen mit ihren vielen Tochter- und Schattengesellschaften ist es jedoch oft schwer den Überblick über all ihr Wirken zu behalten. Wie garantieren Sie ihren Kunden, dass Ihre hohen Anforderungen dauerhaft erfüllt werden? Was passiert im Falle einen Verstoßes?

Wir führen während der Auswahlphase einen intensiven Dialog mit den Unternehmen, recherchieren über Sekundär- und Primärquellen. Wenn ein Unternehmen erfolgreich in unser Investmentuniversum aufgenommen wird, beobachten wir es weiterhin kontinuierlich und setzen den Dialog im Rahmen des Engagements fort. Zudem verfügen wir über Alert-Systeme in Form von externen Quellen. Wenn ein Unternehmen in unserem Investmentuniversum zu einem Zeitpunkt gegen unsere Ausschlusskriterien verstößt, dann gibt es ein klares Eskalationsverfahren: angefangen mit Dialog bis hin zu Ausschluss aus unserem Investmentuniversum und entsprechend Deinvestition.

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Georg Schürmann trägt Krawatte wie ein Banker, ist aber ein nachhaltiger Banker. Bild: Triodos Bank

In dem Sie sich einen hohen Anforderungskatalog auferlegt haben, zeigen sSie auch auf, was bei den “herkömmlichen” Banken aus ethischer und ökologischer Sicht schief läuft. Was wäre, wenn nachhaltige Banken den Markt dominieren würden? Wie würden sich dadurch die globalen Martkstrukturen verändern? Wäre es das Ende für den Raubtier-Kapitalismus?

Wenn nachhaltige Banken den Markt bestimmen würden, dann wäre auch die Wirtschaft insgesamt bestimmt von nachhaltigen Unternehmen. Denn nachhaltige Banken finanzieren ja nur nachhaltige Unternehmen und Projekte bzw. investieren in sie. Das ist unsere Vision, an dieser arbeiten wir jeden Tag. Wenn wir tatsächlich eine nachhaltige Wirtschaft und damit auch Finanzwirtschaft hätten, dann wäre das wohl automatisch eine andere Form des Kapitalismus, in dem es nicht um Profitmaximierung um jeden Preis geht, sondern sich Ökonomie, Ökologie und Soziales in einem Gleichgewicht befänden.

BIORAMA hat zusammen mit der Triodos Bank das Social Startup Voting ausgerufen. Unterstützten und investieren Sie auch in kleine Unternehmen, Start-ups und andere gesellschaftspolitische Initiativen? Wenn ja, warum?

Soziale Initiativen und Unternehmer werden neben dem öffentlichen Sektor eine immer wichtigere Rolle in der Gesellschaft einnehmen ─ weil der Staat angesichts der enormen sozialen Herausforderungen unserer Zeit weder die finanziellen Mittel noch die ausreichende Kreativität und Innovationskraft hat. Als Triodos Bank unterstützen wir daher das Social Startup Voting von BIORAMA mit unserer Expertise als langjähriger Finanzierer der Sozialwirtschaft.   

Sie selbst haben in Deutschland quasi als Start-up die Triodos Bank aufgebaut. Was waren aus Ihrer Sicht die größten Hürden und welche Tipps geben Sie jungen Gründern mit auf den Weg?

Unsere Ausgangsbedingungen sind sicherlich nicht vergleichbar mit einem echten Start-up, denn die Triodos Bank ist ja schon 1980 in den Niederlande gegründet worden und wir hatten bereits weitere Niederlassungen in Belgien, Spanien und Großbritannien als wir 2009 auf den deutschen Markt kamen. Trotzdem mussten – und müssen wir immer noch – erst mal bekannt werden. Und Nachhaltigkeitsbanken kennt der Großteil der Deutschen gar nicht. Daher ist jeder Kontakt, jeder Mensch, der von uns erfährt und versteht, was nachhaltiges Banking ausmacht, wertvoll für mich. Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen; das gilt generell für eine neue, nachhaltige Form des Wirtschaftens, aber insbesondere auch, wenn man mit einer neuen Idee seine Kunden finden möchte.

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