Ticket-Sharing: Solidarität in Grazer Öffis

Ticket-Sharing in Graz

Foto: Enrico Radaelli/Holding Graz

Ticket-Sharing in Grazer Öffis: Das Verschenken von gültigen Stundentickets liegt im Trend. Wie stehen die Grazer Verkehrsbetriebe dazu?

Wer in Graz mit den Öffis unterwegs ist, kennt das Phänomen: Man steigt ein, will ein Ticket lösen, und siehe da: Ein noch gültiges Stundenticket. Große Freude, Geld gespart! Sharing Economy im Kleinen sozusagen.

Verbreitet hat sich dieses Phänomen vor allem über soziale Medien – klar. In diversen Facebook-Gruppen sind Aufrufe zum Verschenken von Fahrkarten beliebt. Das eigene Ticket vor dem Aussteigen am Automaten zu hinterlegen, zählt für so manchen Fahrgast zur Routine. Ein Zeichen von Solidarität. Und rechtlich gesehen spricht im Fall von Graz auch nichts dagegen: Man erwirbt ein nicht-personenbezogenes Ticket, und schenkt dieses eben weiter. Anders die Situation in Berlin: Einzelfahrausweise sind hier nach Fahrtantritt nicht mehr übertragbar. Ein Weitergeben ist also verboten. Dass den Verkehrsbetrieben durch Ticket-Sharing Einnahmen entgehen, liegt in der Natur der Sache.

Wir haben mit den Grazer Linien über die Situation in der steirischen Landeshauptstadt gesprochen:

BIORAMA: Seit wann ist der Holding Graz das Ticket-Sharing Phänomen bekannt, und wie steht man dazu?

Holding Graz: Bekannt ist es uns seit circa 2 Jahren. Wir akzeptieren es einfach, wir nehmen’s zur Kenntnis. Unsere Begeisterung hält sich aber in Grenzen.

Wie gehen die Kontrolleure mit dem Ticket-Sharing um? Haben sie Anweisungen dazu?

Holding Graz: Nein, es gibt keine Anweisungen. Aber wenn jemand vor dem Aussteigen sein Ticket hinterlegt, und danach kontrolliert wird: Dann muss er bezahlen.

Ist das Ticket-Sharing ein Nischenphänomen, oder in der breiten Masse angekommen? Anders gefragt: Wirkt es sich wirtschaftlich spürbar auf die Holding Graz aus?

Holding Graz: Wir haben keine empirischen Daten, wie oft das vorkommt. Wir bemerken immer wieder Stoßzeiten, wo sehr viel Ticket-Sharing vorkommt, und dann ist es wieder ruhiger. Aber wir können nicht sagen in welchem Ausmaß es passiert. Allerdings berichten uns immer wieder Leute davon, die nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Was ist das für ein Phänomen? Sind die Tickets gratis? Das sind oft auch ältere Fahrgäste.

Besteht die Gefahr, dass dadurch Stundentickets teurer werden?

Holding Graz: Nein, das hat damit gar nichts zu tun. Das können wir ausschließen.

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