Tag 2: „Wir sind Region!“

Ein bisschen vorwurfsvoll klang meine Freundin gestern schon: „Was, nur so wenig hast eingekauft?“ Nachdem ich heute die Emmer-Risotto-Reste verspeist habe, sah’s im Kühlschrank tatsächlich schon wieder recht leer aus. Ich wollte heute ausschließlich im Supermarkt einkaufen, um zu sehen, wie weit ich mit meinem Regional-Vorsatz dort komme, also ab zum SPAR um den Häuserblock. Auf der Gemüseebene ist es gleich ziemlich ernüchternd – sogar Kraut, Karfiol und ähnlich haltbar-winterliches kommt aus Spanien, beim Obst stammt das meiste außer den Äpfeln aus Südafrika oder Chile, die Zwiebeln sind aus Neuseeland.

Ich lande schließlich bei einer Tasse „Pielachtaler Bio-Bärlauch“, einem Bund Frühlingszwiebeln und einer Gurke, die von der Firma „LGV“ in der „Sonnenregion Österreichs“, also im Umland Wiens produziert wird – auf der zugehörigen Website gibt’s sogar Porträts der Gärtner. Schließlich packe ich noch ein Kopf Salat, angebaut in Wien – ein Taferl mit der Papst-mäßigen Aufschrift „Wir sind Region!“ prangt daneben. Bei vielen Gemüsen ist die Region aber ein schwammiger Begriff: „Angebaut werden die Natur-Pur-Karotten vorwiegend in Österreich“, steht auf dem Sackerl mit den orangen Dingern. „Nur in ernteschwachen Zeiten wird auf Produkte aus den südlichen EU-Nachbarländern zurückgegriffen.“ Das lässt alles offen. Immerhin – der Topfen, den ich mir aus dem Kühlregal hole, hat eine Herkunftsbezeichnung (Wilhelmsburg/NÖ, etwa 60km von hier). Die Butter ist heute von NÖM – wie weit die Molkereiprodukte gereist sind, ist ja eine andere Geschichte.

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