Tag 12: Gourmet-Regionalismus

Wohin geht ein Regional-Esser, wenn er mal wirklich fein speisen will? Die Wahl fiel gestern auf den Hollmann Salon im Wiener Heiligenkreuzerhof, ein sehr gutes Lokal, das sich rühmt, nur regionale Zutaten zu verwenden – auch auf die Speisekarte ist ein Regional-Stempel gedrückt. Es gab ein dreigängiges Menü, erster Gang Bärlauchschaumsuppe mit Trüffel-Ei, Hauptgang gebratene Bachforelle mit Spargel-Vogerlsalat, Nachspeise Rhabarber-Torte. Höchst delikat und, sofern ich das nachvollziehen konnte, mit allen Zutaten aus der näheren Umgebung, großteils aus dem Burgenland.

Im Salon lag auch ein Gastro-Führer auf, der „Regional“-Restaurants in ganz Österreich ausweist (Konzept & Idee: Agrarmarkt Austria …) Dass hier das „Regional“-Label marketingmäßig voll ausgeschlachtet wird, ist nicht zu übersehen: Gerade auf der Gourmet-Schiene ist das Label „Regional“ sicher eine Art Persilschein und eine Möglichkeit, sich „Mir-san-Mir“-mäßig selbst auf die Schulter zu klopfen. Ich weiß daher nicht, ob ich die Art der Regional-Vermarktung so wirklich gutheißen soll – das Essen war nichtsdestotrotz vorzüglich.

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