SOHO in Ottakring: Wo Essen zum Politikum wird

Von 4. bis 18. Juni findet das diesjährige SOHO in Ottakring unter dem Titel „In aller Munde“ statt – und der kann ruhig wörtlich genommen werden.

Am 4. Juni wurden einige der Projekte des SOHO in Ottakring eröffnet. So auch die Austellung "Wo Milch und Honig fließen. Konsumethik und Selbstermächtigung" (BildMehmet Emir)

Am 4. Juni wurden einige der Projekte des SOHO in Ottakring eröffnet. So auch die von  Studirenden der Akademie der bildenden Künste kuratierte Austellung „Wo Milch und Honig fließen. Konsumethik und Selbstermächtigung“ (Bild: Mehmet Emir)

Rund achtzig national und international tätige Kunstschaffende gestalten beim Festival im Sechzehnten 26 Kunst-Projekte, die Bewusstsein schaffen und Ernährung als kulturelles und politisches Thema in der Mitte der Gesellschaft positionieren sollen.

Das Festival, welches bereits 1999 entstanden ist und sich bis 2012 über das Brunnenviertel ausdehnte setzt seit 2013 einen neuen Fokus auf das Gebiet Sandleiten am nordwestlichen Rand von Ottakring. In und um den Sandleitenhof im 16. Wiener Gemeindebezirk dreht sich während des zweiwöchigen Festivals alles um Ernährung. Dabei wird von Geschmack, Preis und Ästhetik bis zu Moral und Konsumethik eine breite Themenvielfalt künstlerisch verarbeitet und aufbereitet. Die Besucher können sich dabei an verschiedenen künstlerischen Projekten wie Ausstellungen, Skulpturen zum Mitgestalten, Performances, Stadtspaziergänge, Kochshows, Workshops, Tischgesprächen, Screenings und Diskussionen erfreuen.

Schmackhafte und weniger schmackhafte Details

Ziel des Festivals ist eine tiefgreifende Beschäftigung mit Ernährung um deren kulturelle und politische Relevanz zu verdeutlichen. So soll auch die Reflexion der individuellen Nahrungsaufnahme, nicht nur als Existenzgrundlage, sondern auch als Teil der Kultur, forciert werden. Bei Taste of Home – wie schmeckt dein zuhause? und So is(s)t Sandleiten wird dabei an Geschmack und Gerüche der Kindheit von zu Hause erinnert. Die Ergebnisse dieser Erkundungen werden im Rahmen des Festivals multimedial präsentiert und durch Interaktion mit den Besuchern weiterentwickelt. Ebenso wird der interkulturelle Dialog und Fusion verschiedener Kochtraditionen als zeitgemäße und inkludierende Geschmacksanpassung thematisiert. Da bietet zum Beispiel der Halal Würstelstand neue Kreationen, die arabische und ur-wiener Tradition vereint. Bei Pierogi  to go können hybride Teigtaschenvariation nach Belieben selbst hergestellt und verkostet werden.

An diesem Ort begegnen sich Orient und Okzident. Der Halal Würstelstand bringt völlig neue Kreationen auf die Pappteller, eben halal und ohne Schwein. (Bild: Mehmet Emir)

Hier begegnen sich Orient und Okzident. Der Halal Würstelstand bringt völlig neue Kreationen auf die Pappteller, eben halal und ohne Schwein. (Bild: Mehmet Emir)

Aber auch mit weniger schmackhaften Details werden die Besucher konfrontiert. Beispielsweise mit den Screenings der Fime McLib und Landraub. Ersterer zeigt einen David-gegen-Goliath-Rechtsstreit gegen den Fastfood-Riesen McDonalds und zweiterer die brutale Realität der Menschen, denen durch die Profitgier westlicher Konzerne und Investoren die Daseinsgrundlage genommen wird. Mit dem Vorführen solcher auffrührender Filme, soll jedoch keineswegs eine fatalistische Haltung, sondern ein bewusster Umgang und die Suche nach Alternativen gestärkt werden. Studierende der Akademie der bildenden Künste thematisieren in ihrer Ausstellung Wo Milch und Honig fließen. Konsumethik und Selbstermächtigung die politische Verantwortung der Konsumenten und stellen die Frage nach alternativen Modellen der Nahrungsmittelversorgung.

Durch den porformativen Workshop "Nachhaltig ordnen" führen Sonja Stummerer und Martin Hablesreiter alias honey&bunny. (Bild: Ulrike Koeb / honey&bunny / www.koeb.at)

Durch den performativen Workshop „Nachhaltig ordnen“ führen Sonja Stummerer und Martin Hablesreiter alias honey&bunny. (Bild: Ulrike Koeb. honey&bunny. koeb.at)

Regalbetreuung der anderen Art

Bei Nachhaltig ordnen, gleichzeitig Performance und Nachhaltigkeitsworkshop, haben die Teilnehmer_innen die Möglichkeit im Supermarkt Produkte völlig neu anzuordnen und sie beispielsweise nach Wasserverbrauch oder dem Transportweg zu sortieren. Dabei kann jeder und jede spontan mitmachen. Das Ziel ist ein exklusiv einsortiertes Nachhaltigkeitsregal am Ende jeder Performance. Hinter dem Projekt stehen die Food-Künstler Sonja Stummerer und Martin Hablesreiter, die auf BIORAMA ihren Blog Gefundenes Fressen betreiben. Gelegenheit an einer solchen Performance teilzunehmen gibt es am 8., 9. sowie 15. Juni.


SOHO in Ottakring findet von 4, bis 18. Juni in und rund um den Sandleitenhof statt. Die Terminübersicht findet ihr hier.

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