Simon Van Hal – über Menschen und Wohnungen

Simon Van Hal portraitiert Obdachlose in ihren improvisierten Behausungen. Er erzählt ihre Geschichten vom Hausbauen und Weiterziehen – zu sehen im Brick 5 in Wien. 

„Häuslbauer“ ist eine Fotoreportage des Fotografen und Sozialbetreuers Simon Van Hal. Sie zeigt Menschen, die mitten in der Stadt in Zelten leben oder sich an unberührten Orten Wiens ihr Heim errichtet haben. Van Hal hat dokumentiert, wie diese Menschen hausen. Das Ergebnis ist seit 1. Februar im Brick 5 zu sehen – Vernissage wird am Samstag, 7.2.2015, gefeiert.

„Das Fotografieren war die kleinste Arbeit“

Simon Van Hal ist Fotograf und Sozialbetreuer in der „Gruft“. Dorthin kommen obdachlose Menschen, wenn sie eine Dusche brauchen, eine warme Mahlzeit oder einfach ein gutes Gespräch. Seit einigen Jahren arbeitet der gebürtige Niederländer schon in der „Gruft“, davor war er als Fotograf in Villach und in Schladming tätig. Seit er nach Wien kam, engagierte er sich zuerst ehrenamtlich und später auch angestellt als Sozialbetreuer in verschiedenen Einrichtungen der Caritas. So fand er den Kontakt zu wohnungslosen Menschen. „Diese Fotoreportage verbindet meine beiden Arbeitsbereiche. Ich wollte Leute fotografieren, die wirklich draußen schlafen und nicht in der Gruft unterkommen“, sagt Van Hal über sein Projekt.

Bild: Simon Van Hal

Herr O. – Bild: Simon Van Hal

Es sind Leute wie Herr O., die Van Hal portraitierte. Herr O. lebt seit vielen Jahren im Wiener Stadtpark in einer Zeltstadt, gemeinsam mit vielen anderen Wohnungslosen. Im vergangenen Jahr besuchte Van Hal diese Menschen regelmäßig mehrmals im Monat. Von Treffen zu Treffen stärkte er das Vertrauen. „Das Fotografieren war die kleinste Arbeit. Es war viel klassisches Streetwork: mit den Leuten reden und eine Beziehung aufbauen bis sie bereit waren fotografiert zu werden.“

„Der gute Geist vom Stadtpark“

Auch wenn das Leben dieser Menschen mit Schwierigkeiten gepflastert ist, habe Van Hal sehr viel Positives erlebt. Eine symbolische Hochzeit habe er im Stadtpark fotografiert und Herr O. habe für die beiden Vermählten Blumen organisiert. „Herr O. ist ein bisschen der gute Geist von Stadtpark“, meint Van Hal über den Stadtpark-Bewohner. Dieser betont, dass man sich als Obdachloser immer Beschäftigungen suchen müsse – wie eben eine Hochzeit für seine Freunde zu organisieren. „Da hab ich vom Blumenstandl drüben Blumen geholt – und die geben mir auch noch Geld dazu!“ erzählt Herr O. lachend.

Herr S. und Frau M. - Bild: Simon Van Hal

Herr S. und Frau M. – Bild: Simon Van Hal

Insgesamt sei Van Hal überrascht gewesen, wie häuslich die Menschen wohnen würden. „Ich habe sehr viele Leute gesehen, die sich sehr kreative Wohnmethoden ausgedacht haben und aus dem Wenigen was sie haben sehr viel machen. Jeder baut sein Daheim so, wie er sich wohl fühlt, wie beim Hausbauen eben.“

„Das ist keine Kunstausstellung“

Van Hal sieht in seiner Arbeit nicht Kunst, sondern Öffentlichkeitsarbeit für eine Gesellschaftsschicht, die sonst kein Sprachrohr hat. Er will diesen Menschen ein Gesicht geben und zeigen, dass es eben auch nur Menschen sind. „Das ist keine Kunstausstellung und keine künstlerische Fotografie, sondern Öffentlichkeitsarbeit.“

Herr L. - Bild: Simon Van Hal

Herr L. – Bild: Simon Van Hal

Die Vernissage findet am Samstag, 7.2.2015, im Brick 5 statt, wo seine Bilder seit 1.2. ausgestellt sind. Wer es bis 8.2. nicht ins Brick 5 schafft, kann die Ausstellung auch im Wiener Hauptbahnhof ansehen. Eine Ausstellung dort, wo viele Menschen Zugang haben und wo auch die Abgebildeten ihre Bilder ansehen können. Simon Van Hal hat seine Arbeit außerdem in einem Buch gebunden, das er auf der Ausstellung verkaufen wird. Der Erlös des Buches soll den fotografierten Personen zugute kommen.

„Häuslbauer“

Brick 5, Fünfhausgasse 5, 1150 Wien

1.-8.2..2015

Hauptbahnhof Wien (Digiwall)

8.2. – 30.3.2015

Fotogalerie Gmünd, Kärnten

24.4. – 28.6.2015

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