Natur verbunden

Bild: Thorsten Krienke, https://www.flickr.com/photos/krienke/14722029593/in/photolist-9xpht3-qTsL9L-oqWfur

Auch der kleinste Naturraum hat seine Funktion für den Erhalt der Artenvielfalt. Kleine Grünflächen sind vielfältig und dienen Pflanzen und Tieren als Brücken zwischen den größeren Naturräumen.

Die Kampagne „Natur verbindet – Jeder Quadratmeter zählt“ will durch Bewusstseinsförderung zum Erhalt und zur Neuschaffung von Grünflächen beitragen. Initiiert vom Naturschutzbund und getragen von Bundesforsten und Landwirtschaftskammer, dem Ministerium für ein Lebenswertes Österreich (besser bekannt als Landwirtschaftsministerium) und der Umweltinitiative “Mutter Erde” von ORF und Umwelt-NGOs, sollen Interessierte über die Plattform www.naturverbindet.at informiert und zum Mitmachen motiviert werden.

Auf der Website soll seit einer Woche ausgerechnet ein Register einen Beitrag zum Artenschutz leisten. Wie das funktioniert und was die Plattform noch bieten wird, haben wir Birgit Mair-Markart, Geschäftsführerin des Naturschutzbundes Österreich, gefragt:

Wie soll ein Verzeichnis der Naturflächen dafür sorgen, dass diese wachsen, und der Verinselung entgegenwirken?

In unserer Kampagne „Natur verbindet“ geht es darum, Grundbesitzer zu informieren und vor allem zu motivieren, artenreiche Blühflächen zu erhalten und – wo möglich – neue zu schaffen. Wir laden daher alle Flächenbesitzer und -bewirtschafter, von Landwirtschaftsbetrieben über Gemeinden bis hin zu Firmen ein, Flächen im Sinn der Natur zu “pflegen” oder sogar neu anzulegen. Das sollen sie dann melden, damit wir ein Feedback haben, ob wir mit der Kampagne auf der Fläche auch Erfolg haben.

Was ist eine Naturfläche und warum ist etwa eine Gstätten in diesem Kontext etwas Spannendes?

Unter Naturflächen verstehen wir solche, die naturnah und extensiv bewirtschaftet oder auch gar nicht genutzt werden. Sie sollen ein buntes Blütenangebot während der gesamten Vegetationszeit bieten und deshalb für Bienen, Schmetterlinge und andere Wildtiere einen idealen Lebensraum darstellen. Für den Erhalt der Tier- und Pflanzenvielfalt sind solche Flächen unverzichtbar. Gstätten sind verwilderte Flächen, auf denen sich die Natur ohne weiteres Zutun des Menschen entwickeln kann. Pflanzen und Tiere etablieren sich, indem sie von selbst zuwandern. Es wechseln bewachsene und unbewachsene Stellen, sie bieten dadurch ein vielfältiges Angebot für die verschiedensten Wildtiere. Naturflächen und Gstätten sind letzte Rückzugsräume in unserer zum Großteil übernutzten Kulturlandschaft.

Was kann man sich unter Artenvielfalt in einer Hecke mitten in der städtischen Betonlandschaft vorstellen?

Städte bestehen nicht nur aus Häusern und Straßen, sie beinhalten auch Gärten, Parks, Hecken und Kleingehölze, kleine Wälder, Alleen, Feuchtbiotope und städtische Brachflächen – die Gstätten. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die zeigen, dass die Vielfalt der Wildtiere in Städten teilweise größer ist als auf dem Land, wo die Flächen oft intensiv bewirtschaftet werden und es kaum mehr artenreiche Wildblumenwiesen, Hecken und Feldgehölze gibt. Jeder Gartenbesitzer kann somit mit der Anlage von Hecken aus verschiedenen heimischen Gehölzen und dem Belassen von „wilden” Gartenecken auch im städtischen Bereich dafür sorgen, dass Vögel, Bienen (Wildbienen und Honigbienen), Schmetterlinge, Igel usw. selbst im dichten Siedlungsgebiet Überlebenschancen haben.

Hecken aus regionalen, heimischen Gehölzen (Hartriegel, Schlehen, Liguster, Holunder, Efeu etc) bieten Vögeln, Kleinsäugern und zahllosen Insekten Zufluchtsort und Nahrung (Blüten und Früchte). Gibt es mehr von diesen Hecken, Einzelbäumen, blühenden Wegrändern oder Verkehrsinseln, entsteht ein Biotopverbund, in dem sich Wildtiere bewegen und durch den Austausch mit anderen Populationen ihren Genpool auffrischen können.

Und an wen richtet sich die Kampagne?

Wir wollen alle erreichen, die auf die Bewirtschaftung von Grund und Boden Einfluss haben: kleine wie große Landwirtschaftsbetriebe, private Gartenbesitzer, Waldbesitzer, Betriebe, die ihr Firmengelände naturnah bewirtschaften, Straßenverwaltungen, Gemeinden …

Warum nimmt jemand teil, trägt die in seinem Besitz befindlichen Naturflächen ein und pflegt diese zukünftig besser?

Dieser Jemand ist sich der Problematik rund um Artenverlust und Bienensterben bewusst und möchte einen Beitrag leisten, um das zu verhindern. Weil er/sie möchte, dass auch Kinder und Kindeskinder noch ein bisschen Natur vorfinden und zeigen will, dass jeder/jede daran mitwirken kann.

Blumenwiese, Wiesenblumen

Bild: Emer – Fotolia.com

Weitere Infos unter naturverbindet.at.

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