Wieso Kinder ungern Gemüse essen

Gemüse? Wä. Kinder haben von Geburt an eine Vorliebe für Süßes. Der folgliche Gemüsehass hat viele Gründe und ist für die gesunde Entwicklung gar nicht schlimm. 

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Sauer und sweet. Aikawa Ke, Flickr, CC BY-NC-ND 2.0

Spinat, Spargel, Salat – Grünes hat auf Kindertellern eine schlechte Reputation. Alles was süß, bunt und ernährungstechnisch katastrophal ist wird dagegen selten abgelehnt. Das wird besonders in den vitalen Videos deutlich, in denen Eltern ihren Kinder erzählen, sie hätten ihre Halloween Süßigkeiten aufgegessen.

Da werden Schockzustände fürs Leben heraufbeschworen. Wenn Kinder anfangen zu Gehen und sich alles mögliche in den Mund zu stecken, schützt ein natürlicher evolutionärer Mechanismus vor Vergiftung: Die sogenannte Neophobie, eine Angst und folglich Ablehnung von Neuem und seltsamen Geschmäckern. Deshalb werden ab einem bestimmten Alter manchmal alle möglichen Lebensmittel abgelehnt. Typisch: Brokkoli, Erbsen, Grünzeug eben.

Bitter geht nicht

Noch ein Grund für die Gemüseverweigerung kann Unverträglichkeit sein, die Kinderbäuche tun sich mit dem Verdauen von Kohl und seinen Freunden nämlich oft schwer. Bitterstoffe, die in vielen Gemüsesorten vorkommen, sind bei kleinen Mündern außerdem extrem unbeliebt: Die Wissenschaft macht absterbende Geschmacksknospen dafür verantwortlich. Babies kommen nämlich mit rund 10.000 solcher Rezeptoren auf die Welt, diese sterben im Laufe des Lebens immer mehr und mehr ab, was den Geschmack im Laufe der Zeit verändert.

Oma und Enkel teilen daher zwar häufig Vorliebe für breiige Konsistenzen, aber haben nicht unbedingt den gleichen Gusto, weil das Geschmacksempfinden der Kleinen viel stärker ausgeprägt ist. Deshalb beginnt man auch erst viel später mit dem Kaffeetrinken. Also werden viele Gemüsesorten erst im Laufe des Lebens, im Durchschnitt mit Anfang 20 gemocht, wie britische Forscher herausfanden. Wenn grünes Gemüse aber völlig abgelehnt wird, ist das kein Weltuntergang und kann mit Obst ausgeglichen werden, weiß die Ernährungsberaterin Christina Lachkovics-Budschedl.

Smoothies sind aber keine gute Idee, weil die Kauerfahrung wichtig ist, in flüssiger Form die Nährstoffe nicht so gut aufgenommen werden können und man die Mengen schwer kontrollieren kann. Auf die Größe der Portionen sollte außerdem geachtet werden: Eine Handvoll ist ein gutes Maß für Kinder.

Vegan, vegetarisch?

Es kann vorkommen, dass Fleisch genauso plötzlich abgelehnt wird, oder die Eltern wollen von Anfang an bewusst vegetarisch erziehen. Das ist okay sagt die Expertin, Eiweiß und Eisen sind aber besonders für Kinder ganz wichtig. Um also mögliche Mängel auszugleichen, sollte besonders auf tierische Produkte wie Eier und Käse am Teller geachtet werden. Ganz ohne Tierisches ist weniger sinnvoll, meint Lachkovics-Buschedl.

„Vegane Ernärung ist für Kinder nicht sinnvoll, ja fast schon fahrlässig, weil zur Entwicklung wichtige Nährstoffe gebraucht werden“

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Verhasstes Grünes. Viele Kinder sind von vornherein gegen grüne Lebensmittel. Flickr, Garen M., CC BY-NC 2.0

Eine zeitweise Ernährung ohne die oben genannten ist laut Expertin aber nicht weiter schlimm. Es gibt einige Tricks, die Veränderungen im Essverhalten bewirken können. Der Geschmack verändert sich außerdem ständig, wenn die Tomate mit sieben noch grausig war, kann sie mit acht schon zum fixen Gemüserepertoire gehören.

Die Lösung: kreativ werden

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Cooles Gesundes. Flickr, CC BY 2.0

Optische Reize sind extrem wichtig. Wer eine Mahlzeit für Kids zubereitet, sollte kreativ werden.

Bunt, also Lebensmittel in allen Farben des Regenbogens zusammen oder ein Tiergesicht mit Traubenaugen und Mandarinenmund basteln, das Ganze auf Geschirr in coolen Farben anrichten. Keksausstechformen können auch Vollkornbrotherzen zaubern, die natürlich lieber gegessen werden als öde Rechtecke. Pürieren! Zucchinisuppe, Tomatensauce- pürriert ist das Gemüse viel besser getarnt und wird eher angenommen, vielleicht sogar gern. Rohes kleinschneiden, zu Sticks und andere lustige Formen, das finden die Kleinen ziemlich cool.

Natürlich sollen Kinderhände nicht mir Messern hantieren – aber zermanschen oder Zutaten kneten können diese dafür um so besser. Mitmachen und kosten lassen, wo es nur geht, damit das Essen auf allen möglichen Ebenen kennengelernt und eben nicht mehr unterbewusst als gefährlich weil neu oder fremd eingestuft wird.

 

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