Warum die gute Kartoffelernte 2020 liegen bleibt

Aufgrund der Wetterbedingungen sind die Kartoffeln dieses Jahr größer – warum ist das ein Problem?

Kartoffeln, die in der Hand gehalten werden.
2020 verspricht eine gute Kartoffelernte, doch sie findet keine Abnehmer. Worin liegt das Problem? Bild: Land schafft Leben 2020

Im Vergleich zur Trockenheit der letzten beiden Sommer hat der Regen im Jahr 2020 für einen Anstieg in der mitteleuropäischen Kartoffelernte gesorgt. ExpertInnen schätzen den Ertrag allein in Deutschland auf 11,4 Millionen Tonnen, vor zwei Jahren lag dieser noch bei 8,9 Millionen Tonnen. 
Von der Knolle gibt es nicht nur mehr, sie ist tendenziell auch größer. Das liegt daran, dass die Trockenheit im Frühjahr zur Ausbildung von nur wenigen Knollen geführt hat, durch den Regen im Sommer sind diese dann sehr groß geworden. »Die Norm liegt bei etwa 30 bis maximal 65 Millimetern. Mit ihren über 65 Millimetern gelten sie schlichtweg als zu groß«, schreibt der Verein »Land schafft Leben«, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Einblicke in die Lebensmittelproduktion Österreichs zu geben, in einer Mitteilung vom 18. September.

Große Kartoffeln bleiben im Supermarkt liegen

Auf den Geschmack der Knolle habe die Größe jedoch nur wenig Einfluss. Dass niemand die großen Knollen kaufen wolle, sei Gewohnheitssache, sagt Franz Haslinger, der für die Kartoffelberatung von Bio Austria tätig ist. Weder große Biokartoffeln, noch große konventionelle Knollen würden im Supermarkt häufig gekauft. Die KundInnen sind kleine Kartoffeln gewohnt, um daraus Salzkartoffeln oder Kartoffelsalat zu machen. Große Kartoffeln finden hier wenige AbnehmerInnen. 
Bäuerinnen und Bauern wollen ihre Kartoffeln möglichst klein halten. In der Biolandwirtschaft werden hierfür beispielsweise die Blätter der Kartoffeln, das sogenannte Kartoffelkraut, abgeschnitten um so ein weiteres Wachstum zu verhindern.

Wie geht es mit den Kartoffeln weiter?

Was mit den Kartoffeln geschieht, die in Österreich keine Abnehmer finden, weiß der Experte Franz Haslinger. Diese würden entweder zur Stärkegewinnung weiterverwendet oder eingelagert und dann ab dem Jahreswechsel nach Osteuropa exportiert. Dort gäbe es andere Kochgewohnheiten und auch große Knollen fänden AbnehmerInnen.

Auch die GroßabnehmerInnen der konventionellen Kartoffeln haben dieses Jahr Schwierigkeiten. In der Gastronomie und der weiterverarbeitenden Industrie machen sich die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie bemerkbar. Die Kartoffelnachfrage ist geringer, allein in Deutschland konnten laut dem Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie mehrere 100.000 Tonnen Verarbeitungskartoffeln nicht verwertet werden. Abnahmeverträge werden gekündigt und durch das große Angebot und die Aussichten auf eine weiterhin große Ernte sinken die Kartoffelpreise. 

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