Hosen für abgeschirmte Hoden

Handystrahlen sollen sich negativ auf die männliche Spermien-Produktion auswirken. Das Eco-Label Torland bietet deshalb Jeans mit abschirmender Strahlenschutz-Tasche. 

Wie kann man ein klassisches Produkt, das jeder kennt, mit Innovationsgrad versehen, und mit dem, was man in der Geschäftswelt einen USP, einen Unique Selling Point, nennt, also einem Alleinstellungsmerkmal? Das Jeans-Label Torland hat beim Versuch, genau das zu schaffen, zwei eigene Wege eingeschlagen. Zum einen werden die Torland-Jeans nachhaltig aus Bio-Baumwolle produziert. Und zum anderen bietet das Torland Jeans mit einem besonderes Feature: Die Hosen haben Smartpocket genannte Tasche, durch die das darin steckende Handy abgeschirmt wird. Oder besser gesagt: Die Träger der Hosen werden von Handystrahlen abgeschirmt. Das Label sieht einen ziemlich guten Grund für diese Schutzfunktion: Es geht um nicht weniger als die Fruchtbarkeit der Träger der Hosen.

Durch den Einsatz eines bestimmten Gewebes aus Baumwolle und Metallfasern soll die Handystrahlung, die auf die Körper der Träger der Hosen wirkt, um 95 Prozent reduziert werden. Denn „Studien belegen, dass elektromagnetische Strahlung die Qualität der Spermien mindert“, heißt es von Torland. Um die in Istanbul produzierten Strahlenschutz-Hosen auf den Markt zu bringen, startet das Label aktuell eine Crowdfunding-Kampagne.

Strahlungsschäden … wirklich?

Handystrahlung, die Spermien beschädigt – Ist da überhaupt irgendwas dran? Aus der Luft gegriffen ist die These, dass das Smartphone in Hodennähe eine Gefahr für Spermien darstellt, nicht. Grundsätzlich kann elektromagnetische Strahlung biologische Effekte haben und die sind auch messbar. Darüber, ob, auf welche Weise(n) und wie stark das allerdings die menschliche Gesundheit beeinträchtigen kann, besteht kein wissenschaftlicher Konsens. Nicht zuletzt ein 1996 gestartetes WHO Projekt zum Titel Electromagnetic Fields Project dazu läuft nach wie vor, der Weltgesundheitsorganisation zufolge sind zu den Auswirkungen dieser Form von Strahlung bisher 25.000 wissenschaftliche Artikel erschienen.

Auch speziell zur Abnahme der Spermienqualität in Industrieländern gibt es inzwischen eine ganze Reihe medizinischer Studien, und auch hier wird sie Rolle, die elektromagnetische Strahlung aus Handys dabei spielt, wird seit Jahren erforscht und kontroversiell diskutiert. Torland-Gründer Sascha Hümbeli hat dazu eine ganze Reihe von Links zu Studien aus den vergangenen Jahren auf der Website seines Labels zusammengestellt.

Allerdings war es nicht die medizinische Forschung, die den Anlass zur Entwicklung der Strahlenschutz-Jeans bot, wie Hümbeli berichtet: „Der Auslöser war nicht der Strahlenschutz, sondern die Praktikabilität. Ich habe mein Handy immer in der Vordertasche meiner Jeans getragen. Und das hat mich eigentlich schon immer gestört. Ich dachte mir irgendwann, es müsste doch eine Lösung geben, für eine Handytasche, die praktisch ist. Und dann habe ich vor ungefähr einem Jahr begonnen, verschiedene Taschenformen und –Positionen zu testen. Dabei kam ich auf die Idee, die Tasche in die Seitennaht einzubauen. Und erst dann hat mich jemand darauf aufmerksam gemacht, dass es ja auch gut sei, wenn das Handy weiter weg ist von den Spermien. Und ich dachte mir: Ja, stimmt eigentlich. Das ist ja auch wichtig, dass die Spermien keiner Strahlung ausgesetzt sind. Dann machen wir doch gleich ein Abschirmgewebe dran.“ Dieses Abschirmgewebe mussten Hümbeli und sein Team nicht selbst entwickeln: „Ich habe danach gesucht und dann habe ich in einem Online-Shop ein passendes Gewebe-Produkt gefunden. Es gibt eine Schweizer Firma, die dieses Gewebe entwickelt und vertreibt. Die habe ich dann direkt kontaktiert.“

Katrin Tschürtz und Sascha Hümbeli haben die Handystrahlenschutz-Jeans namens Torland Pioneer entwickelt. (Bild: Sascha Hümbeli, Torland)

Kein Grund zur Panik

Die Entwickler beim Label Torland sind nicht die ersten, denen der Schutz männlicher Spermien vor Handystrahlung ein textiles Anliegen ist. Das britische Unterwäschelabel Wireless Armour brachte schon 2014 Boxershorts auf den Markt, deren Gewebe Silberfasern nutzt, um die Hoden des Mannes vor Handystrahlung zu schützen. „Protect your most important assets“ lautet das Motto des Labels. Und auch in den USA soll sich in diesem speziellen Marktsegment einiges tun, wie Sascha Hümbeli erzählt: „Was ich weiß, ist, dass sich schon einige Leute damit befasst haben. In den USA gibt es jemanden, der Patches anbietet, die man auf die Innenseite seiner Hosentasche kleben kann.“

Wer noch keine Jeans, Unterwäsche oder Hosentaschen-Patches besitzt, die seine Spermien vor den Strahlen aus dem Smartphone schützen, muss wohl dennoch nicht gleich in Panik verfallen. Professor Stefan Schlatt, Direktor des Zentrums für Reproduktionsmedizin an der Uni Münster erklärte erst im vergangenen Jahr auf Nachfrage der Zeitung „Die Welt“, ob die Spermienkrise Grund zur Besorgnis biete: „Die Männer in den westlichen Industrienationen haben immer noch rund 47 Millionen Spermien je Milliliter Ejakulat. Das ist schon eine stolze Zahl; damit ist der Mann sehr fertil.“ Wer sich dennoch Sorgen um seine Fruchtbarkeit macht, hat bei der Biorama Fair Fair die Möglichkeit, die schützenden Jeans von Torland besser kennenzulernen.

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