Essen vom Dach

Ich versuche herauszufinden, wie es gehen könnte, sich von Lebensmitteln zu ernähren, die innerhalb der Stadtgrenze angebaut wurden. Eine Möglichkeit zeigt Christian Bühner, bei dem ich vorgestern zu besuch war: Der Unternehmer hat sich im 4. Bezirk einen riesigen Dachgarten angelegt, in dem allerhand wächst – Kräuter, Gemüse, ja sogar ein Zwetschken- und ein Marillenbaum. Seit 1999 hat Bühner seinen Garten über den Dächern Wiens, über den Sommer schläft er sogar in seiner Gartenlaube im Freien. Wie er mir erzählte, erntete er im Vorjahr 150 kg Topinambur und holte zur Erntezeit 3 kg Paradeiser pro Woche von den Stauden. Was Kräuter angeht, ist er völliger Selbstversorger, er trinkt viel Tee, bereitet sich Pesto oder streut Basilikum & Co. frisch vom Strauch über sein Gericht (Pasta scheint sein Hauptnahrungsmittel zu sein – das Getreide für die Nudeln baut er allerdings nicht selbst an.

200m² bewirtschaftet Bühner – „der Garten ist etwa so groß wie das, was eine Familie in der Sowjetunion als Datscha bekam“, sagt er. Um sich den Traum vom Garten mitten in der Stadt zu erfüllen, waren allerdings ziemliche Investitionen notwendig. Auch das Verhältnis von Gartenarbeit zum Ertrag lässt sich nicht als ökonomisch rentabel beurteilen. Dafür hat sich Bühner einen Traum erfüllt. „So eine Lebensqualität hast du sonst nirgends“, sagt der Mann, der nach lukrativen Anwalts- und Werbeagentur-Jobs ein lockeres Leben mit Gartenarbeit, Meditation und langen Auslandsaufenthalten im Winter führt. Der Garten ist jedenfalls eine Oase. Und die Erdbeeren, die im Gestrüpp wachsen, schmeckten hervorragend.

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