E-LKW: 340 Pferdestärken für die Bierstadt Salzburg

In Zukunft soll Bier elektrisieren. Zumindest wird ein Versuch gestartet es elektrisch zu liefern. (Foto: MAN/Stiegl; Montage: Biorama)

Bierkutsche mit Elektro-Antrieb: Stiegl-Brauerei startet Feldversuch mit E-LKW in Salzburg-Stadt – auch zur Vorbereitung auf das erwartete Diesel-Verbot.

Zusätzlich zu ihren 120 LKW hat die Stiegl-Brauerei zum Ausliefern ihres Bieres im Salzburger Stadtgebiet auch zwei Pferdekutschen im Einsatz. Ab November 2017 ist diese traditionelle Form der Logistik nicht das einzige ungewöhnliche Transportmittel der Brauerei. Ihr Hopfengetränk soll dann in einer Testphase erstmalig mit einem E-Lastkraftwagen (E-LKW) ausgeführt werden. „Wir schauen uns an, wie gut sich der Elektroantrieb im Stadtverkehr macht – kurzum wir machen den Praxistest“, erklärt Logistikgeschäftsführer Thomas Gerbl. Denn während die Kutsche ein Relikt der Vergangenheit bleibt, soll der E-Mobilität im Warentransport die Zukunft gehören.

Gewohntes Stadtbild in Salzburg: Norikerkutsche liefert Bier an Lokale aus. Künftig wird der Fuhrpark um E-LKW verstärkt. (Foto: Stiegl)

Die Stiegl-Brauerei ist Mitglied des Council für nachhaltige Logistik (CNL), einer österreichweiten Vereinigung von fünfzehn Unternehmen der Logistik-, Handels- sowie der Produktionsbranche. Die Firmen, zu denen auch SPAR, DM Drogerie Markt und das Logistikunternehmen Gebrüder Weiss zählen, versuchen ihre Logistikabläufe umweltschonender zu gestalten. Die Vereinigung hat sich zum Ziel gesetzt, ab 2020 mehr E-Fahrzeuge im urbanen Raum einzusetzen. Bereits Ende Februar hatte das CNL deshalb eine Vereinbarung mit dem LKW-Hersteller MAN getroffen, die E-LKW des Unternehmens zu testen. Mit der Hilfe des dadurch gewonnenen Wissens möchte MAN ab Ende 2018 rund 200 Stück produzieren – ab 2021 sollen die E-LKW dann in Serie gehen.

„Loten aus wie sich Nebenaggregate auf Batteriekapazität und Reichweite auswirken.“ (Franz Weinberger, MAN)

Im oberösterreichischen Steyr produziert MAN erstmals Lastkraftwagen mit Elektroantrieb. Zum Einsatz kommen sollen sie u.a. in Salzburg-Stadt. (Foto: MAN Truck&Bus AG)

Der „eTruck“ von MAN hat eine Leistung von 250 Kilowatt (kW), das entspricht 340 Pferdestärken (PS), und hat eine Zielreichweite von 200 Kilometern. „Bei dem Feldversuch mit neun Mitgliedern des CNL versuchen wir beispielsweise auszuloten, wie sich elektrisch betriebene Nebenaggregate auf die Batteriekapazität und somit die Reichweite auswirken“, sagt MAN-Sprecher Franz Weinberger. Das Interesse an den Fahrzeugen sei groß, da viele Unternehmen befürchten, dass Städte in Zukunft zumindest teilweise Fahrverbote für dieselbetriebene Transportmittel erlassen. Der politische Druck steige – „obwohl moderne Euro 6 LKW durch den geschlossenen Partikelfilter absolut feinstaubfrei sind“, so Weinberger.

Auch künftig beim Ausführen der Bierfässer aktiv: Kutscher Herbert Schröder mit seinen Noriker-Hengsten Lenz und Lord (Foto: Standbild)

Studie zeigt: Energiebedarf für LKW steigt
Wie wichtig die Umstellung von Verbrennungsmotoren zu Elektromotoren ist, verdeutlicht eine kürzlich veröffentlichte Publikation des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ). Basierend auf Daten der Statistik Austria und Eurostat errechnete der VCÖ, dass alleine im österreichischen LKW-Inlandsverkehr zwischen 1990 und 2015 der Energiebedarf um 66 Prozent angestiegen ist. Dies bekräftigen Daten des Umweltbundesamtes (UBA) wonach 2015 71 Prozent des Güterverkehrs über die Straße abgewickelt wurden. Neben einer Forcierung des Bahnverkehrs sollen laut dem Umweltbundesamt vermehrt E-Kraftfahrzeuge eingesetzt werden.
Dass dies geschieht, hofft nicht nur die VW-Tochter MAN.


Schon an diesen anderen Stellen haben wir uns bei BIORAMA mit der Elektromobilität beschäftigt.

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