Downshifting: LOVOS – Nachhaltigkeit nach dem Hype

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Eigenversorgung á la LOVOS © Marlene Mautner

Vergesst alles, was ihr über LOHAS wusstet, die LOVOS sind gekommen, um zu bleiben, auch nach dem Hype.

Jedes Jahr werden die Anzeichen deutlicher: Die Weltbevölkerung wächst, die Ressourcen werden knapper, der Overshootday findet früher statt, wir leben „auf Pump“! Fragen nach dem zunehmenden Städtewachstum, alternativen Energiequellen und globaler Lebensmittelgrundversorgung rücken somit immer dringlicher in den Fokus. Diese Situation wird sich so schnell auch nicht zum positiven Ändern oder sich gar stabilisieren, ganz im Gegenteil. Immer klarer formiert sich daher eine besondere Strömung in unserer Gesellschaft, abseits des Konsumwahns. Benennen kann man diese Vertreter mit dem chicen Green-Marketing-Hilfsausdruck LOVOS, der für Lifestyles of Voluntary Simplicity steht.

LOHAS, LOVOS, NOGOS??

Die sogenannten LOVOS positionieren ihren Lebensstil im Downshifting, sie leben einfach und verzichten. Downshifting bedeutet in diesem Fall nicht die Verringerung von Arbeitszeit, um Erkrankungen wie das Burn-Out-Syndrom zu vermeiden, sondern die Reduktion von materiellen Konsum. So gesehen handelt es sich dabei um eine weitere Form der Askese, die schon bei den Stoikern in der Antike in diesen Zügen anklang fand. Der römische Philosoph Seneca, zum Beispiel, manifestierte seine selbstbeherrschende Überzeugung nicht nur im Verzicht von Luxusgütern, sondern wanderte auch schon früh zum Vegetarismus über. Die Idee, sich dem Massenkonsum und Kapitalismus abzuwenden, ist also nichts neues.

« Portrait de Sénèque d'après l'antique » (le Pseudo-Sénèque), burin (H. 29 cm ; l. 20 cm) réalisé d'après Pierre Paul Rubens vers 1638 par Lucas Vorsterman. – Œuvre N° [(Réserve CC 34 J (boîte in-folio 2)] de la Bibliothèque nationale de France de Paris. Photographie réalisée lors de l'exposition temporaire l'Europe de Rubens - Musée du Louvre (Lens) .

Seneca, allerserster LOVOS-Vertreter? © Wikimedia

LOVOS verbinden diesen Gedanken allerdings mit der gewissen Portion Nachhaltigkeit, die man auch in der Spezies der LOHAS schon fand. Der große Unterschied zwischen den beiden liegt aber in ihrem Konsumverhalten: Weniger ist mehr funktioniert als Leitspruch für die Downshifting-Vertreter. LOHAS hingegen lieben den Konsum, der zwar nachhaltig sein soll, aber trotzdem Genuss im Verbrauchen in den Vordergrund stellt. Sie sind also ganz klar eine Marketingzielgruppe. LOVOS hingegen sehen ihren Nicht-Konsum als politisches Statement. Damit trotzen sie dem Vorwurf, mit dem LOHAS-Anhänger seit einer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Auftrag gegebenen Studie konfrontiert sind: Nämlich als unpolitische Verbrauchergruppe mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel ökologische Veränderung erreichen zu wollen.

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© Marlene Mautner

LOVOS tun alles, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Sie kaufen ihre Klamotten im Second-Hand-Laden, ihr Strom ist sauber und das Gemüse frisch aus dem Garten. Selbstversorgung steht an oberster Stelle, mit Gemüsebeet oder vielleicht sogar eigens bestelltem Feld achten LOVOS auf die Herkunft ihrer Lebensmittel. Gekocht wird dann am liebsten selbst. Viele Downshifting-Vertreter versuchen mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung auch ihren Lebensmittelkonsum in nachhaltige Bahnen zu lenken. Sehr beliebt ist auch das Recycling oder Upcycling von alten Dingen, die damit ohne zusätzliche Ressourcenverschwendung an neuen Wert gewinnen. Die DIY-Attitüde hilft LOVOS, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Handcrafted funktioniert das am besten, denn was garantiert

Hast du das Zeug zum LOVOS?

Wenn du dich jetzt fragst, ob dir ein einfacher Lebensstil zusagen würde, kannst du ja die 100 Things Challenge ausprobieren. Ins Leben gerufen wurde diese von David Michael Bruno, ein US-amerikanischer Blogger, dem das ansteigende Konsumverhalten der Amerikaner zu viel wurde. Theoretisch funktioniert seine Challenge ganz einfach: Reduziere deinen Besitz auf 100 Gegenstände, die du zum Überleben brauchst. Das hört sich viel an, wenn man dann aber einmal anfängt, seine Lieblingsteile aufzuschreiben, kommt ganz schön viel zusammen. Die drei R-Regeln sollte man laut David Bruno während der Challenge immer im Kopf behalten: Reduce – Refuse – Rejigger! Reduziere alte Sachen, lehne neue ab und überdenke immer wieder deine Prioritäten.

 

 

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