Die Würze des Lebens

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© Flickr: Alexander Mueller

Chili – der gesunde Scharfmacher unter den Schattengewächsen.

Scharfes Essen kann das menschliche Sterberisiko um 14% mindern – das behaupten zumindest Forscher einer Beobachtungsstudie in China. Letzte Woche wurden nun die Untersuchungen von Wissenschaftlern der Chinese Academy of Medical Sciences im British Medical Journal veröffentlicht. Fast 500.000 TeilnehmerInnen wurden aus 10 verschiedenen Regionen Chinas ausgewählt, um ihr Essverhalten sieben Jahre lang von dem Forschungsteam analysieren zu lassen. Die Versuchspersonen waren alle zwischen 30 und 79 Jahren, hatten keine Herzprobleme, Krebs oder andere schwerwiegende Erkrankungen. Während der Langzeitstudie konnte ein Zusammenhang zwischen scharfem Essen und einem gesundem Leben gefunden werden. Die Forscher konnten ein um 14% geringeres Sterberisiko bei TeilnehmerInnen beobachten, die fast täglich Scharfes zu sich nahmen. Bei Frauen und Männer wurde dieser Effekt im gleichem Ausmaß festgestellt. In Verbindung mit Alkohol schwächte die gesunde Wirkung der Extraportion Schärfe allerdings ab.

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© Flickr: Luke Hoagland

Personen, die wöchentlich oder sogar täglich scharfe Gerichte aßen, gaben im Zuge der Studie vor allem Chilis als verwendete Zutat an. Und das in jeglicher Form: Frisch, getrocknet, als Chilisauce oder Chiliöl. Warum gerade Chilischoten in der Studie als positiver Scharfmacher auffielen, liegt an ihrem Wirkstoff.

Capsaicin heißt dieser und zählt zu den Alkaloiden. Er ist nicht nur in Chilis, sondern auch in verschiedenen Paprikasorten enthalten. Capsaicin ist dafür verantwortlich, dass es brennt! Und das kommt nicht von ungefähr: Beim Genuss von scharfem Essen reagieren die Thermorezeptoren auf der Zunge, der  Schmerzrezeptor TRPV1 wird aktiviert. Dadurch wird unserem Gehirn vermittelt, dass es auf der Zunge wehtut, oder eben brennt. Inklusive Schmerzreiz werden außerdem Endorphine freigesetzt, die wohl für unsere Lust nach der gewissen Schärfe verantwortlich sind. „Scharf“ ist also im eigentlichen Sinne gar kein Geschmack, sondern vielmehr ein Schmerzempfinden.

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© Flickr: pelican

Was kann nun eine einfache Chilischote, außer uns ordentlich zum Schwitzen bringen?

Neben einer antibakteriellen Wirkung haben capsaicinhaltige Lebensmittel noch ganz andere Vorteile. Chili ist zum Beispiel ein einfaches Mittel zur Bekämpfung eines zu hohen Cholesterinspiegels. Der Wirkstoff Capsaicin hilft nämlich nicht nur im Darm bei der Aufspaltung des Cholesterins, sondern senkt sogar das LDL-Cholesterin. Dieses ist für die Verstopfung von Arterien durch Alblagerung an den Gefäßwenden verantwortlich und erhöht dadurch bei häufiger Zufuhr das Herzinfarktrisiko. Seit 2007 konnte in verschiedenen Studien nachgewiesen werden, dass Capsaicin auch hilfreich in Sachen Krebsvorsorge ist. Durch seine antioxidative Wirkung löst das Alkaloid das natürliche Zellsterben von bestimmten Krebsarten aus. Außerdem helfen Chilischoten dem menschlichen Körper bei der Verdauung.

Wer jetzt schon zur Tabasco-Flasche greift, sollte jedoch eines beachten: Exzessiv war noch nie gesund. Deshalb gilt auch beim Gesundheits-Allrounder Chili – immer nur nach Maß.

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