Buchrezension: »Mein grüner Hund«

Ein Buch für alle, die sich fragen, ob sie sich einen Mischlingswelpen aus dem Tierheim, einen Rassehund oder einen importierten Streuner anschaffen.

Bild: Unsplash/Glen Carrie.

Wer sich einen Ratgeber mit klaren Empfehlungen erwartet, wird von »Mein grüner Hund« eher enttäuscht sein. Immerhin verspricht die Frage auf der Rückseite – »Wie geht Weltrettung mit Hund?« – die eine oder andere Antwort. Nur das erste Kapitel (»The Wurst Is Over«) widmet sich wirklich »grünen« Themen. Darin stellt sich Kathrin Hartmann der bitteren Wahrheit, dass tierliebende HundehalterInnen durch die weitestgehend fleischbasierte Fütterung ihrer Lieblinge das Elend der industrialisierten Nutztierhaltung unterstützen und dass Fütterungstrends wie das Barfen weder artgerecht noch ökologisch vertretbar sind. Ihren eigenen Hund, den Zwergschnauzer Toni, füttert Hartmann weitgehend pflanzlich. Stimmt schon: dass eine vegane Fütterung von ausgewachsenen Hunden problemlos möglich ist, sollte sich endlich herumsprechen.

Darüber hinaus bietet das Buch eine Aneinanderreihung lesenswerter Reportagen: Hartmann besuchte die Straßenhunde Südosteuropas und diejenigen, die sich ihres Leids annehmen, das Wolf Science Center in Ernstbrunn und eine internationale Rassehundeausstellung, um sich mit den Auswüchsen der Qualzucht von Mops und Französischer Bulldogge auseinanderzusetzen. Auch der ausbeuterische Welpenhandel und die überholten Ansätze autoritärer Hundeerziehung bekommen je ein Kapitel. Erst im Anschluss an diese Reportagen, in denen immer wieder Toni als emotionaler Bezugspunkt auftaucht, findet sich das im Untertitel versprochene »Plädoyer für ein faires Leben mit unseren Vierbeinern«. Mit seinen sieben Seiten ist es leider viel zu kurz geraten und hört gedanklich gerade da auf, wo es spannend wird. »Die Sache der Tiere muss unbedingt politisch werden«, fordert Hartmann – und beruft sich auf den US-amerikanischen Verhaltensforscher und Biologen Marc Bekoff, der davon überzeugt ist, dass die liebevolle Beziehung zu Hunden helfen könne, die real existierende »Empathiekluft« zwischen dem Menschen und allen übrigen Tieren zu überwinden. Insgesamt nichtsdestotrotz inspirierend.

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BIORAMA #78

Dieser Artikel ist im BIORAMA #78 erschienen

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