Biologisch abbaubar – aber ja nicht auf dem Komposthaufen!

Auf Verpackungen verwendet die Industrie gerne den Begriff biologisch abbaubar. Was aber bedeutet er und wo liegt der genaue Unterschied zu kompostierbar?

Klar, biologisch abbaubar ist alles. Es kommt eben ganz darauf an, wie lange man darauf wartet. Die Bananenschale braucht dafür zwei Jahre, ein Zigarettenstummel sieben und eine Plastikflasche ganze 5000 Jahre. Doch wie umweltfreundlich sind kompostierbare Müllsackerl, Zellulosefolien und Kaffeekapseln wirklich?

DIN ISO EN 13432 und Co.

Was kompostierbar ist, und was nicht, das ist per EU-Norm geregelt. Wie könnte es anders sein? Kompostierbar ist demnach nämlich, was innerhalb von sechs Monaten zu 90 Prozent unter aeroben Bedingungen abgebaut ist. Einfach ausgedrückt. Wer die vier genauen Bedingungen nachlesen will, findet sie hier. Der Begriff biologisch abbaubar ist dagegen eher schwammig. Bei verschiedensten Tests – hier wird unterschieden zwischen leichter und inhärenter biologischer Abbaubarkeit – der OECD 301 und 302-Reihe ist kein genauer Zeitraum angegeben, in dem der Stoff abgebaut werden muss. Darüber hinaus gibt es noch das biobasierte Plastik. Das auf pflanzlichen statt auf fossilen Rohstoffen basierende Plastik ist nicht biologisch abbaubar oder kompostierbar. Im Gegenteil, es ist genauso schlecht für Umwelt und Meere wie herkömmliches Plastik, so Dipl.-Ingenieur Wojciech Rogalski, Leiter für Strategie und abfallwirtschaftliche Grundlagenplanung in Wien. Einige PET-Flaschenhersteller benutzen es und haben dabei keinen Mehraufwand in der Herstellung, da das Monoethylenglycol sowohl vom pflanzlichen, als auch vom fossilen Rohstoff her gleich ist.

biologisch abbaubar Verpackungen

Der Aufdruck biologisch abbaubar schmückt viele Verpackungen.

Und was davon kann auf den Kompost?

Auf allen möglichen Dingen steht biologisch abbaubar, so gut wie nichts davon ist aber wirklich für den Komposthaufen im Garten gedacht und somit im gleichen Sinne biologisch abbaubar wie wir es als Konsumenten erwarten. Der Großteil ist für die Tonne. Die Mülltonne. Denn selber recyclen können wir diese Stoffe nicht, der Müll muss von der kommunalen Abfallwirtschaft getrennt und dann entsprechend verwertet werden. Und was machen die mit der Zellulosefolie – übrigens aus Holz – über den Äpfeln? Die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Abfallwirtschaft Wien, Ulrike Volk, sagt, die Folie werde als Störstoff aus dem Biomüll entfernt und mit anderen Störstoffen wie Kunststoffverpackungen gesondert energetisch verwertet. Das heißt, die Zellulosefolie wird mit dem normalen Hausmüll zusammen verbrannt. Mitarbeiter der Abfallwirtschaft im oberösterreichischen Linz hingegen, wissen nicht, wie eine solche Zelluloseverpackung aussehe und falls diese ähnlich einer Plastikfolie sei, würde sie ebenfalls zur Energiegewinnung verbrannt.

Auch Waschmittel tragen das Etikett biologisch abbaubar. So zum Beispiel das, der Bipa Eigenmarke bi good. Der einzige Unterschied zu herkömmlichen Waschmitteln ist jedoch nur der Einsatz von „ökologisch sinnvolleren Tensiden“ wie Alkylbenzolsulfonate, welche nicht mehr so hart zur Umwelt sind wie die früher verwendeten Tenside um Alkan- und Benzolsulfonate und Co. Auch der Reinigungsmittelhersteller Dr. Beckmann gibt in einem Interview an, dass trotz des Aufdrucks biologisch abbaubar –  „keine Ableitung getroffen werden [könne], dass dieses Produkt umweltfreundlicher ist als ein anderes Produkt“.

Komposthaufen

Wirf nur Mist auf den Komposthaufen, wenn du dir sicher bist, dass er auch kompostierbar ist und nicht nur biologisch abbaubar.

Kompostierbar ist bereits eine ganze Menge, von Müllsackerl über Kaffeekapseln lassen sich viele Unternehmen immer wieder neues einfallen. Der grüne Kaffeehersteller Fabico Coffee beispielsweise verkauft Kapseln aus Biokunststoff, die man auf den Misthaufen im Garten werfen kann und die mithilfe von Bakterien innerhalb von 150 Tagen verrotten. Auch der italienische Kaffeeriese Lavazza verkauft seit diesem Jahr kompostierbare Kapseln, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Und die Müllsackerl der dm-Eigenmarke Profissimo können samt Biomüll auf dem Komposthaufen landen und sind laut der oben genannten Norm bereits nach sechs Monaten so gut wie abgebaut. Mit Grünschnitt vermischt geht die Kompostierung sogar noch schneller, sagt ein Mitarbeiter des Drogeriemarkts.


Biorama hat sich schön öfter mit Kompost und dem Abbau von Mist beschäftigt:

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