Biobauern aus verschiedenen Welten

Nepal

Auf nepalesischen Feldern werden Kräuter angebaut, in Europa werden sie vermarktet. Durch eine gemeinsame Initiative wird es damit möglich, die Lebens- und Arbeitssituation nepalesischer Kleinbauernfamilien zu verbessern.

2012 war ein gutes Jahr für eine spannende, entwicklungspolitisch motivierte Wirtschaftspartnerschaft zwischen Österreich und Nepal: Ausgehend von einer 2008 unternommenen Reise ins ferne Nepal und den dabei gewonnenen Eindrücken, reifte am Adamah Biohof vor den Toren Wiens der Entschluss, ein solidarisch ausgerichtetes Projekt von Biobauer zu Biobauer ins Leben zu rufen: die europäische Marktentwicklung für zertifizierte Bio-Produkte der Initiative Oneworld – ayurvedische Demeter-Teemischungen und die weltweit ersten bio-zertifizierten Räucherstäbchen.

Demeter und geregelte Arbeitszeiten

Vor mehr als 13 Jahren landete der deutsche Agrarökonom und Tropenlandwirt Peter Effenberger im Land am Himalaya. Er verwirklichte gemeinsam mit dem nepalesischen Sozialarbeiter Shyam Hada einen Traum: die Gründung der ersten nach bio-dynamischen Prinzipien arbeitende Farm Nepals. Auf dieser, 140 Kilometer westlich der Hauptstadt Kathmandu gelegenen Demeter-Farm begann Effenberger, Kräuter anzubauen und Arbeitsplätze für die Landbevölkerung einzurichten, völlig anders als sonst im Land üblich: gleicher Lohn für Männer und Frauen, Krankenversicherung, geregelte Arbeitszeiten, freie Verpflegung, Trainings.

Farmarbeiterin Nepal

Mit der Zeit entstanden erste Produktideen und Herstellungsversuche. Das jahrtausende Jahre alte Wissen des Ayurveda, das auch Teil der Kultur Nepals ist, lieferte die Grundlage zu verschiedenen Kräuterteemischungen. Parallel dazu wurden auch Kräuter zum Räuchern angebaut. Diese Idee entsprang den Beobachtungen Effenbergers, dass die indische Räucherstäbchen-Industrie mithilfe bitterarmer nepalesischer Kleinbauern skrupellos die Natur der Himalaya-Region plündert. Dies führt dazu, dass immer mehr wertvolle Pflanzen vor der Ausrottung stehen. In Folge kommen tausende indische Räucherstäbchen auch nach Europa, wo sie gekauft werden, ohne das Wissen, dass im Himalaya Menschen und Umwelt leiden.

Der Pionier und der Marktentwickler

2008 reiste Effenberger – inzwischen erster Demeter-zertifizierter Biobauer Nepals, mit seinen Tees und Räucherstäbchen nach Europa. Dort traf er seinen langjährigen Freund Ralph Liebing, den er 1983 am Emerson-College in England kennengelernt hatte, wo beide einen Spezialkurs für bio-dynamische tropische Landwirtschaft und ländliche Entwicklung besucht hatten. Während Effenberger seinen Weg zum passionierten Demeter-Pionier weiterging, wurde aus Liebing ein international tätiger Experte für Bio-Marktentwicklung – eine Glücksfügung, wenn man so will. Es entstand die Idee, das Projekt aus Nepal zu fördern und Gerhard Zoubek vom Adamah Biohof wurde ins Boot geholt. 2012 wurde von der Deutschen Welthungerhilfe ein ländliches Entwicklungsprojekt bewilligt. Dies kommt dem einstigen Waldnomadenvolk der Chepangs zugute, das den wachsenden Bedarf an Kräutern für die Teemischungen und Räucherstäbchen produziert. 650 Familien, also zirka 2.500 Personen, sind in nun in der Lage, ihre bis dato von Armut geprägte Lebenssituation langfristig entscheidend zu verbessern. Aus Freundschaft und gegenseitiger Wertschätzung ist somit eine wirkungsvolle Initiative entstanden, die hunderten Menschen in Nepal zu einer besseren Zukunft, menschenwürdigen Lebensbedingungen und dem Erhalt ihrer Würde verhilft.

www.oneworld-alc.org
www.nepaligardens.com

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