Bauernhäuser – zwischen Tradition und Moderne

© 2015 de leon & primmer architecture workshop. | Mason Lane

Manch einer mag mit Bauernhof und Bauernhaus modrige Bretter, kalte Zugluft, Plumpsklos und den Geruch nach Kuh und Mist verbinden. Es geht auch anders – ob in Prag, Niederösterreich oder im fernen Texas: die neu Interpretation von Bauernhäusern liegt im Trend. Eine Auswahl.

© Christoph Theurer

© Christoph Theurer | Bauernhaus in Niederösterreich


Viel Aluminium in Niederösterreich

Unten: das originale Bauernhaus – mit geschindeltem Dach, welches in seiner Vollkommenheit das rund 200 Jahre Gemäuer unter sich vor Regen, Wind und Wetter schützt. Darüber: Glas und Aluminium; ein Anbau mit Kontrast. Die Verbindung der beiden Bauelemente sollte dennoch deutlich ausfallen, das Alte nicht von Neuen überschattet werden um die beiden Gebäudeteile in Harmonie koexistieren lassen zu können.

Der Innenhof wird von drei alten Gebäuden eingerahmt, Scheune, Wohnhaus und Durchfahrtsteil mit Tor wurden übernommen und erhalten; sie bilden den traditionell-bäuerlichen Teil des Anwesens. Der Anbau aus unbehandeltem Aluminium schimmert metallen und ist vom Boden bis zum Flachdach mit gescheiteltem Holz angefüllt. Dieses hat nicht nur eine isolierende, sondern auch eine integrative Wirkung, so passt sich der Anbau umso besser in die ländliche Umgebung ein. Designt, gebaut und bewohnt von propeller z.

@ Olsen Studios

@ Olsen Studios | Farmhaus in Texas

Dallas lässt grüßen

In der Nachbarschaft von Preston Hollow, Dallas, hat sich das Achitekturbüro aus Texas von der dortigen, traditionellen Architektur einfacher Bauernhäuser insipirieren lassen, und begonnen zu bauen. Dort steht jetzt ein neues Bauernhaus, gezeichnet von Innovationsgeist und Moderne, dem alten Stil in einigen Punkten dennoch treu und gar nicht so unähnlich.

Kleine Pavillions mit Giebeldächern bilden in ihrer Kombination ein einziges, großes Wohngebäude. Das Besondere: Sie stehen nicht für sich alleine, als abgeschlossene Einheiten, sondern sind durch gläserne Durchgänge verbunden. Charakteristisch sind in jedem Fall die Bretter und Latten, die in der Optik dominieren. In Verbindung mit Fenstern und freigiebigen Glasflächen, die bei Nacht die Umgebung erhellen, entsteht ein Gefühl einzigartiger Modernität im Herzen von Texas.

© 2015 de leon & primmer architecture workshop.

© 2015 de leon & primmer architecture workshop. | Mason Lane Farm

Bambus, Barn und Heuboden

Saisonales Lager für Heu und Getreide, Lagerraum für Traktoren und Mähdrescher und eine Tankstation beinhalten die Gebäude der Mason Lane Farm im amerikanischen Indiana. Das Design der Neuen Stall- und Lagerräume ist tief verwurzelt in der Einfachheit von regional-traditionellen Farmstrukturen und dennoch innovativ und von modernem Zeitgeist geprägt. Vor allem bei der Wahl der Materialien legten die Architekten Wert auf Nachhaltigkeit und schonung von Reccourcen, bis zu 40% sind recycelt. Barn B besteht zu Gänze aus einem Geflecht lokal geernteten Bambus, welches durch die Freiluft-Struktur das Heu schneller trocknen lässt. Barn A, das Hauptgebäude aus Holz und geripptem Matall, ist zu Barn B in einem spitzen Winkel ausgereichtet, wodurch einen natürlicher Innenhof entsteht.

© Shai Gil Fotography

© Shai Gil Fotography | Mineral Springs im Naturreservat

Moderne im Naturreservat

Mitten auf dem kanadischen Hügelzug des Niagara Escarpments, ein UNECSO Bioshärenreservat, thront Mineral Springs, ein Bauernhaus, das Tradition mit Moderne verbindet; wortwörtlich. Das alte Farmgebäude ist mittels eines gläsernen Durchgags mit dem neuen, einstöckigen Zubau verbunden. Dessen rost-rote Fassade entsteht durch die Verwendung einer Kombination aus Holz und Stahltafeln und wird nur durch große Glasfronten an den Längsseiten des Kubus durchbrochen.

Geplant und umgesetzt von Superkül, Ein-Mann-Architekturbüro aus Toronto, wurde hier Funktion mit Modernität verknüpft, in Mitten wilder Natur, wo sich auch die Haus-Hennen sichtlich wohlfühlen.

@ Jaroslav Maly

@ Jaroslav Maly | The Stork Nest Farm

Wo sich Vögel und Pferde gute Nacht sagen

50 Kilometer südlich von Prag steht ein Storchennest. Kein gewöhnliches allerdings, überproportioniert und umfunktioniert. Das Prager Studio SGL Project zieht hier alle Register, und verwandelt ein ungenutztes, baufälliges Bauernhaus in eine moderne Reithalle in Nest-Optik, konstruiert aus Holzpfählen. Die runde Halle ist direkt mit einem Restaurant verbunden, und ist das Herzstück des Anwesens. Rundum befinden sich außerdem ein Wohngebäude, Stallungen, Pool und Konferenzsäle der Stork Nest Farm.

© Luuk Kramer

© Luuk Kramer | Petting Farm

Streichelzoo für Architektur-Affine

Im niederländischen Almere ist es üblich das jeder Stadtteil einen Streichelzoo hat. Auch im den Uyl Park gab es einen solchen jedoch ist dieser in den 80ern abgebrannt. Rund zwanzig Jahre später hat das Architekturbüro 70F sich der Sache angenommen, und einen neuen Streichelzoo gebaut, an der selben Stelle, was aber die einzige Gemeinsamkeit bleiben sollte, die das Neue mit dem Alten verbindet. Als hölzerner Kubus konzipiert sticht die Petting Farm durch ihre moderne Schlichtheit ins Auge. Das Gebäude ist in Stallungen und Lager- sowie Büroräumlichkeiten geteilt, und hat nach außen hin keine einzige Türe. Die Verbindung zwischen Außen und Innen funktioniert mittels 6 Klappen, die sowohl mechanisch als auch automatisch geöffnet werden können und als Zu- und Ausgang für Mensch und Tier fungieren.

© 2009 Panton Architect | Bunkhouse

 Glas, Glas und Pinien

Weniger Bauernhaus als Waldoase ist ein skelett-artig designtes Bunkhouse, fast 50 Kilometer von Austin entfernt. Idee und Umsetzung entstanden in einer Kooperation zwischen dem Architekten Henry Panton und einem Filmregisseur, den der Wunsch nach einem großen, extravagant-modernen Ferienhaus mitten in der Natur trieb. Linienführung und Ausrichtung des Gebäudes sind schwerpunktmäßig vertikal angelegt, aus einem einfachen Grund: die Erhaltung der alten Pinien stand im Vordergrund und so wurde versucht das Haus möglichst baumschonend in den Wald einzupassen. Das Haus mit einer Fassade aus Zedernholz wird teilweise unterstützt durch massive Betonpfeiler, das Dach ist nicht aus Ziegeln sondern aus Metall. Elf hohe Türen verwandeln die verglaste Loggia auf Wunsch in eine Veranda, das Gefühl entsteht, direkt und ohne trennende Mauern den Wald zu spüren. Nahe dem Haus führt eine stählern-hölzerne Brücke über einen ausgetrockneten Flusslauf zu Outdoor-Pool und Badehaus.

© 2009 Panton Architect | Bunkhouse

© 2009 Panton Architect | Bunkhouse

 

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