Ausstieg in Fahrtrichtung Linz

Der Kulinarikjournalist und Fotograf Jürgen Schmücking isst nicht nur beruflich, er ist auch gebürtiger Linzer.

»Bodenständige Experimente und Ungehorsam« lautet die Philosophie im Linzer »Rossbarth«. Bild: Mesic.

Kulinarische Streifzüge durch Linz sind eine spannende Sache. Das war auch früher schon so. Richtig bewusst wurde mir das allerdings erst, seit ich nicht mehr in Linz wohne. Mittlerweile pendle ich oft zwischen Westen und Osten, Linz ist kulinarisch mein sicherer Hafen. Da bin ich her, hier finde ich die Geschmäcker meiner Jugend. Großartige Bäckereien, Würstelstände, einen herrlichen Markt und gute Restaurants und Cafés. Darunter auch solche, bei denen Bio mehr als ein Lippenbekenntnis ist.

GenUZlicher Start in den Tag

Starten wir den Tag und die Tour im Hessenpark. Laura Nußbaumer, eine junge Linzerin, die selbst im Grätzl wohnt, liebäugelte schon länger mit einem leerstehenden Pavillon am Park. Er passte gut zu ihrem Traum vom eigenen Café in der Nachbarschaft. Im Juni 2020 eröffnete sie mit dem Nuz das erste vegane Café der Stadt. Es ist ein heller, moderner und entspannter Ort mit hohem Wohlfühlfaktor. Den Tag im Nuz zu beginnen ist jedenfalls sehr zu empfehlen. Vor allem, weil die Kuchen und Torten, die Laura Nußbaumer zaubert, unglaublich gut sind. Der Guglhupf ist sowieso eine Zierde seiner Art. Auch der Cheesecake kann sich sehen lassen. Laura verwendet dafür Graumohn und verfeinert mit rosa Pfeffer. Das sieht nicht nur gut aus, das ist auch geschmacklich großes Kino.

Cheesecake
Cheesecake anders. Von Graumohn umschlossen und mit rosa Pfeffer vollendet im Nuz. Bild: Mesic.

Fürs Mittagessen wechseln wir die Donauseite und begeben uns nach Urfahr. 10 Jahre ist es her, dass zwei Wirtinnen einem alten Wirtshaus in Alt-Urfahr neues Leben einhauchten. Sie nannten sich und das Wirtshaus »Die Donauwirtinnen«. Es gab herrliche Flammkuchen, Gemüse und jede Menge regionaler Bioprodukte. Nach erfolgreicher Wiederbelebung verkauften sie das Lokal an vier junge Männer, die auf Kurs blieben.
Seither sind Fabian Mayr, Philipp Zauner, Dominik Schütz und Lukas Zauner die Donauwirtinnen. Die Liste der Partner liest sich wie das Who´s who der oberösterreichischen Biolandwirtschaft. Zu Mittag gibt es fair bepreiste Menüs mit bodenständigen Gerichten und immer noch sagenhaft gute Flammkuchen. Bei den Menüs selbst regiert die Vielfalt ­­– die reicht von grandiosem gebackenen Karpfen über gefüllte Paprika und Krautfleckerl bis zu Erdäpfelgulasch mit Lammbratwürstel. Hier zeigen die »Donauwirtinnen«, dass sie richtig gut kochen können und auch Spaß daran haben.

Veganes Pilztartar mit eingelegten Radieschen und selbstgemachtem Brot
Die Biowirtinnen können Schweinsbraten. Aber sie können auch veganes Pilztatar mit eingelegten Radieschen und selbst gemachtem Brot. Bild: Die Donauwirtinnen.

Wer in Linz Lust auf saftige Burger, eine knusprige Schnitzelsemmel oder Döner hat und dabei zwar auf Fleisch, nicht aber auf Geschmack verzichten will: Front Food bietet das in der Pfarrgasse. Gleich hinterm Hauptplatz werden vegane Burger gebraten, die sich sehen lassen können. Und auch keinen Vergleich zum – vermeintlichen – Original zu scheuen brauchen. Am besten sind die großen. »Giant« oder »Big Chiiesy» sind solide Alternativen zu konventionellem Kettenfastfood.

Haubensache Altstadt

Göttfried Teller
Ein Göttfried-Teller, der sich sehen lassen kann: glaciertes Bries, Spargel, Stunden-Ei und Erdäpfelstampf. Bild: Jürgen Schmücking.

Am Rande der Altstadt, genau ­gegenüber dem legendären Vanilli, befindet sich das »Göttfried« von Simone und Christian Göttfried. Christian hat als Koch bereits Stationen hinter sich, bei denen Gourmets hellhörig werden: Seevilla in Altaussee, danach Jörg Müller auf Sylt, Hans Haas im Tantris, Heinz Winkler in Aschau. Das macht sich bemerkbar. In diesem Fall in Form einer großartigen Karte. Da wären bei den Vorspeisen die Blunz‘n Maki. Die sind im Göttfried längst ein signature dish und kommen elegant mit Kraut und Rüben auf den Teller. Hochfein, aromatisch und überraschend. Bei den Hauptgerichten ist der Branzino eigentlich immer eine sichere Bank. Einfach deshalb, weil Christian Göttfried eine geschulte Hand für Fisch hat. So kommt der Branzino zart glasig und gleichzeitig mit festem Biss aus der Küche. Heuer zeichnete der renommierte Gastro-Guide Gault&Millau das Göttfried mit 3 Hauben aus.

Rossbarth Küche
Marco Barth vom »Rossbarth« beim Anrichten. Bei dem er mit dem Schöpflöffel ebenso gut ist wie mit der Pinzette. Bild: Mesic.

»Ob für Grammelknödel zu Mittag oder für ein mehrgängiges Menü. Es lohnt.«

Allerdings ist das nicht das einzige Restaurant mit so einer hohen Auszeichnung. Unweit der Altstadt ist das »Rossbarth«. Ebenfalls – und zu Recht – mit 3 Hauben prämiert. Der Name setzt sich zusammen aus Sebastian Rossbach und Marco Barth. Die beiden haben das Lokal in Linz zu einem Hotspot für GenießerInnen gepusht. Ein Hauptgang hieß neulich »Lamm, Joghurt, Gurke«. Der Gang überrascht. Barth hat kurz davor Börek gegessen. Also gab es das Lamm als Börek. Das beste Börek, das man sich vorstellen kann. Aber auch der Fisch – marinierte Reinanke –, versteckt unter einem grünen Teppich aus frischer Kapuzinerkresse mit Leindotteröl: ein Gericht, das sich aufgrund seiner Finesse und Eleganz einen Dauerplatz im kulinarischen Langzeitgedächtnis sichert.

Der langen Rede kurzer Sinn: Es lohnt, eine Zugfahrt in Linz zu unterbrechen. Oder überhaupt hinzufahren. Ob wegen ein paar Grammelknödel bei den Donauwirtinnen, für ein mehrgängiges Menü beim Göttfried oder im Rossbarth oder die veganen Cupcakes im Nuz. Ich werde das jedenfalls wieder öfter machen.

Der Kulinarikjournalist und Fotograf Jürgen Schmücking isst nicht nur beruflich, er ist auch gebürtiger Linzer. Sein Streifzug durch seine Heimatstadt ist einer durch Lokale, die alle, wenn auch in unterschiedlichem Aus- maß, angeben, biologische Zutaten zu verwenden. Als Betrieb biozertifiziert sind sie sämtlich nicht.



Eine entgeltliche Einschaltung von Linz Tourismus.

BIORAMA #75

Dieser Artikel ist im BIORAMA #75 erschienen

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