Kinderbuch-Klassiker aktualisiert: „Umweltspürnasen Aktivbuch Natur-Garten“

von Thomas Weber · 7. April 2015

Als vielleicht bestes Garten-Buch für Kinder macht das „Umweltspürnasen Aktivbuch Natur-Garten“ Lust auf Abenteuer, Experimente und Wildwuchs. Schwere Empfehlung!

Längst fällig, diesen Klassiker – aktualisiert und vollständig überarbeitet – wiederaufleben zu lassen! Mehr als 250.000 Einzelexemplare wurden in den 80er und frühen 90er Jahren aus dieser Kinderbuch-Reihe verkauft. Mit dem praxisnahen Fokus auf die Lebensräume Tümpel, Wald und Garten und die Themen Wasser, Boden und Wohnen dürfen die Bände als Klassiker der Umwelterziehung gelten. Die kompakten „Umweltspürnasen“-Bücher haben ganze Generationen geprägt. Wer auf Flohmärkten eines davon in die Finger kriegte, musste aber schnell feststellen, dass die Umweltspürnasen – im besten Sinne – Kinder ihrer Zeit waren. Und thematisch naturgemäß überholt; Stichwort: Sauerer Regen, Waldsterben etc.

Umso erfreulicher, dass nun im Orac Verlag das Experiment gewagt wird, die Reihe zu reanimieren. Das „Aktivbuch Naturgarten“, ursprünglich 1991 erschienen, wird seinem Namen gerecht und bietet eine überaus bekömmliche Mischung aus wissenswerten Erläuterungen und Tipps zum Ausprobieren, Beobachten, Selbermachen. Wie locke ich Glühwürmchen an? Wie koche ich Brennesselsuppe? Wie leiste ich bei Bienenstichen Erste Hilfe? Wie baue ich einen Schneckenzaun? Wie gehört ein kleiner Igel eingewintert? usw. usf.

Ästhetisch bleiben die „Umweltspürnasen“ dabei ganz bewusst nah am Öko-Charme der 80er Jahre. Andernfalls hätte man gleich auch den Namen in Frage stellen müssen. Schließlich würde kaum einer eine Buchreihe anno 2015 noch „Umweltspürnasen“ nennen. Zielgruppe sind aber wohl ohnehin zuvorderst Eltern, die vom Nostalgie-Faktor angesprochen das Buch dem Nachwuchs weiterreichen. Und im Buchinnereien ziehen einen dann ohnehin gleich die eigentümlichen Zeichnungen und Illustrationen Klaus Pitters ins Thema.

So macht das „Aktivbuch Naturgarten“ Lust auf Abenteuer und darauf, die komplexen, im Grunde aber doch ganz einfachen Zusammenhänge der Natur im Garten oder – noch kleiner – auf dem Balkon oder in einem simplen Blumentopf hautnah zu beobachten. Ganz klares Ziel: Die Kinder sollen hier nicht nur lesen, sondern sich möglichst oft draußen die Hände schmutzig machen. Erst Experimente im Garten sensibilisieren und schaffen eine Begeisterung für Natur und Kulturlandschaft. Als Plädoyer fürs aktive Erleben wird den Kindern sofort klar, dass die Natur dem ständigen Wandel der Jahreszeiten, dem Wetter und anderen Einflüssen ausgesetzt ist, und dass ein Garten erst dann lebt, wenn nicht alles in Reih und Glied ausgerichtet, sondern genügend Freiräume erhalten bleiben.

Selbst bin ich nicht nur begeistert, weil mich das „Aktivbuch Tümpel“ seinerzeit geprägt hat wie kein anderes Sachbuch sonst. Auch für Erwachsene hat das „Aktivbuch Naturgarten“ genug Anregendes, mitunter sogar Neues parat. Ich wusste etwa nicht, dass es in unseren Breiten zwei Igelarten gibt (den Braunbrust- und den Weißbrustigel). Und dass Igel es über von Efeu oder wildem Wein überwucherte Fassaden bis hinauf auf Dächer oder Balkons schaffen können. Daneben sind es aber vor allem die zahlreichen Tipps, die dieses Buch so besonders und grundsympathisch machen.

Bleibt also zu hoffen, dass der Neuauflage Erfolg beschert ist. Und dass sich das Team die Mühe macht, auch die anderen „Umweltspürnasen“-Bände in die Gegenwart zu holen. Denn mit jedem dieser Bücher kann sich ein aufgewecktes Kind locker einen ganzen Sommer lang beschäftigen, wahrscheinlich sogar über Jahre. Meine exemplarischen Fotos aus dem Buch zeigen: Das „Aktivbuch Naturgarten“ serviert die Erweckungsmomente für die Naturbegeisterung der Kleinen perfekt portioniert und aufbereitet. Schwere Empfehlung!

Das „Umweltspürnasen Aktivbuch Natur-Garten“ von Ingrid Greisenegger, Klaus Pitter, Karo und Werner Katzmann ist im Wiener Orac Verlag erschienen.

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