Sind Zigarettenstummel biologisch abbaubar?

Zigarettenfilter bestehen in der Regel aus Kunststoff. Außerdem sammeln sich in ihnen bis zu 7000 verschiedene Chemikalien und zu oft landen sie in der Natur. Was passiert dann und worauf können umweltbewusste RaucherInnen achten?

Aus welchem Material bestehen eigentlich Zigarettenfilter? Bild: pixabay.com.

Ein Zigarettenstummel besteht üblicherweise großteils aus einem Filter. Und herkömmliche Zigarettenfilter bestehen aus Cellulose-Acetat, das mit Chemikalien angereichert ist und sich erst nach zehn bis 15 Jahren auf natürliche Weise zersetzt. Dieses künstliche Material erzeugt einerseits Plastikmüll. Unachtsam weggeworfen können die Filter außerdem – ähnlich wie auch Kaugummi – von Vögeln und Meerestieren für Nahrung gehalten und verschluckt werden, die Tiere verhungern dadurch infolge mitunter.

Billionen Zigarettenstummel jährlich

Alles andere als eine Kleinigkeit ist die Menge an Zigarettenstummeln, die jedes Jahr in Städten, am Meer und in der Natur auf dem Boden landet. Einer Veröffentlichung des Institutes für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement der Justus-Liebig-Universität Gießen zufolge werden jährlich weltweit 5,6 Billionen Zigaretten geraucht und etwa 4,5 Billionen davon unsachgemäß entsorgt. In der Studie »Tobacco and its environmental impact« der Weltgesundheitsorganisation (WHO) heißt es, dass Zigarettenfilter 30–40 Prozent des Gesamtmülls ausmachen, der in Städten und an Stränden vom Boden gesammelt wird.

Vögel und andere Tiere können Zigarettenfilter für Nahrung halten. Bild: pixabay.com

Öko-Alternativen: Was können KonsumentInnen tun?

Wie kann der Plastikmüll, der durch liegen gebliebene Zigarettenfilter entsteht, vermieden werden? Eine Alternative bieten ökologische Filter, beispielsweise von der Firma Greenbutts, die sich auf deren Produktion spezialisiert hat. Sie bestehen aus reinen Naturfasern wie Flachs, Hanf, Baumwolle und Holz, verklebt sind sie mit natürlicher Stärke. Nach Angaben des Herstellers verrotten diese schon nach etwa einem Monat und sie hinterlassen keine Plastikreste in der Natur.

Mittlerweile bieten auch große Hersteller konventioneller Filter wie OCB und Gizeh eine ökologische Alternative an. In Deutschland und Österreich sind diese Alternativen bisher nur als lose Filter zum Selbstdrehen, nicht aber in Fertig-Zigaretten zu kaufen.

Glas, Aktivkohle und Kork

Eine wirklich umweltfreundliche Alternative zu schädlichen Zigarettenfiltern sind möglicherweise auch wiederverwendbare Glasfilter. Diese halten jedoch in erster Linie Tabakkrümel vom Mund fern und haben eine geringere Filterfunktion im Bezug auf die Inhaltsstoffe des Tabaks. Auch Aktivkohlefilter könnten eine natürliche Filter-Option darstellen, allerdings werden sie oft noch in Kombination mit Plastikteilen oder Cellulose-Acetat hergestellt. Es besteht auch die Möglichkeit, sich Filter aus natürlichen Materialien wie Kork selbst herzustellen.

Zigarettenstummel sollten möglichst im Restmüll entsorgt werden. Bild: Dependency II von Markus Reinhardt, flickr.com / CC by 2.0.

Umweltschädlicher Rauch im Filter

Ein Problem, dass sich auch durch Zigarettenfilter aus ökologischem Material nicht lösen lässt, sind die giftigen Inhaltsstoffe des Tabaks, die sich beim Rauchen im Filter sammeln. Durch ihr geringes Gewicht und ihre runde Form werden die Filter leicht von Wind und Wasser transportiert und gelangen so ins Abwassersystem und in offene Gewässer.

Neben der bewussten Auswahl der Tabakwaren hilft es also schon, Zigarettenstummel statt auf die Straße zu werfen, in einem Mistkübel zu entsorgen, und zwar im Restmüll und nicht in Biotonne oder Kompost. Auch nicht sachgemäß: Eine Entsorgung in einem Gully oder über andere Wege in die Abwassersysteme.

Wenn die Filter sachgemäß entsorgt werden, sind sie zwar nicht aus der Welt, immerhin können sie dann aber nicht mehr so leicht ins Abwasser gelangen.

In der Kanalisation und offenem Gewässer geben Zigarettenfilter Schadstoffe ins Wasser ab. Bild: pixabay.com.

Dort geben sie die Giftstoffe vollständig an das Wasser ab, besonders wenn sie eine lange Zersetzungszeit haben. Zu den Stoffen gehören toxische Substanzen wie Nikotin, Teer und Arsen, Schwermetalle wie Blei, Kupfer und Chrom sowie Pestizide. Mindestens 50 der bis zu 7000 Inhaltsstoffe sind laut WHO krebserregend.

Studien zum Thema noch unvollständig

Wie hoch die tatsächliche Umweltbelastung durch Schadstoffe aus Zigaretten ist, lässt sich nur schwer schätzen. Eine vielzitierte Studie der San Diego State University aus dem Jahr 2011 zeigte, dass ein Zigarettenfilter auf einen Liter Wasser für die Hälfte der Fische, die dem Wasser mehrere tage lang ausgesetzt wurden, tödlich endete. Welche Substanzen jedoch die sind, die für den Tod der Fische verantwortlich sind und welche der Inhaltsstoffe überhaupt schädlich für Wasserlebewesen sind, ist angesichts der sehr hohen Zahl enthaltener Gifte schwer zu eruieren.

Die Forscher fanden heraus, dass herkömmliche Filter auch unbenutzt der Gesundheit der Tiere erheblich schadete. Das bedeutet, dass das Material konventioneller Filter auch nach der Freigabe der Schadstoffe noch umweltschädlich ist. Die thermoplastischen Fasern dieser Filter lösen sich auch nie ganz auf, sondern zersetzen sich nur in Kleinstteile. Öko-Filter, die von sich aus keine schädlichen Stoffe beinhalten, sind somit schon eine Verbesserung.

Zigarettenfilter – Klein, aber mit gefährlicher Wirkung. Bild: Litterbutt von Jeremy Brooks, flickr.com / CC by 2.0.

Zigarettenfilter werden zu Aschenbechern

Wer sich beim Rauchen noch umweltbewusster verhalten möchte, hat beispielsweise die Möglichkeit, die Zigarettenreste zu sammeln und beim Unternehmen Terracycle abzugeben. Die Filter werden hier als »Rohstoff« genutzt, indem sie von Papier-, Tabak- und Ascheresten getrennt, zu Plastikpellets verarbeitet und schließlich zur Herstellung neuer Produkte genutzt werden. Es werden daraus beispielsweise Sitzbänke, Transportpaletten und Aschenbecher produziert. Durch das Recyceln wird nicht nur das Müllproblem, sondern auch das der Giftstoffe zumindest zeitweise gelöst.

Hier werden Zigarettenfilter als Rohstoff verwendet. Bild: Terracycle.

Diese Vorgehensweise könnte in Zukunft besonders bei Open-Air-Veranstaltungen wie bei Festivals auf Feldern und Parties am Strand genutzt werden, um Zigarettenfilter aus der Umwelt fern zu halten. Beim Gurtenfestival und beim Openair Frauenfeld gibt es in Kooperation mit Terracycle seit 2015 Stände, an denen Zigarettenabfälle zum Recyceln abgegeben werden können.

Giftstoffe im Tabak bleiben ein Problem

Zigarettenstummel und vor allem Zigarettenfilter sind umweltschädlich. Wenn sie gesammelt werden, sind die Filter aber zumindest recycelbar und richten so weniger Schaden an. Ökologische Alternativen zersetzen sich biologisch und schnell und bilden so keinen Plastikmüll. Giftige Stoffe aus dem Tabak beinhalten sie aber weiterhin.

Es sollte außerdem nicht vergessen werden, dass die Entsorgung des Zigarettenstummels samt Filter nur ein Faktor in der Ökobilanz einer Zigarette ist. Auch die Art des Anbaus, Produktion, Transportwege und Verpackungen spielen eine Große Rolle in der Frage nach der Umweltbelastung durchs Rauchen.

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