Von Mini-Kängurus bis Teacup-Chihuahuas

Mini-Tiere – diese Tiere gibt es in einer Kompaktausgabe.

Ein kleines Schwein auf einem Piano.
Ein Schwein im Haushalt hat besondere Bedürfnisse. Klavierspielen zu dürfen gehört nicht unbedingt dazu, ist aber ein Bonus. Bild: Istock.com/Natasha Zakharova.

Haustiere, die in die Handfläche oder -Tasche passen – die Versuchung, eines in den eigenen vier Wänden einziehen zu lassen, kann groß sein. Manche kleineren Ausführungen der bekannten großen Verwandten sind einfach nur das: kleiner, von Natur aus. In anderen Fällen handelt es sich um versteckte Babytiere, die überhaupt nicht so bleiben. Viele dieser Minitiere stammen aus Züchtungen, manche davon gibt es schon sehr lange, andere findet man erst seit kürzerer Zeit am Haustiermarkt.
Folgende Tiere gibt es im Kleinformat:

Zwergkaninchen

Ein klassischer Vertreter der Mini-Tiere ist das Zwergkaninchen. Dabei handelt es sich um keine Rasse, sondern einen Überbegriff für absichtlich klein gezüchtete Kaninchen. In den meisten Fällen tragen diese Tiere eine Mutation für Kleinwüchsigkeit in sich. Sie zeigt sich in den typischen kürzeren Ohren, einem runden Körperbau und einer kurzen Schnauze. Laut einer Einschätzung der Tierschutzorganisation Peta auf ihrer Website handelt es sich bei diesen Rassen um sogenannte Qualzuchten. Das bedeutet, dass Tieren, oft aus ästhetischen Gründen, gewisse Merkmale angezüchtet werden, die für die Tiere zu Leid und Krankheiten führen. Zwergkaninchen haben etwa auf Grund ihres verkürzten Kopfes häufig Zahnfehlstellungen die Schmerzen, Probleme bei der Nahrungsaufnahme und Stress durch häufige Zahnbehandlungen verursachen.

Teacup-Chihuahuas

Kleine Hunderassen gibt es viele. Um davon noch Miniatur-Exemplare zu bekommen, werden die kleinsten Tiere des Wurfes gepaart. Das resultiert in »Teacup-Hunden«, die so genannt werden, weil die ausgewachsenen Tiere (fast) in eine Teetasse passen. Die kleinsten Teacup-Chihuahuas etwa wiegen nur ca. ein Kilo, während ihre großen Verwandten das Zwei- bis Dreifache auf die Waage bringen. Obwohl zum Beispiel der Verband für das deutsche Hundewesen nur die Züchtung von Hunden ab zwei Kilogramm Körpergewicht in seinen Richtlinien vorsieht, nutzen viele unseriöse ZüchterInnen die Nachfrage nach den Kleinzüchtungen aus.

»Teacup-Rassen sind Qualzuchten, es gibt keine gesunden Teacup-Hunde«

Peta, auf eigener Website

Die Zucht von Teacup-Hunden ist sehr umstritten. Die Gründe warum Welpen die kleinsten eines Wurfes sind, sind oft gesundheitliche – und diese Komplikationen setzen sich dann in ihrem Nachwuchs fort. Diese Hunde haben etwa häufig mit Knochen- und Knorpelproblemen, Herzkrankheiten oder Atemschwierigkeiten zu kämpfen. Weibchen sind oft zu klein, um ihren Nachwuchs auf natürliche Art zu gebären. »Teacup-Rassen sind Qualzuchten, es gibt keine gesunden Teacup-Hunde«, nimmt die Tierschutzorganisation Peta auf ihrer deutschen Website Stellung und rät daher vom Kauf eines Teacup-Hundes mit Nachdruck ab.

Mini-Schildkröten

Ein weiteres beliebtes Haustier ist die Schildkröte – auch davon gibt es besonders kleine Exemplare. Kleine Schildkrötenrassen kommen auf natürliche Weise vor, aber auch sie wachsen ihr Leben lang. Darüber hinaus sind viele von ihnen sehr anspruchsvolle Tiere, deren Haltung vor allem AnfängerInnen von ExpertInnen nicht empfohlen wird. Auch in unseren Breitengraden leben kleine Schildkrötenarten, etwa die Europäische Sumpfschildkröte im Nationalpark Donau-Auen. Haus-Schildkröten dürfen dennoch auf keinen Fall in der Wildnis ausgesetzt werden. Entweder würde das Tier, das an ein Leben ohne Mensch nicht gewohnt ist, verhungern oder erfrieren – oder als invasive Art erheblichen Schaden am bestehenden Ökosystem anrichten.

Zwergziegen

Die ursprünglichen Zwergziegen stammen aus Afrika, heute werden umgangssprachlich alle Ziegenarten unter 50 Zentimeter so genannt. Bild:

Zwergziegen stammen ursprünglich aus Afrika, generell werden aber alle Ziegenrassen unter 50 Zentimeter als solche bezeichnet. Auch hier ist zu bedenken, dass die Tiere für artgerechte Haltung ausreichenden Auslauf, Beschäftigung und Sozialkontakte mit anderen Ziegen benötigen. Besonders der benötigte Auslauf ist nicht zu unterschätzen – als Weidetiere sollte man ExpertInnen zufolge pro Ziege 1000 m2 Fläche einrechnen. Abgesehen von ihrer Größe sind Zwergziegen außerdem genau wie ihre größeren Verwandten: verspielt, frech und neugierig – wenn es eine Möglichkeit gibt auszubüxen, werden sie diese finden. Ein ausreichend hoch eingezäuntes Gehege ist deswegen essenziell, ihre Sprung- und Kletterkünste sind nicht zu unterschätzen. 

Teacup-Pigs

Mini-Schweine sind ein sich seit Anfang der 2010er Jahre hartnäckig haltender Trend auf Social-Media – auch hier spricht man oft von Teacup-Pigs. Schätzungen des Vereins Welttierschutzgesellschaft zufolge halten mehrere tausend Menschen solche Tiere in Deutschland als Haustiere.
Eine wiederkehrende Horror-Geschichte ist die von nichtsahnenden HaustierhälterInnen, deren niedliches kleines Wohnungsschwein zu einem 250 Kilo schweren Eber heranwächst. Aber auch wenn man keinem Betrug zum Opfer gefallen ist – Mini-Schweine sind nur im Vergleich zu ihren Spezies-KollegInnen mini. Kleiner gewachsene Schweine wurden ursprünglich für Tierversuche gezüchtet, um Platz, Futter und Medikamenteneinsatz zu sparen und auch sie können ein Gewicht von bis zu 150 Kilo erreichen. Übrigens: in Deutschland ist Schweinehaltung in reinen Wohngebieten – also Flächen die ausschliesslich für Wohnzwecke bestimmt sind – nicht erlaubt und Österreich verbietet außerdem auch die Haltung als Einzeltiere. Schweine, egal wie klein, sind Rottentiere und benötigen soziale Kontakte mit anderen Schweinen – darüber hinaus viel Auslauf und Beschäftigung. Die Welttierschutzgesellschaft gibt dazu auf ihrem Tierschutzblog an: »Deshalb wünschen wir uns für die Minischweine einzig HalterInnen, die sich ihrer hohen Verantwortung bewusstwerden.«

Mini-Pferde

Auch Pferde gibt es im Kleinformat. Diese Tiere wurden im 18. Jahrhundert in Europa für Königshäuser gezüchtet. Um als Mini-Pferd zu gelten, darf ein ausgewachsenes Tier maximal 86 Zentimeter groß werden. Es handelt sich also nicht um Ponys, die meistens deutlich über einen Meter hinauswachsen. Mini-Pferde leben im Schnitt länger als ihre größeren Verwandten und sind meist für andere Krankheitsformen anfällig. Zum Reiten sind sie nur in sehr wenigen Ausnahmen geeignet, werden aber in anderen Bereichen eingesetzt, beispielsweise als Blinden-Pferde.
Auch ein kleines Pferd hat hohe Haltungsanforderungen, artgerecht sind ein Gehege mit sowohl Auslauf- als auch Unterstellmöglichkeiten sowie die Haltung mit zumindest einem anderen (Mini-)Pferd.

Mini-Esel

Mini-Esel sind nicht zu verwechseln mit Zwergeseln, da sie speziell auf die Kleinwüchsigkeit hin gezüchtet wurden. Sie stammen ursprünglich aus Sardinien und Sizilien und werden deswegen auch »Sardinische Esel« genannt. Mini-Esel sind Herdentiere und brauchen mindestens einen Artgenossen, ExpertInnen für Equiden zufolge sind Pferde oder Ponys dafür kein ausreichender Ersatz. Zusätzlich benötigen sie tägliche Fell- und Hufpflege und besondere Stallungsmöglichkeiten – der finanzielle Aufwand ist angesichts ihres möglichen Lebensalters von bis zu 30 Jahren also erheblich. 

Mini-Kängurus

Hierbei handelt es sich nicht um spezielle Züchtungen, sondern um kleiner gewachsene Beuteltiere – die Rotnackenwallabys oder auch Bennett-Kängurus. Während ihre größeren Verwandten bis zu 2,4 Meter groß und 90 Kilo schwer werden können, wird diese Wallaby-Art nicht größer als 1 Meter und wiegt selten über 20 Kilo. Auch sie ziehen ihren Nachwuchs in ihrer Beuteltasche auf und sind in Australien heimisch. Obwohl Wallabys auch in Mitteleuropa gehalten werden können, handelt es sich um exotische Wildtiere mit besonderen Anforderungen. Als Herdentiere ist die Haltung alleine nicht artgerecht und auch für genügend Auslauf und einen angemessen hohen Zaun muss gesorgt werden – denn auch kleine Kängurus können hoch springen.

Ein Rotnackenwallaby.
Rotnackenwallabys passen zwar in keine Handtasche, werden aber deutlich kleiner als ihre Verwandten, die Riesen-Kängurus. Bild: Istock.com/Keiichihiki.

Laut einer Stellungnahme von Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck der Tierschutzorganisation Vier Pfoten ist die Haltung exotischer Arten als Haustiere aus Tierschutzsicht häufig problematisch: »Die Ansprüche der Tiere in Bezug auf Ernährung, Unterbringung, Raumklima oder Sozialstruktur sind sehr komplex.«

Bei der Anschaffung von Mini-Tieren ist, genau wie bei jedem anderen Tier, die Seriosität der Quelle entscheidend. Das Internet kann zwar einen guten Überblick über Preis und Verfügbarkeit gewisser Tiere geben, allerdings ist bei Plattformen wie Ebay, Kleinanzeigen und Willhaben auch Vorsicht geboten. Vier Pfoten beschreibt in seiner Kampagne »Schnell bestellt. Krank geliefert« einige Anhaltspunkte bei ZüchterInnen als begrüßenswert, dazu gehören, dass die Jungtiere (mehrmals) besucht werden können, sie nicht zu jung von der Mutter getrennt werden, Informationen zu den Elterntieren vorhanden sind und die ZüchterIn sich genau über die zukünftigen Bedingungen, in denen die Tiere aufwachsen werden, informieren.
Mini-Tiere sind meistens Produkt gezielter Züchtungen. Gerade kleine Tiere, die oft gar nicht so klein bleiben und meist viel höhere Haltungsansprüche haben, als manche unerfahrene BesitzerInnen ahnen und letztendlich stemmen können, landen oft in ohnehin überfüllten Tierheimen und Auffangstationen. Peta appelliert daher in einem Beitrag über Zucht und Handel mit Haustieren, generell Tiere aus Tierheimen zu adoptieren.

BIORAMA hat schon einmal zu Teacup-Pigs und die mit ihrer Anschaffung meist verbundenen Problemen berichtet.