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Sexpositivität – eine kleine Aufklärung

Der Begriff »Sexpositiv« schaffte im Sommer 2023 den Einzug in den Duden, Missverständnisse gibt es trotzdem noch viele. Ein Aufklärungsversuch.


Der Begriff »sexpositiv« schaffte im Sommer 2023 den Einzug in den Duden, wo er als »die eigene Sexualität und die anderer Menschen [weitgehend] vorbehaltlos akzeptierend, bejahend« definiert wird. Verwirrung und Missverständnisse um diesen Begriff sind trotzdem noch groß – was unter anderem der längeren Ursprungsgeschichte des Wortes und fälschlichen Verbindung des Konzeptes mit Promiskuität geschuldet ist.

Den Begriff der Sexpositivität gibt es schon lange, er entstand durch die feministischen Bewegungen der 70er- und 80er-Jahre und betonte die mögliche emanzipatorische, selbstermächtigende Funktion von Sexualität und sexueller Bildung im Besonderen.
Heute wird unter Sexpositivität vor allem verstanden, sexuelle Orientierungen, Vorlieben und Wünsche, sowohl die eigenen als auch anderer Menschen, vorbehaltlos anzunehmen. Voraussetzung ist dafür stets, dass das Ausleben im gegenseitigen Einvernehmen geschieht. Das bedeutet somit nicht, besonders viel Sex haben zu wollen oder zu müssen – im Gegenteil, auch Asexualität ist etwa im Konzept der Sexpositivität miteingeschlossen.

Sexualkunde ist Macht

Sexuelles Wissen und somit Bildung haben im Konzept der Sexpositivität große Relevanz. Den eigenen Körper und seine Vorlieben zu kennen, genauso wie die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen sexuellen Lebensrealitäten ist für viele Menschen oft der Start in eine wertfreie(re) Beschäftigung mit dem Thema. Die Enttabuisierung von (besonders weiblicher) Lust und Themen, die häufig mit Scham besetzt sind, können einen wichtigen weiteren Schritt in eine freiere Befassung mit Sexualität darstellen.  Männer wie Frauen sind oft mit unvollständigem oder gar falschem Wissen ausgestattet und leiden unter sozialisierten Ideen und Idealvorstellungen. Die Vorteile von Bildung über solche Aspekte liegen nicht nur in einem erfüllteren Sexualleben, sondern oft auch in einer Verbesserung von Beziehungen und einem umfassenderen Verständnis der eigenen sozialen Umgebung.

Grundvoraussetzung: Konsensualität

Explizites gegenseitiges Einverständnis ist für die Definition von Sexpositivität unerlässlich. Was selbstverständlich klingen mag, wird in sexpositiven Kreisen oft genauer betrachtet: Als Konsens gilt nur ein ausdrückliches »Ja« – logischerweise kein »Nein«, aber auch ein »Vielleicht« oder »Ich weiß nicht« sind kein Ausdruck von Zustimmung und somit auch kein Fundament für Konsens. Zu Konsens fähig sind übrigens nur wache Menschen bei vollem Bewusstsein.

Feiern unter dem Mantel der Sexpositivität

Die zunehmende Popularität von sexpositiven Partys bringt auch Menschen mit dem Begriff Sexpositivität in Berührung, die sich bisher kaum mit dem Konzept dahinter befasst haben. Häufig ist unklar, wo der Unterschied zur klassischen Swingerparty besteht und weswegen die Feiern so rasend an Popularität gewannen. Auf Sexpositiv-Partys ist Sex ist grundsätzlich überall außer an bestimmten Orten wie etwa Toiletten oder vor Notausgängen erlaubt. Auf den Feiern gilt das Motto »alles kann, nichts muss«. Hierbei liegt eben der Unterschied zu Swingerpartys, auf welchen gelebte Sexualität und PartnerInnentausch oft Grundgedanke sind. Viele BesucherInnen von Sexpositiv-Partys beschreiben den freien, ungezwungenen Umgang mit Sexualität, das Wahrnehmen unterschiedlicher Menschen, Körper und Lebensrealitäten als befreiend. Die Veranstaltungen möchten ein offenes, wertfreies Umfeld bieten und können sich so positiv auch auf andere Lebensbereiche auswirken.

Sexpositivity

Seitdem Sexpositiv-Partys im Mainstream angekommen sind, befassen sich mehr Menschen mit der dahinterliegenden Idee der Sexpositivität. Doch die Missverständnisse rund um dieses Konzepte sind nach wie vor groß. Manche vermuten dahinter eine Neigung zu häufig wechselnden SexualpartnerInnen oder eine neue Bezeichnung für die Swinger-Szene.
BIORAMA befasst sich mit diesen Facetten von Sexualität und Umgang mit deinem eigenen Körper als Teil menschlicher Emanzipation und fragt nach, wo Sexpositivität ihren Ursprung hat, was das Wort heute für jene bedeutet, die Eventkonzepte drumherum entwickeln oder welche Auswirkungen das Konzept für das eigene Sexual- und Beziehungsleben und darüber hinaus haben kann.

Eine Banane umarmt die andere.

Ein Bananenpaar. Bild: istock.com/vladdeep.

 

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