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Der Stellenmarkt im „grünen“ Bereich wächst in den letzten Jahren. Der Kölner Oliver Adria hat diesen Trend erkannt und nachhaltigejobs.de gegründet. Die Stellenbörse soll Jobsuchenden und Arbeitgebern im Bereich ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit dabei helfen, einfacher zueinander zu finden. BIORAMA hat sich mit ihm unterhalten. 

 

BIORAMA: Was hat dich dazu bewogen, das Jobportal nachhaltigejobs.de zu gründen?

Oliver Adria: Es waren sehr verschiedene Aspekte: Beruflich bin ich seit ca. sieben Jahren im Themenbereich Nachhaltigkeit aktiv und ich will unbedingt in diesem Bereich bleiben. Jedoch hatte ich bisher keine passende Jobbörse gefunden – zumindest keine die die passenden Themenbereiche abgedeckt hat z.B. gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen (CSR), Nachhaltiger Konsum, Social Entrepeneurship oder grüne Start-ups. Ich war zum Zeitpunkt der Gründung seit zehn Jahren angestellt und hatte nach 4 sehr verschiedenen Arbeitgebern das Bedürfnis, mein eigenes Unternehmen nach meinen eigenen Vorstellungen zu gründen. Programmieren hatte mir schon immer Spaß gemacht (war auch mein erster Job) und gleichzeitig gibt’s derzeit einen richtigen Boom in der Internet- und Startup-Szene in Köln. All diese Faktoren haben mich dazu bewegt, die Jobbörse zu gründen. Und die Motivation ist seit dem immer gestiegen.

Die Website ist nun seit einem knappen Jahr online. Seid ihr zufrieden mit der bisherigen Resonanz?

Auf jeden Fall. Als neue Online-Plattform das Vertrauen der Kunden zu gewinnen ist natürlich schwierig. Die ersten zahlenden Kunden zu bekommen war eine große Herausforderung, mittlerweile ist das Vertrauen gestiegen und immer mehr (vor allem kleine und mittelständische) Unternehmen kommen dazu.
Bei den Jobsuchenden ist die Resonanz groß – nach nicht mal einem Jahr sind es über 3.500 Abonnenten, die den wöchentlichen Newsletter bekommen. Auch die Anzahl der Klicks pro Newsletter ist überdurchschnittlich hoch. Die Anzahl der Webseitenbesucher steigt stetig. Wegen dieser hohen Resonanz habe ich mich entschieden, die Jobbörse als Hauptprojekt zu betreiben und bin seit Jahresbeginn selbständig.

Bekommt ihr von Inserenten und Jobsuchenden Feedback? Macht sich die Seite für ihre NutzerInnen bezahlt?

Von Jobsuchenden bekomme ich öfter Feedbacks, bisher sehr positiv. Z.B. hat eine Person durch die Jobbörse einen langersehnten Job- und Branchenwechsel geschafft, eine Freundin von mir hat eine Stelle an einem Lehrstuhl für Nachhaltigkeit bekommen. Teilweise kommen konstruktive Feedbacks, z.B. dass man sich mehr Jobs in der eigenen Stadt wünscht oder dass vielleicht eine Funktion in der Jobbörse fehlt – aber sich trotzdem über die Jobbörse freut. Von den Inserenten, also den Unternehmen, ist das Feedback eher gering, doch wenn es kommt ist es sehr positiv. Und die Unternehmen, die bei uns inseriert haben, kommen bisher immer wieder – und das ist ja auch eine Art Feedback.

Was ist überhaupt ein nachhaltiger Job?

Da gibt es viele Definitionen und man könnte ewig darüber diskutieren. Für die Jobbörse gilt jedoch, dass die Arbeitsstelle sich mit dem Thema ökologische und / oder soziale Nachhaltigkeit beschäftigt und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft bringt. Also: Entweder die Stelle hat direkt etwas mit dem Bereich Nachhaltigkeit zu tun (z.B. Umweltmanager in einem Konzern), oder die Stelle ist in einem Unternehmen welches stark auf ökologische / soziale Nachhaltigkeit ausgerichtet ist (z.B. Marketingmanager in einer ökologisch-ethischen Bank).

Wie stellt ihr sicher, dass nur solche auf der Seite inseriert werden?

Auf der Webseite werden Beispielsthemen für Inserate auf NachhaltigeJobs genannt. Diese sind beispielsweise Themen wie Corporate Responsibility (CR), Umweltkommunikation, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Erneuerbare Energien, Fair-Trade, Umweltmanagement, Diversity Management, Entwicklungszusammenarbeit. Dies sollte zumindest eine Richtung geben, welche Stellen bei NachhaltigeJobs veröffentlicht werden. Bisher trat nur einmal der Fall auf, dass ein Inserat abgelehnt wurde – es war eine Finanzstelle in einem Verband, welches eigentlich nicht viel mit Nachhaltigkeit zu tun hatte.

Es kostet 70 EUR um eine reguläre Stellenausschreibung zu veröffentlichen, dies ist im Vergleich zu den meisten kostenpflichtigen Jobbörsen recht niedrig. Gibt es eine bestimmte Überlegung dafür?

Wir wollen vor allem kleinere und mittelgroße Unternehmen damit erreichen. Bei großen Generalisten-Jobbörsen kann eine Standard-Anzeige für 30 Tage 1.000 EUR kosten. Das können sich kleinere Unternehmen nur schwer leisten. Außerdem haben diese Jobbörsen keinen Fokus, so dass man auch von Bewerbungen überhäuft werden könnte, die gar nicht passen. Wir wollen mit unserem Konzept eher viele – und auch kleine / mittelgroße – Unternehmen erreichen und die engagierten Bewerber, die sich für das Thema Nachhaltigkeit interessieren. Es gibt auch höherpreisige Angebote, die dann eine höhere Reichweite haben, aber mit dem Basis-Angebot kommt man schon an recht viele engagierte Leute ran.

Oliver Adria

Für wen ist Nachhaltigejobs.de eine geeignete Plattform? Gelingt über die Seite auch der Jobeinstieg, oder werden hauptsächlich Jobs für etablierte Kräfte vermittelt?

Der Fokus liegt bei Studenten bis Mitarbeiter/’Professionals‘ mit bis zu 15 Jahren Berufserfahrung – von Praktika in Agenturen, Absolventenjobs in einer Beratung bis hin zur wissenschaftlichen Mitarbeit an Unis haben wir Vieles dabei. Teilweise haben wir auch Jobs für erfahrene Leute, z.B. als Bereichsleiter eines mittelgroßen Unternehmen.

Auf Nachhaltigejobs.de finden sich nicht nur klassische naturwissenschaftliche Stellen aus dem Umwelt-Bereich. Was sind die Arbeitsfelder, in denen Jobs angeboten werden?

Wie haben uns in dieser ersten Phase vor allem auf die Bereiche CR (Corporate Responsibility), Umwelt und nachhaltiger Konsum konzentriert, aber die Bandbreite ist letztendlich sehr groß: Von Social Entrepreneurship über Klimawandel-experten und Jobs im Bereich Entwicklungszusammenarbeit bis hin zu Social Media Experten für soziale Verbände.

Ist der Arbeitsmarkt im Bereich Nachhaltigkeit ein stetig weiter wachsender, oder ist ein Limit absehbar? Gibt es bestimmte Bereiche, die besonders wachsen?

Ich glaube der Markt wird in naher Zukunft erst mal weiter wachsen. Unter dem Begriff Nachhaltigkeit zähle ich jedoch auch Themen wie erneuerbare Energie, Umweltschutz oder social entrepreneurship. Und da sehe ich klar einen Aufwärtstrend. Unternehmen engagieren sich immer mehr im Nachhaltigkeitsbereich und durch die Webtechnologie entstehen auch neue Geschäftsmodelle, z.B. Carsharing von Person zu Person (peer-to-peer), Online-Tausch- und Leihplattformen, neue Bildungsangebote. Aber auch neue Technologiejobs wird es geben, z.B. im Bereich Elektromobilität oder Energietechnik.

Kommen die Inserate auf nachhaltigejobs.de ganz automatisch ins Haus, oder tritt die Website an Unternehmen und andere Arbeitgeber heran?

Bisher sind die Unternehmen auf uns aufmerksam geworden und haben uns aktiv angeschrieben. Die Anzahl der Jobbörsen in diesem Bereich ist noch recht überschaubar. In Zukunft werden wir jedoch stärker auch aktiv werden und auch Kooperationen eingehen. Wie das genau aussieht, da sind wir noch beim Experimentieren. Aber ich bin stets auf der Suche nach Kooperationen mit den passenden Messen, Initiativen, Netzwerken und Unternehmen.

Wie schaut es bei der regionalen Verteilung aus? Gibt es Regionen mit besonders vielen Stellen im Bereich Nachhaltigkeit?

In Berlin und Umgebung gibt es recht viele Stellen, keine Frage – vor allem sind da auch recht viele neue nachhaltige Startups. Eine starke regionale Verteilung ist mir bisher nicht aufgefallen, die Stellen sind vor allem in größeren Städten vorhanden aber die Verteilung ist recht ausgeglichen.

Nachhaltigejobs ist auch unter nachhaltigejobs.at und nachhaltigejobs.ch zu erreichen. Bisher gab es jedoch wenige Jobangebote aus Österreich und der Schweiz. Unternehmt ihr etwas, um die Seite im ganzen deutschsprachigen Raum bekannt zu machen?

Einige Abonnenten aus Österreich hatten mich schon gefragt, ob es in Zukunft mehr Stellenangebote in Österreich geben wird. Wir stellen passende Stellenangebote aus Österreich gerne online und suchen auch nach Kooperationen mit österreichischen Organisationen. In Zukunft wird es mehr Stellenangebote aus Österreich und der Schweiz geben aber es wird noch ein bisschen dauern. Der derzeitige Fokus ist es, NachhaltigeJobs in Deutschland zu etablieren, mittelfristig wollen wir auch in Österreich und in der Schweiz sein und suchen jetzt schon nach den ersten Partnern.

Was sind eure weiteren Ziele für 2013?

Wir suchen weiterhin nach strategischen Kooperationen mit relevanten Unternehmen und Netzwerken und wollen uns positionieren als erste Anlaufstelle für Jobs im Bereich Corporate Responsibility und Nachhaltigkeit im deutschsprachigen Raum.

 

www.nachhaltigejobs.de

 

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