Schmeckblattl und Brocksalat  

Bild: www.museumsdorf.at

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Marienbalsam, eine Pflanze mit vielseitiger Verwendung – Lesezeichen hatten in früheren Zeiten nicht nur den Zweck, die zuletzt aufgeschlagene Seite zu markieren – sie hielten auch wach!

Wenn die Messe zu lang dauerte oder man den lateinischen Ausführungen des Pfarrers nicht folgen konnte, fiel es oft schwer, die Augen offen zu halten. Da half es, die getrockneten Schmeckkräutln, die man in den Gebetsbüchern bereit hielt, etwas zu reiben und daran zu riechen. Das „Schmecken“ hat in diesem Fall nichts mit Geschmack, sondern vielmehr mit Geruch zu tun. Das Wort Schmecken war umgangssprachlich im Sinne von Riechen gebräuchlich.

Verwendung als Schmeckblattl fanden vor allem der Marienbalsam Tanacetum balsamita oder die Eberraute Artemisia abrotanum. Beide zeichnen sich durch intensiven Geruch aus, der selbst nach dem Trocknen noch erhalten bleibt. Neben der anregenden Wirkung wehrten diese Kräuter gleichzeitig Schädlinge wie Motten und Würmer ab, man legte sie nicht nur in Bücher sondern auch zwischen die Wäsche im Kleiderschrank.

Wachhaltende Wirkung

Im Garten verströmt der Marienbalsam beim Vorbeistreifen einen minzigen und angenehm balsamartigen Geruch. Kostet man die Blätter, weiß man, warum man von wachhaltender Wirkung spricht. Der Marienbalsam schmeckt so intensiv minzig und gleichzeitig herb, dass einem die ätherischen Öle gleichsam einschießen und bis unter die Haarwurzeln gehen.

Für einen Kräutertee nimmt man daher nur sehr wenig davon. Die ganz jungen Blätter aber haben diese Intensität noch nicht, daher kann man sie im zeitigen Frühjahr zu den Wildkräutersalaten geben. Man tut auch gut daran, die Pflanze immer wieder zu beernten. Denn wenn sie sich einmal an einem Standort wohl fühlt, breitet sie sich bereitwillig aus. Beerntet wird die Pflanze immer wieder bis zur Blüte, die im Spätsommer erscheint und an Rainfarn erinnert.

Für die Frau

Neben der Verwendung als Schmeckblattl und Mottenschutz, trank man den heilkräftigen Tee bei krampfartigen Frauenbeschwerden oder Magenproblemen. Tanacetum balsamita wurde auch Frauensalbei, Frauenminze oder Königin der Heilpflanzen genannt und war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Früher in jedem Bauerngarten zu finden, ist die Pflanze seit einigen Jahren in ausgesuchten Kräutergärtnereien wieder erhältlich.

Im Garten begnügt sie sich mit nährstoffarmem, sandig- kiesigem Boden, ist leider bei Schnecken sehr beliebt, aber ansonsten problemlos.

 

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