Die »nachhaltigere« Kollektion

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Mit der „InCycle“-Kollektion und dem „Bring Me Back“-Programm setzt Puma einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Stefan Seidel, Teamhead PUMA Safe Ecology, über die beiden Aktionen.

 

BIORAMA: Puma startete im April mit der InCycle-Kollektion und der „Bring Me Back“-Aktion. Wir funktionieren diese?

Stefan Seidel: Puma InCycle ist PUMAs erste vollständig biologisch abbaubare und recycelbare Lifestyle-Kollektion und umfasst Schuhe, Textilien und Accessoires. Alle InCycle-Kollektionsteile sind dabei vom Cradle to Cradle® Products Innovation Institut zertifiziert (basic level). Das Ziel des Cradle to Cradle®-Zertifizierungsprozesses ist die Auszeichnung von Produkten, die umweltsichere, gesunde und kreislauffähige Materialien verwenden. Diese Materialien müssen dabei recycelbar oder vollständig biologisch abbaubar sein. Des Weiteren erfolgen hierbei die Berücksichtigung des verantwortungsvollen Umgangs mit Wasser sowie  sozialer Aspekte bei der Herstellung. Somit besitzen Unternehmen mittels des Zertifikats die Möglichkeit ihre Erfolge und Fortschritte bezüglich eines Cradle to Cradle®-Designs ihrer Produkte darzustellen. Seitens der Kunden besteht damit die Option gezielte Produkte nachzufragen, die einem erweiterten Qualitätsanspruch genügen. Das Cradle to Cradle®-Zertifizierungsprogramm sowie die dazugehörige Zertifizierungs-Kriterienmatrix werden von EPEA (Environmental Protection Encouragement Agency) unterstützt. Bereits 2012 startete Puma das „Bring me back“-Programm  und engagiert sich damit für die Reduzierung negativer Auswirkungen bei der Produktion von Textilien und Schuhen auf die Umwelt. Mit dem „Bring Me Back“-Programm haucht PUMA alten Turnschuhen, gebrauchten T-Shirts und Taschen, die normalerweise auf dem Müll landen, neues Leben ein. Durch das Recyceln und Wiederverwenden der alten Kleidung wird die Rohstoffmenge reduziert, die ansonsten für die Herstellung neuer Produkte benötigt würde. Die Partnerschaft mit dem Unternehmen I-Collect schafft somit einen Kreislauf, der Produkte von der Kleidung fernhält.

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Wo sind die Aktionen erhältlich und gibt es schon erstes Feedback von Händlern oder Kunden?

Ab dem 2. April ist die PUMA InCycle-Kollektion exklusiv in der Galeria Kaufhof in Berlin und auf www.galeria-kaufhof.de sowie im Onlineshop www.puma.de erhältlich.

Die Produkte der InCycle-Kollektion sind kompostierbar – welche Materialien werden hier verwendet? Wie geht man mit Reißverschlüssen um?

Die InCycle-Produkte sind entweder vollständig biologisch abbaubar (kompostierbar) oder recycelbar, d.h. sie können durch biologische und technische Prozesse jeweils in ihre Material-Bestandteile zerlegt werden.

Die biologisch abbaubaren Produkte sind im Rahmen einer industriellen Kompostierung vollständig biologisch abbaubar. Diese InCycle-Produkte  werden z.B. aus organischen Fasern, ohne schädliche Chemikalien organischen und unter Beachtung der internationalen Standards für die industrielle Kompostierung hergestellt. So gewährleistet PUMA, dass die Beschaffungs- und Fertigungsverfahren der biologisch abbaubaren Produkte möglichst geringe Umweltauswirkungen haben.

Die recycelbaren InCycle-Kollektionsteile werden überwiegend aus homogenen Materialien hergestellt, wie z. B. aus recyceltem Polyester. So bestehen die Trainingsjacken der InCycle Kollektion aus recyceltem Polyester – hergestellt aus gebrauchten PET-Flaschen. Um die Homogenität der Materialien und damit den verlässlichen Recyclingprozess zu gewährleisten, sind auch die Reisverschlüsse aus recyceltem Polyester gefertigt. Die Jacken können so in Polyestergranulat umgewandelt werden, um so als Sekundärrohstoff für die Herstellung von weiteren Produkten zur Verfügung stehen.

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Es gab schon in der Vergangenheit nachhaltige Kollektionen und Aktionen verschiedener Marken, bisher konnten sich die wenigsten halten. Wie will Puma das meistern?

Wir würden unsere InCycle-Kollektion nicht als „nachhaltige“ Kollektion bezeichnen, sondern allenfalls als nachhaltigere Kollektion. Die Kollektion wird auf jeden Fall weitergeführt und weiter optimiert. Bereits mit der Herbst/Winterkollektion kommen weitere zertifizierte InCycle Produkte auf den Markt. Davon abgesehen arbeiten wir bei PUMA aktiv daran, Nachhaltigkeit in unser Kerngeschäft zu integrieren. So konnten im Jahr 2012 beispielsweise bereits 22% aller internationalen Kollektionen nach unserem PUMA S-Index (Sustainability-Index für nachhaltigere Produkte) hergestellt werden.

Können bei der »Bring Me Back«-Aktion alle Puma-Produkte zurückgebracht werden? Und auch die anderer Hersteller?

Im Rahmen des PUMA „Bring me back“-Programms können alle Schuhe, Textilien und Accessoires (Taschen, Handtaschen, Reisetaschen) – d.h. auch Produkte anderer Hersteller – in PUMA-Shops zurückgebracht werden.

Die Produkte werden nach über 400 Kriterien sortiert und den im Produkt verwendeten Materialien entsprechend recycelt oder wiederverwendet. Dafür arbeitet PUMA mit I:Collect zusammen, die zur SOEX Group gehören, einem weltweiten Marktführer beim Wiederverwerten von Textilien und Stoff. Dort werden täglich 1.000 Tonnen an Artikeln verarbeitet.

Ökologische und Soziale Nachhaltigkeit sind Themen, die in den letzten Jahren wichtiger und größer werden, an welchen Stellen sind diese im Konzern angesiedelt? 

Nachhaltigkeit ist bei PUMA offizieller Teil der Unternehmens-Mission. Seit der Implementierung unseres ersten Verhaltenskodex im Jahr 1993 beschäftigen wir uns intensiv mit sozialen und ökologischen Themen. Dazu haben wir beispielsweise eigene Teams für Umwelt und Soziales geschaffen, die weltweit eng mit unseren Herstellern zusammenarbeiten.

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Wo werden die Teile hergestellt? Gibt es im Zusammenhang mit der neuen Kollektion auch Überlegungen bezüglich sozialer Standards in der Herstellung?

Die Incyle-Kollektion wird, wie der überwiegende Teil aller PUMA-Produkte, in Asien produziert. Alle unsere PUMA-Hersteller weltweit werden seit 1999 regelmäßig durch interne PUMA -Kontrollen auf die Einhaltung der von uns vorgegebenen Sozial- und Arbeitsstandards geprüft. Zusätzlich werden unsere Fabriken stichprobenartig und unangekündigt durch die Fair Labor Association überprüft.

Welche Pläne hat Puma sonst noch in Sachen Nachhaltigkeit? Können diese Prinzipien eventuell auf andere Produkte ausgeweitet werden?

Unser erklärtes Ziel ist es, das begehrteste und nachhaltigste Sportlifestyle-Unternehmen zu werden. Dazu haben wir in der Vergangenheit bereits mit innovativen Lösungen wie unserer nachhaltigen Schuhverpackung Clever Little Bag oder der weltweit ersten ökologischen Gewinn- und Verlustrechnung eines Unternehmens in unserer Industrie neue Maßstäbe gesetzt. In nächster Zeit wird unser Fokus darauf liegen, unsere Nachhaltigkeitskommunikation stärker auf den Konsumenten auszurichten und unsere Kunden anzusprechen. Bis 2015 wollen wir dann 50% aller PUMA Produkte nach unserem PUMA S-Index produzieren lassen. Die Erfahrungen mit der InCycle-Kollektion werden uns dabei helfen, langfristig die Materialkreisläufe insgesamt zu schließen – bis dahin haben wir aber noch einen langen Weg vor uns.

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