Petutschnig Hons im BIORAMA-Interview: „Do konn i sogen wos mir ärgert“

Der Hons. Bild: Sebastian Klampferer

Der Hons. Bild: Sebastian Klampferer

Im Social Web macht gerade ein Youtube-Video vom Bauern Hons Petutschnig aus Schlatzing die Runde. Darin wettert der Kärntner gegen zu niedrige Milchpreise. Dass Content aus Kärnten bei Reddit und Co. gefeiert wird, kommt bisher nicht allzu oft vor. Über eine halbe Million Views in drei Tagen waren für BIORAMA Anlass genug, dem Petutschnig Hons bzw. dem dahinter steckenden Kabarettisten Wolfgang Feistritzer ein paar Fragen zu stellen.

Unsere Fragen hat Bauer Petutschnig im Dialekt seiner Heimat beantwortet. An einigen Stellen schleicht sich das Hochdeutsch des Kabarettisten Wolfgang Feistritzer ein. Wir haben die Antworten unverändert übernommen.

 

BIORAMA: Das erste Youtube-Video vom Petutschnig Hons ging vor ungefähr einem Jahr online. Gab es die Figur schon davor, oder wurde sie tatsächlich bei Youtube geboren?

Petutschnig Hons: Wos hast auf Youtube geboren? I bin in Schlatzing geboren und dos is schon a gonze Weile her.  Des mit dem Video-Mochen war so:

Jo dos woa hisch vor an Johr, do bin i hinten beim Misthaufen gstonden und hob mei Jauchen in Boch obegleitet. Nochan is mei Frau kummen und hot gsogt sie braucht a neie Videokamera. Nochan sog i, wiaso mir hom eh grod erst a neie Kamera beim Hofer gekaft. Donn sogt sie, doss woar vor 8 Johr. Sog i, eben, mir kummts vor als wias gestern gwesen war. Nochan sogt sie, na de Kamera is a Glump, de muas weg, do is ka gscheide Tonqualität und is Büld is a schlecht. Sog i, aber geh. Sogt sie, schau i beweise es dir i moch gschwind a Video von dir nochan konnsts da sölba onschaun, nit donn scholtet sie die Kamera ein, nochan sogt sie, jo wenn sie a Video von mir mochen soll, donn muas i schon wos sogen. Sog i, jo wos soll i denn sogen? Sogt sie, is eh wurscht irgendan Schmoan, des konnst eh so guat. Donn hob i holt do des mit dem Maisanbau dazöhlt und am Computer hob i ma dos ongschaut, du i muas sogen, des Video hot eine Topqualität kobt.

Und an Tog später hom die Kinder gsogt, i soll ihnen aufn Youtube an Fülm einetuan, sog i wosn fan Fülm? Sogen se, jo den anen, nochan hob i do des Youtube eingstöllt und do auf Video gedruckt donn hob i gmant de manen den anen Fülm den mei Frau von mir gmocht hot und aufamol woa des Video aufn Youtube oben.

Verstehe. Jedenfalls ging das Pamphlet gegen Red Bull und für Milch vor acht Monaten als Video online. Seit drei Tagen gibt es davon nun auch eine englische Version, die seither über eine halbe Million mal angesehen wurde. Kann man so einen viralen Erfolg planen oder zumindest damit rechnen?

Na ich plane und rechne gar nichts. So is jo dos Youtube a guate Soche do konn i sogen wos mir ärgert. I man dos konn i zwar schon im Dorfwirtshaus auch, ober do is donn meistens irgendein Bsoffener, der mir dauernd reinquatscht. Dos mit dem Red Bull hob ich seinerzeit gmocht, weil da wirklich mol so ein Tepp zu mir gsogt hot, dass die Milch so teuer ist und der hat, während er dos zu mir gsogt hot echt a Red Bull geschlürft.  Auf Englisch hob ich des gmocht – just for fun. Weil von unserer Verwandtschaft san vor ca. 100 Jahren viele nach Amerika ausgwandert und da haben mich jetzt a paar auf Facebook entdeckt und gebeten, doss ich dos mol auf Englisch moche.

Und steckt hinter dem fiktiven vollbiologischen, weltoffenen Agrarökonom aus Kärnten auch ein ganz realer vollbiologischer Agrarökonom, zumindest zum Teil?

Wos hast do fiktiv? Ich bin echt.Wer soll i denn sunst sein? Kloa bin i Bauer host dir meine Videos nit ongschaut oder wos? I hob wohl schon gehört doss sich irgendso ein Freinitzer als mich ausgibt – dos is a bodenlose Frechheit, wenn i de Witzfigur in die Finger kriag, donn rauchts.

Es ist wütend, der Petutschnig Hons. Bild: Sebastian Klampferer

Es ist wütend, der Petutschnig Hons. Bild: Sebastian Klampferer

Es gibt bekanntlich viele Landwirte, die gerne mehr Aufmerksamkeit für das Thema zu niedriger Verbraucherpreise hätten. Wollen Sie denen helfen? Haben sie so etwas wie einen Bildungsauftrag, eine agrarpolitische Mission? 

Mei Mission is die, dass ich als Bauer wirtschaftlich überlebe. Was schon schwierig genug ist. Vor 50 Jahren hat man, wenn man in seinen Wald Holz geschlägert hat – vom Erlös von 100 Meter Holz sich einen Steyr Traktor und einen VW Käfer kaufen können. Heute kriegt man dafür maximal 8000 Euro. Vor 30 Jahren hat mein Vater Stiere verkauft, da hat man für einen 27000 Schilling bekommen, heute kriegst für einen Stier 1400 Euro. Vor 20 Jahren hob ich für einen Liter Milch 6 Schilling bekommen, heute kriegt man, wenn’s gut geht 45 Cent pro Liter. Sowos ärgert mich, dass unserer Produkte immer billiger werden und wenn das so weiter geht, dann werden so kleine Bauern wie ich einer bin in 10 Jahren nicht mehr überleben können und die Nahrungsherstellung wird dann noch mehr von großen landwirtschaftlichen Firmen und Konzernen übernommen werden.

Wie gesagt, die hohe Aufmerksamkeit war nicht geplant aber es is natürlich schen dos dos vielen Menschen gfollt und vielleicht hab ich den einen oder anderen dazu bewegt mehr Milch zu trinken.

Da wird es einige Bauern geben, die meinen, das mit der Milch gehörte längst einmal gesagt. Gab es positives Feedback aus bäuerlichen Kreisen?

Jo onfongs hoben einige mich blöd ongschaut ober mittlerweilen schauen die meisten gerne meine Videos on und ich bin sogar schon zu einigen landwirtschaftlichen Veranstaltungen als quasi „Gastredner“ eingeloden worden.

Sind Bauern ein dankbares Motiv für’s Kabarett? Sind Agrarmarkt und Agrarpolitik skurril genug für die komische Bühne oder gibt es sogar viel zu wenig Kabarett über bäuerliche Themen?

Das weiss ich nicht. Ob es skurril genug für die Bühne ist, das seh ich dann im Herbst wenn ich erstmals richtig auftreten werde.

Bild: Sebastian Klampferer

Bild: Sebastian Klampferer

Hat der Petutschnig Hons sich schon eine Meinung zu amerikanischen Chlorhühnern gebildet, der neuen Ikone der industriellen Landwirtschaft? 

Jo des a Wahnsinn was da mit dem Essen aufgeführt wird. Chlorhühner, Gänseleber, Hühner und Schweine die auf engstem Raum zusammengepfercht in engen Ställen gemästet werden gibt es aber nur deshalb, weil der Konsument das so will – weil es billig ist, man will ja schließlich vier mal im Jahr auf Urlaub, man will drei Autos vor der Haustür stehen haben, man will den breitesten Fernseher, das neueste iPhone, aber man will das billigste Essen haben. Und wehe die Milch ist 20 Cent pro Liter teurer oder das Fleisch kostet zehn Euro das Kilo …

Wenn die Leute sagen: „Nein so was esse ich nicht“ – dann  wird es das auch nicht mehr geben. Gut wäre wenn die Leute sagen – ich esse nur mehr 2 mal in der Woche Fleisch, dafür aber dann qualitativ hochwertige Produkte – das würde den kleinen Bauern am meisten helfen.

Wo gibt es in nächster Zeit mehr von Wolfgang Feistritzer oder dem Petutschnig Hons und den Vorzügen und Abgründen bäuerlicher Existenz zu sehen? 

Natürlich werde ich weiter meine Videos drehen – zwei Videos in Englisch sind geplant in nächster Zeit und ab Herbst kann man mich österreichweit auf diversen Kabarettbühnen anschauen.

www.petutschnig-hons.at

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