#noblackfriday – Wozu boykottieren?

Unter dem Motto #noblackfriday wird zum Boykott des Kaufrauschtages Blackfriday aufgerufen. BIORAMA hat mit Gabriele Meinl darüber gesprochen, was für und was gegen einen Kaufnixtag just am 23. 11. spricht.

Am 23. 11. zelebrieren alle großen Marken und Unternehmen das Rabattkarussell rund um den Black Friday. Der ursprünglich aus den USA stammende Einkaufstag fällt immer auf den Freitag nach Thanksgiving. Dort wird am Black Friday 2018 ein Umsatz von drei Milliarden Dollar erwartet. Im deutschsprachigen Raum wird dieser seit 2013 gefeiert. Ein regelrechter Wettstreit rund um den Black Friday ist ausgebrochen: Die großen Marken, Modeketten und Onlineshops übertrumpfen sich gegenseitig mit Prozenten, Preisnachlassen und Rabattcodes. So hat Amazon bereits die »Cyber-Monday-Woche«, die Woche vor dem »Cyber Monday«,  eingeführt, um dem Black Friday zuvorzukommen.

Wer sind die Verlierer des Rabattkarussells?

Die angesetzten Rabatte und Preisnachlasse führen dazu, dass die Unternehmen ihre Waren zu so niedrigen Preisen verkaufen, dass damit in den meisten Fällen nicht einmal die Produktionskosten gedeckt werden können. Die wahren VerliererInnen in dem Wettkampf um den günstigsten Preis sind jedoch nicht die Marken selbst, sondern jene Menschen die am Ende der Produktionskette stehen: beispielsweise die Näherin des T-Shirts oder jener Arbeiter, der das neuste Iphone zusammengeschraubt hat.

#noblackfriday

Aus diesen Gründen rufen eine Gruppe unterschiedlich nachhaltiger Labels sowie deren KundInnen zum Boykott des Konsumwahnsinns des Black Friday auf. Unter dem Hashtag #noblackfriday wollen sie auf die Missstände innerhalb der Produktionsketten und auf die wahren VerliererInnen aufmerksam machen. Während manche Eco-Labels die Alternative eines nachhaltigen Einkaufes aufzeigen wollen, schließen andere an diesem Tag überhaupt ganz ihre Onlineshops.

BIORAMA: Der Black Friday ist unter den KonsumentInnen sehr beliebt. Warum sollte man am Black Friday nicht einkaufen gehen?

Gabriele Meinl: Wir haben dazu gerade eine Social-Media-Initiative gestartet, die die Konsequenzen aufzeigt. Könntet Ihr hier bitte die Grafik einbauen?

Sehr gerne: 

Bild: AIKYOU

Wäre es wünschenswert, dass statt dem Black Friday ein »Kauf-nix-Tag« zelebriert wird und die Leute gar nichts einkaufen, oder dass an diesem Tag nur nachhaltige Produkte, wie sie AIKYOU anbietet, gekauft werden?

Wieso soll es denn überhaupt einen speziellen „Kauf-Tag“ geben? Man muss doch einfach nur dann einkaufen, wenn man etwas wirklich benötigt. Alles andere verleitet dazu, Dinge mitzunehmen, die man eigentlich nicht braucht oder die nicht dem entsprechen, was man sich eigentlich vorgestellt hat – und die nur aufgrund des Preises in der Einkaufstasche landen.

Steigt man als UnternehmerIn nicht automatisch als VerliererIn aus, wenn man nicht auf den Zug des Black-Friday-Geschäftes aufspringt?

Als nachhaltig produzierendes und wirtschaftendes Unternehmen rechnet es sich tatsächlich eben nicht, daran teilzunehmen! Es führt eher zu Verlusten. Ein nachhaltig kalkulierter Preis muss deckend sein dürfen – wie sonst sollen alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette davon leben?

Angenommen jemand spart auf eine Waschmaschine. Wie erklärst du ihr/ ihm, dass die Waschmaschine nicht genau zu jenem Zeitpunkt gekauft werden sollte, zu dem sie am billigsten ist?

Worum es geht, ist doch: Wieso benutzt man nicht einfach alle Dinge, so lange wie möglich, eben bis sie wirklich kaputtgehen? Und erst wenn meine Waschmaschine unrettbar und nicht reparierbar ihren Geist aufgegeben hat, gibt es eine neue, und nicht an einem bestimmten Kalenderdatum …

Was unterscheidet euch von anderen Eco-Unterwäsche-Labels?

Wir schneidern Unterwäsche speziell für kleine Brüste.

Ist AIKYOU nach wie vor Produkt in der Nische der Nische oder sind Nachfrage und Mitbewerb eh schon ordentlich gewachsen?

In den letzten Jahren hat die Zahl der Eco-Fashion-Labels immer mehr zugenommen, was ja toll ist! Nachhaltig zu produzieren sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Mit unserer Spezialisierung auf Unterwäsche für kleine Busen sind wir nach wie vor aber die einzigen.

Wenn 2018 alles ultraviolett sein muss, was macht man mit den ultravioletten Produkten dann, wenn 2019 beginnt?

In den Boykottaufrufen des Black Friday lautet eine Warnung bzw. Kritik: Wir machen Sustainable Fashion zu fast fashion. Ist es nicht entweder Sustainable oder Fast Fashion?

Um bei diesem Preiskampf dauerhaft mitzumachen, muss man irgendwo Kosten senken. Wer dabei mit einer teureren Kalkulation antritt – wegen nachhaltigen Rohstoffen und fairen Löhnen – ist irgendwann gezwungen, genau diese Qualität zu senken. Außerdem zeigt die Erfahrung: Was günstig ist oder sogar einen »Wegwerfpreis« hat, wird einfach mal so mitgenommen, selbst, wenn es dann doch nicht gefallen sollte – das ist das Prinzip der Fast Fashion und das Gegenteil vom Conscious Closet.

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