Nachfolge für das sozialste Eis der Welt

Jerry Greenfield mit den neun Gewinnern des Wettbewerbs Bild: Gez Gethins/ Ben & Jerry's

Jerry Greenfield mit den neun Gewinnern des Wettbewerbs
Bild: Gez Gethins/ Ben & Jerry’s

Jungunternehmer mit sozialer Vision und ganze Schokoladenkekse im Eis. Beim „Bist du der nächste Ben & Jerry’s?„-Wettbewerb in London waren reihenweise innovative Projekte mit Zukunft aus neun Ländern Europas vertreten, Netzwerken und Eis essen stand an der Tagesordnung. Von der Solar-Wasserpumpe aus Kärnten bis zum Crowdfunding-Tool fürs Online-Shopping war alles dabei. Auch an Prominenz hat es mit Samy Deluxe und Ben & Jerry’s-Gründer Jerry Greenfield nicht gemangelt.

 

Ben & Jerry’s ist nicht nur ein köstliches Eis sondern auch ein Knotenpunkt sozialer Initiativen. Dabei wird nicht nur die eigene soziale Mission hochgehalten, es werden viele soziale Jungunternehmer bei ihren Projekten unterstützt. Am 12. Juni 2013 fanden in London die Präsentationen von 18 Initiativen aus Großbritannien, Irland, Schweden, Dänemark, Finnland, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden statt. Über 430 Unternehmer zwischen 18 und 34 Jahren hatten ihre Ideen eingereicht. Die neun Besten durften sich über eine Finanzspritze von 10.000 Euro, eine Reise in Ben & Jerry’s Heimat Vermont und ein Mentoring von Ashoka freuen. Das ermöglicht ihnen andere sozial engagierte Führungskräfte und Unternehmer kennen zu lernen. Außerdem werden sie auf Ben & Jerry’s Eisbechern präsentiert, um ihre Bekanntheit zu steigern.

Die Wahl der neun Besten

In entspannter Atmosphäre und bei süßer Verpflegung hatte jeder Teilnehmer noch ein paar Minuten Präsentationszeit und beantwortete Fragen, bevor sich die Jury aus bestehend aus Musiker und Gründer des Vereins Crossover, Samy Deluxe, Enorm-Chefredakteur Marc Winkelmann, Ashoka-Fellowund Gründer der Non-Profit-Organisation Euforia, Jerónimo Calderón, und sowie Ben & Jerry’s-Mitbegründer Jerry Greenfield zusammensetzte, um das jeweils beste Projekt der neun Teilnehmerländer zu wählen.

Samy Deluxe,, Juror des Wettbewerbs Bild: Gez Gethins/ Ben & Jerry's

Samy Deluxe,, Juror des Wettbewerbs
Bild: Gez Gethins/ Ben & Jerry’s

Bei der Auswahl der Projekte wurden gleichwertig der soziale Nutzen, die Innovation und die finanzielle Nachhaltigkeit berücksichtigt – Punkte, bei denen sich die eingeladenen Jurymitglieder gut gegenseitig unterstützen konnten. Samy Deluxe aka Herr Sorge, hat die Projekte hauptsächlich emotional nach seinem Eindruck bewertet. „Ich gehe immer davon aus, welche Projekte und Stile in der Präsentation mir gefallen haben, in der Diskussion kommen dann aber noch ganz andere Aspekte dazu. An unternehmerische Komponenten und eine nachhaltige Zukunftsvision denke ich nicht gleich, ich entscheide eher aus dem Bauch heraus und bin ehrlich. Aber die Mischung in der Jury diesbezüglich war durchdacht, wir haben uns gut ergänzt.“ Er selbst ist aus persönlichem Einsatz gegen Rassismus dazu gekommen, selbst einen Verein für soziales Engagement zu gründen. Es ist ihm wichtig, zwischen ehrlichem sozialen Engagement und PR-Interesse zu unterscheiden, denn soziale unternehmerische Aktivitäten sieht er zweischneidig: „Unternehmen haben viel Geld und Macht, es ist gut wenn sie sich im sozialen Bereich einsetzen. Aber es bekommt wegen des Marketings und der PR oft einen schlechten Beigeschmack.“ Man muss sich eben genau informieren und fragen, was hinter den verschiedenen Aktionen steht.

Ein Event voll guter Ideen

Dietmar Stuck, NSP Bild: Gez Gethins/ Ben & Jerry's

Dietmar Stuck, NSP
Bild: Gez Gethins/ Ben & Jerry’s

Zum österreichischen Gewinner wurde NSP – New Solar Pump gekürt. Der junge Kärnter Unternehmer Dietmar Stuck ist gelernter Brunnenbauer und hat auch schon Erfahrungen in der Entwicklungshilfe gesammelt. Seine Erfindung ist eine durch Solarenergie betriebene Wasserpumpe, die vor allem in afrikanischen Entwicklungsländern das Problem der Wasserbeschaffung revolutionieren könnte.

120_JOC Judging Day

Joana Adesuwa Reiterer, Exit & Jel
Bild: Gez Gethins/ Ben & Jerry’s

Auch ein anderes Projekt aus Österreich, Exit & Jel, kann sich sehen lassen. Joana Adesuwa Reiterer engagiert sich für Opfer von Menschenhandel, indem sie Therapie mit Unterstützung und einer handwerklichen Ausbildung kombiniert. Die Betroffenen können so leichter selbstständig werden und wieder eine Perspektive für ihr Leben erreichen, in der sie ihre Talente nutzen.

Jerry Greenfield mit Valentin Fisler, Mr. Green Bild: Gez Gethins/ Ben & Jerry's

Jerry Greenfield mit Valentin Fisler, Mr. Green
Bild: Gez Gethins/ Ben & Jerry’s

Valentin Fisler alias Mr. Green aus der Schweiz punktete mit einem neuen, einfacheren Recycling-Konzept. Um mehr Leute dazu zu bringen, ihren Müll zu recyclen, muss man es ihnen so unkompliziert wie möglich machen, meint er. Mr. Green sammelt den Müll von Haushalten in einem einzigen Sack und übernimmt das Trennen und recyceln.

Jerry Greenfield mit Yannik Sonnenberg, Elefunds Bild: Gez Gethins/ Ben & Jerry's

Jerry Greenfield mit Yannik Sonnenberg, Elefunds
Bild: Gez Gethins/ Ben & Jerry’s

Aus Deutschland überzeugte das Unternehmen Elefunds die Jury. Yannick Sonnenberg präsentierte ein Online-Fundraising-Tool, das karitative Organisationen, Unternehmen und deren Kunden effizient vernetzt. Dazu hat Elefunds ein Online-Shopping-Tool entwickelt, das den Kunden beim Einkauf die Möglichkeit gibt, ihren Zahlungsbetrag aufzurunden und die Differenz einer NGO ihrer Wahl zu spenden. Das macht Spenden im kleinen Rahmen einfacher und motiviert die Menschen, hin und wieder etwas zu geben.

Mac UK, das Siegerprojekt aus Großbritannien – heimlicher Favorit von Jerry Greenfield – engagiert sich für junge Menschen, die am wenigsten Unterstützung der Gesellschaft bekommen. Die Gründerin Charlie Alcock machte die Entdeckung, dass Menschen, die anderen gegenüber aggressiv oder gar gewalttätig auftreten, dies oft aufgrund von eigener, ungelöster Probleme tun. Sie erkennt Gewalt unter Jugendlichen als ein grundsätzlich psychisches und ernstzunehmendes Problem und bietet dieser Randgruppe der Gesellschaft ihre Hilfe an.

Ben und Jerry noch immer aktiv

Jerry Greenfield war als Juror an den Projekt beteiligt, obwohl er sein Unternehmen bereits verkauft hat. Er steht noch immer für die soziale Mission von Ben & Jerry’s ein. „Am Anfang ging es bei Ben & Jerry’s um zwei Personen, inzwischen sind Werte formuliert worden, die viel langanhaltender sind.“ So wird die Grundhaltung des Unternehmens beibehalten, auch wenn die Gründer nicht mehr direkt involviert sind..

Auch Jerrys bessere Hälfte im Eiscremegeschäft, Ben Cohen, ist noch in sozialen Projekten aktiv. „Ben war immer der, der mehr gewagt hat, er findet es besser, an etwas Neuem zu scheitern als mit einer schlechten, bestehenden Praxis fortzufahren.“ Er engagiert sich zur Zeit in Vermont gegen die Bestechung in der Politik durch eine kuriose Geldstempel-Kampagne.

Ben & Jerry’s co-founder Jerry Greenfield enjoys a scoop at the final of Join Our Core 2013, where he helped select Europe’s top young ethical entrepreneurs

Jerry Greenfield
Bild: Gez Gethins/ Ben & Jerry’s

 

Jerry sieht sein ehemaliges Unternehmen immer noch als ein Unternehmen sozialer Gerechtigkeit, das zufällig Eis produziert. „Eiscreme ist ein gutes Produkt, denn es ist harmlos, freundlich, verbindlich und kann gut dazu benutzt werden andere Initiativen und Werte zu verbreiten.

Jerry war von allen Teilnehmern des Wettbewerbs begeistert und freut sich bereits darauf, die Gewinner auf seinen Eisbechern zu sehen. Sein Traum, engagierte Jungunternehmer zu finden, die seien Philosophie teilen, ist Wirklichkeit geworden und hat ein Ausmaß erreicht, das selbst er sich nicht hätte vorstellen können. Der beliebte Wettbewerb hat sich von letztem auf dieses Jahr um vier Länder erweitert und wird sich bestimmt weiterhin vergrößern, um noch viele kreative Ideen und Projekte unterstützen.

Ashoka bietet den Gewinnern Beratung und ein Netzwerk

Wichtiger Partner des Wettbewerbs war Ashoka, die Organisation, die es sich zur Mission gemacht hat, aus jedem Menschen einen Generator für Veränderungen zu machen um soziale und ökologische Probleme zu lösen. Ashoka bietet den Gewinnern ein sechsmonatiges Mentoring und viele nützliche Kontakte an. Mit den Vorjahresfinalisten besteht auch noch eine Verbindung, so wird versichert, die Organisation möchte keinen der sozialen Unternehmer aus den Augen verlieren.

Bill Drayton, Mitgründer und CEO von Ashoka, ist davon überzeugt, dass die mächtigste Kraft der Welt eine große Idee ist, die von einem fähigen Unternehmer umgesetzt wird. Die Vision dahinter ist aber das wichtigste, denn sie ist das grundlegende Element. Ashoka unterstützt herausragende Unternehmer und Projekte wie die aus Join Our Core, da die Organisation Changemaker entwickeln will. Wenn junge Menschen überzeugt sind Veränderungen bewirken zu können, motiviert sie das und bringt die Gesellschaft voran.

 

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