Mit Heiligenkraut gegen Motten

Bild: Museumsdorf Niedersulz

Bild: Museumsdorf Niedersulz

Winzige, dickfleischige Blätter in Weißlich-Grau bilden dichte Polster über verholzenden Stängeln und erinnern unwillkürlich an Süden und sonnige Felshänge. Was im ersten Moment ungewohnt und modern wirkt, wächst in unseren Gärten bereits seit dem 16. Jahrhundert – das Heiligenkraut oder die Santoline.

Wie beinahe alle Pflanzen mit Heilkräften kam auch das Heiligenkraut über die Klöster in die Bauerngärten. Dort wurde die aromatisch duftende Pflanze gerne als Einfassung der meist erhöhten, mit Flechtwerk oder Brettern eingefassten und streng geometrisch angeordneten Beete verwendet.

Durch den regelmäßigen Rückschnitt, der sich durch die Beerntung automatisch ergab, bildeten sich mit der Zeit kleine Formhecken.

Santolina Bild: Natur im Garten/Alexander Haiden

Santolina
Bild: Natur im Garten/Alexander Haiden

Verwendet wurde das getrocknete Kraut bei Schwäche des Magens , Verstopfungen und gegen Würmer als Tee oder gemischt mit anderen Kräutern für unterschiedlich wirkende Umschläge.

Viel interessanter noch ist allerdings die Wirkung gegen die ungeliebten geflügelten Gäste im Kleiderschrank – der Duft des getrockneten Heiligenkrautes hält die Motten ungleich stärker von Kleidung fern als Lavendel!

Einfach ein paar Stämmchen der ausgewachsenen Pflanze an einem heißen Sommertag – da enthalten die Blättchen besonders viel ätherisches Öl – abschneiden, zum Trocknen aufhängen und danach in ein durchlässiges Leinen – oder Baumwollsäckchen „rebeln“.

Bild: Benes Öller

Bild: Benes Öller

Ideal für Balkongärtner

Santolina chamaecyparissus ist sehr genügsam und kommt daher gut auch in einem Topf oder einem Balkonkistchen zurecht. Sie benötigt gut durchlässige, eher magere Erde. Herkömmliche Blumenerde eignet sich nicht für die zart-herbe Schönheit. Am besten Bio-Kräutererde verwenden und zusätzlich Lava- oder gebrochene Blähtonsteinchen druntermischen. Durch seinen starken Duft hält das Heiligenkraut lästige Motten und Fliegen Die kleinen knopfartigen Blütenstände  schauen in der Vase oder in Bündeln getrocknet besonders hübsch aus.

Angesichts des Names dieses Bauerngarten“kräutls“ stellt sich die Frage, in welch religiösem Zusammenhang sie stand.  Doch anscheinend hat die Pflanze nichts mit Heiligen zu tun.

Bis ins 19. Jahrhundert  nannte man es Zypressenkraut wegen der Ähnlichkeit der Blättchen mit denen der Zypressen. Der Gattungsname Santolina beruht auf dem römischen santonicum, benannt nach dem gallischen Volk der Santoner im heutigen Südfrankreich. Später brachte man es mit lat. „sanctus“ in Verbindung und aus dem Zypressenkraut wurde das Heiligenkraut.

 

www.museumsdorf.at

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