Mickys Kochbücherregal #5: Vegan kochen

Attila Hildmann und Björn Moschinski: Als Köche sind die beiden Aushängeschilder der veganen Szene – die nicht nur fleischlos kocht, sondern auch gänzlich ohne tierischen Zutaten auskommt. Mit ihren Büchern haben sie im letzten Jahr zwei der schönsten veganen Kochbücher gestaltet. Aber Freunde werden die beiden wohl nie.

Attila Hildmann, knapp über 30 Jahre alt, ist die Rampensau unter den Köchen. Besessen von der Idee, zu beweisen, daß die vegane Küche die ethisch beste Ernährungsvariante ist und man trotzdem einen fitten Sportlerkörper vorzeigen kann, lässt er keine Gelegenheit aus, sich ins Rampenlicht zu stellen. Diverse Fernsehshows, die eigene YouTube-Kochshow und insbesondere seine Social Media-Kanäle nutzt er gerne und intensiv um seine vegane Bolognese vorzukochen und seinen gestählten Sixpack herzuzeigen. Keine Frage: man kann auch, beziehungsweise gerade wegen veganer Ernährung gesund und mit sportlichen Höchstleistungen leben.

In seinen Fernsehauftritten kam es auch zu Kochduellen mit konventionellen Köchen, die er ob Ihres Fleischverzehrs oftmals heftig angriff. Irgendwann wurde aber Björn Moschinski zum Lieblingsziel seiner Attacken.

Björn Moschinski lebt seit über 16 seiner 33 Jahre vegan. Vom Mediengestalter sattelte er irgendwann auf Koch um und lernte in den besten vegetarischen und veganen Küchen Deutschlands: Vom Zerwirk in München bis zum La Mano Verde in Berlin. Dort war es dann auch, wo Moschinski 2011 sein erstes eigenes veganes Restaurant eröffnete: Das Kopps in der Linienstrasse.

Streitig wurden die beiden, als Attila Hildmann über seinen Facebook-Kanal stolz berichtete, auch Lederturnschuhe zu tragen – ein schwerer Fauxpas in der strengen veganen Szene. Denn vegan – so Moschinski- ist nicht nur eine Küchenhaltung sondern eine Lebeneinsstellung, die sämtliche tierische Produkte ausschliesst. Von Fleisch über Milch und Ei bis zu Leder oder Zusatzstoffen in der Kosmetikindustrie. Dabei sollte der Spot statt auf diese Kontroverse viel eher auf Ihre beiden erfolgreichen Werke gerichtet werden – zwei vegane Kochbücher die wirklich Appetit auf tolle Gerichte ohne tierische Zutaten machen.

Der türkischstämmige Attila Hildmann macht es Einsteigern leicht: Seine Gerichte tragen bekannte Namen wie Döner, Gulyas, Bolognese oder Tex-Mex-Burger. Statt Fleisch verwendet er jedoch pflanzliche Eiweißträger wie Tofu oder Seitan. Seine Sprache ist peppig, wenngleich gemäßigter als seine heftige Facebook-Ausdrucksweise (der immerhin über 5000 Freunde folgen).

Die Zutaten sind recht einfach gewählt und in Naturkostläden und Reformhäusern leicht zu erstehen. Auch Kochanfänger werden sich mit Hildmanns Rezepten nicht besonders schwer tun. Kleine Tipps von AH! sollen das Buch noch persönlicher gestalten.

Demnächst wird der Autor auch mit dem Buch „Vegan for Fit“ an den Start gehen, ein Ratgeber für ein 30 Tages-Programm zur Reduzierung von Körperfett. Immerhin brachte Attila Hildmann vor seiner veganen Ernährungsphase selber einmal 25 kg mehr auf die Waage.

Björn Moschinskis Rezepten merkt man seine jahrelange Erfahrung als Koch an. Schon vor langer Zeit entwickelte er mit seinem veganen Catering eigene Speisekreationen ohne tierische Zutaten. Wie in der abwechslungsreichen Karte seines Cafe & Restaurants Kopps finden sich spannende Ideen für alle Essensgänge: Die Avocado-Gazpacho, ein Kürbisrisotto und zum Abschluss eine Kaffeecreme mit marinierter Mango? Natürlich mit Sojaschlagsahne!  Guten Appetit mit gutem Gewissen!

Ein paar Rezeptideen scheinen in diesem schönen Buch aber überflüssig. Denn Rezepte für eine Bruschetta oder Ofenkartoffeln mit Kräuterquark müssten nicht jeweils 2 Seiten füllen.

In Ihrer Fotosprache sind sich beide Bücher sehr ähnlich. Simon Vollmeyer (Vegan for Fun) und das Team vom Kochfanzine LE SCHICKEN (Vegan kochen für alle) hält hier an dem Stil fest, der schon Jamie Oliver so erfolgreich machte: Gekonnte Speisefotografie und der Protagonist im alltäglichen Leben schön inszeniert.

Im Rahmen der Veggieworld in Wiesbaden kürte der deutsche Vegetarierbund VEBU die besten Kochbücher des Jahres. Attila Hildmann lag an der Spitze, gefolgt von Björn Moschinski. Diskussionen garantiert.

VEGAN FOR FUN   Attila Hildmann (Becker Oest Volk Verlag) 192 Seiten € 24,95

VEGAN KOCHEN FÜR ALLE   Björn Moschinski (südwest Verlag) 144 Seiten € 17,99

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