Umwelt im Film – Das war das Innsbruck Nature Film Festival 2016

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Jumbo Valley, British Columbia, Kanada; Bild: Sweetgrass Productions

Umgeben von traumhaftem Naturpanorama ist Innsbruck die perfekte Location für ein Filmfestival, das Natur- und Umweltthemen eine Bühne bietet. Das Innsbruck Nature Film Festival, kurz INFF, macht das seit 15 Jahren ziemlich erfolgreich. 

Das sympathisch familiäre Festival lädt internationale FilmemacherInnen nach Tirol, um in einem mehrtägigen Kinoevent die Wohnzimmeratmosphäre des Innsbrucker Leokinos auf die umliegende Innenstadt auszuweiten. Geht es nach Festivalgründer und Tiroler Umweltanwalt Johannes Kostenzer, sollte das INFF bald die gesamte Stadt Innsbruck als Umwelt-Festival bespielen.

Bild: Thomas Steinlechner

Bild: Thomas Steinlechner

Siegerfilm 2016 über Kanadas umkämpfte Natur

Vergangenen Freitag präsentierte das Innsbruck Nature Film Festival 2016 die Siegerfilme des heurigen Jahres, darunter den Dokumentarfilmgewinner in der Kategorie Umwelt: „Jumbo Wild“ von Regisseur Nick Waggoner erzählt auf eindrückliche Weise vom umkämpften Terrain des Jumbo Valley im kanadischen British Columbia.

Der Regisseur zeichnet ein sensibles Bild um den seit bald 25 Jahren andauernden politischen Kampf verschiedener Gruppen rund um das geplante Mega-Schiparadies „Jumbo Glacier Resort“. Erdacht von Architekt und Visionär Oberto Oberti und finanziert von ausländischen Investoren ist das Megaprojekt inmitten einer weitgehend unberührten Naturlandschaft geplant. Das Jumbo Valley ist heiliges Land der indigenen Ktunaxa und eines der letzten Siedlungsgebiete von Grizzlybären in Kanada.

Der Blick des Schifilmers auf das Jumbo-Schigebiet

NaturschützerInnen, BewohnerInnen benachbarter Gebiete, die Ktunaxa, Oberti selbst sowie politische VertreterInnen kommen in Waggoners Film gleichberechtigt zu Wort. Sie erhalten Raum, um zu den Zusehern zu sprechen. Waggoner, eigentlich bekannt für Schifilme, gelingt mit „Jumbo Wild“ eine besondere Form der Intervention. Er selbst lässt zu Beginn des Filmes seine Haltung weitgehend offen. Er deutet die Komplexität des Themas an, die Auseinandersetzung zwischen der vermeintlichen Notwendigkeit von ökonomischer Entwicklung für den Menschen und für Regionen und dem Erhalt und Schutz von Natur und Wildnis. Doch seine Bilder von Jumbo Valleys unfassbarer wilder Schönheit, der lebendigen und einzigartigen Flora und Fauna des Gebietes und dem Ausdruck der Spiritualität dieses Ortes sprechen ganz anderes. Sie verzaubern und politisieren ohne erhobenen Zeigefinger. Und doch ist „Jumbo Wild“ einer dieser Filme, nach denen man den Kinosaal mit dem Vorsatz verlässt, sich auf irgendeine Weise einzusetzen: für den Erhalt der Wildnis von Jumbo Valley, für den Schutz unserer Erde, für die Rechte indigener Kulturen.

Bild: Thomas Steinlechner

Jumbo Valley ist Stellvertreter für jede Auseinandersetzung zwischen ökonomischer Entwicklung und dem Erhalt von Natur. Den Kampf gegen Staudämme in Patagonien, die Auseinandersetzungen um Belo Monte im Amazonasgebiet, den Protest für den Erhalt der Tiroler Kalkkögel. „Jumbo Wild“ zeigt: Der Klassiker Tourismus- mit oder gegen Umweltinteressen kann nach wie vor spannend sei, vor allem wenn die Darstellung der widerstreitenden Interessen so sensibel erfolgt.

Waggoners Darstellung der Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt, verbunden mit atemberaubenden Bildern einer selten so nah und unberührt erlebten Natur und Tierwelt machen „Jumbo Wild“ zu einem gebührenden Gewinner des Innsbruck Nature Film Festival 2016 und, wenn es nach uns geht, zu einem Must-See der Umweltdokumentationen.

Nick Waggoner hat sich per Videobotschaft für den Preis bedankt:


Wir haben uns im Sommer mit Festival-Macher Johannes Kostenzer unterhalten

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