Heindl: Eine Traditions-Confiserie setzt auf Fairtrade

Bild: Walter Heindl GesmbH/APA-Fotoservice/Rastegar

Bild: Walter Heindl GesmbH/APA-Fotoservice/Rastegar

Die Wiener Confiserie Heindl stellt seit Oktober 2014 nur noch Schokolade-Erzeugnisse mit Kakao her, der zu 100 % aus fairem Anbau stammt. BIORAMA bat zum Interview über die Gründe für diese Entscheidung, die Umweltmaßnahmen des Unternehmens und die regionalen Produktlieferanten.

BIORAMA: „Heindl meets Fairtrade“: Was hat das Unternehmen zur Umstellung auf 100 % Fairtrade-zertifizierten Kakao bewogen? Gab es die Idee schon länger?

Barbara Lindtner: Die Idee gab es schon länger, allerdings waren uns vor der Einführung des Fairtrade-Kakaoprogramms quasi die Hände gebunden, denn Fairtrade konnte nur sein, was zu mindestens 50 % aus Fairtrade-Zutaten bestand. Das kam für uns nicht in Frage, da wir – soweit möglich – alle Rohstoffe und Zutaten regional, das heißt aus Österreich, beziehen. Das sind zum Beispiel Zucker, Liköre und Schnäpse, Marmeladen bzw. auch Weizen- und Soja-Mehl für unsere Pischinger Waffel-Spezialitäten. Mit der Einführung des Fairtrade-Kakaoprogramms können wir nun beides verbinden: die Verarbeitung regionaler Rohstoffe und fair gehandelten Kakao.

Aus welchen Ländern beziehen Sie Ihren wichtigsten Rohstoff jetzt? Woher kommen die anderen Zutaten für Ihre Produkte?

Der Rohstoff Kakao für unsere Schokoladen stammt vorwiegend aus Westafrika und Equador. Der Zucker kommt aus Österreich, die Haselnüsse aus der Türkei und das Weizen- und Sojamehl kaufen wir ebenfalls aus Österreich.

Ist auch eine (Teil)Umstellung der Produktion auf Bio angedacht?

Im Moment nicht.

Wie kommuniziert Heindl die Umstellung auf Fairtrade-Kakao an seine Kunden?

Wir legen Info-Material in den Filialen auf und Zug um Zug wird das Fairtrade-Programm-Logo auf den Packungen platziert. Zusätzlich weisen wir natürlich in den sozialen Netzwerken, auf der Homepage, etc. auf den fairen Ursprung des Kakaos hin.

Das Unternehmen setzt auch in Bezug auf den Umweltschutz Maßnahmen. Welche sind das konkret?

Genau genommen ist der Umstieg auf Fairtrade-Kakao nur eine konsequente Fortsetzung unseres bisher eingeschlagenen Weges: Im Zuge des Zu- und Umbaus unserer Firmenzentrale 2012 haben wir die größte, private Photovoltaik-Anlage Wiens in Betrieb genommen. Das ganze Gebäude wurde mit einer Lüftungsanlage anstelle einer Klimaanlage ausgestattet. Weiters nutzen wir die Abluft der Kompressoren unserer Produktionsmaschinen für die gesamte Warmwasser-Aufbereitung in der Produktion. Wir produzieren ausschließlich mit Granderwasser und verzichten auf umweltschädliche Lacke bei der Oberflächen-Versiegelung unserer Bonbonieren. Darüber hinaus verzichten wir auch weitestgehend auf Überkartons im Zuge der Auslieferung.

In jüngster Zeit gab es immer wieder Kritik am System hinter Fairtrade. Wie geht man bei Heindl mit dieser Kritik um?

Wie mit jeder Kritik: Wir nehmen sie ernst und gehen ihr nach. Allerdings sind wir davon überzeugt, dass ein von Menschen geschaffenes und gleichzeitig perfektes System grundsätzlich nicht existiert. Aber jedes System trägt  in sich die Chance, täglich ein bisschen besser zu werden bzw. die Welt täglich ein bisschen besser zu machen. Beide Aspekte  sehen wir bei Fairtrade umgesetzt.

 

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