Glossar der Fahrradsprache

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Auf der Suche nach einem neuen Fahrrad stößt man unweigerlich auf eine Vielzahl an Abbreviationen, welche einem das Anwendungsgebiet und die Eigenheiten des Modells erläutern sollten. BIORAMA hilft mit einer kleinen Dechiffrierung der gängigsten Fahrradtypen auf die Sprünge.

Gereiht von leicht bis schwer.
Inklusive kleinem ABC der Fahrradgattung, zum Merken.

 

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T(rack) – wie BAHN

Das Bahnrad legte in den vergangenen 10 Jahren als F(ixed)-G(ear), auch “Fixie“ oder als mit Freilauf und hoffentlich Bremsen versehenes S(ingle)-S(peed) ein sagenhaftes Comeback auf’s Parkett. Doch weniger auf das der heute selten gewordenen Holz-Oval-Rennbahnen – dem natürlichen Revier dieser Starrgang-Räder – sondern vielmehr auf den erlahmten Straßen aller Großstädte, als unkaputtbares Kultobjekt.

Attribute: Kaum. Ein Saalsport-Rennrad mit nur einem Gang, ohne Bremsen. Ein Mindestmaß an Fahrrad.

Biotop: Das Stadion. Modifiziert auch vor Botendienst-Zentralen, dem Eisgeschäft und als Stillleben über Agentur-Boss-Schreibtischen.

Charakter: Bockig. Durch den fehlenden Freilauf (Nie aufhören zu treten!) zwingt es den Erstling gern vom Sattel. Die Sitzposition kann im günstigsten Fall als „aerodynamisch“ gelobt werden, die 21mm-Reifen nur als bösartig.

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R(oad) – wie STRASSE

Das Rennrad dürfte mitunter zu den bekanntesten aller Fahrradgattungen zählen und lässt sich auch eher anhand fehlender Anbauteile beschreiben, als der ersichtlichen. Keine Ösen für Schutzbleche, Gepäckträger, keine Lichtanlage, insgesamt wenig Komfort, dafür erlaubt der Widderhorn-artig gebogene Rennlenker inklusive der Brems-/Schaltgriffe eine Vielzahl an Griffpositionen, um dem Fahrt- und Gegenwind möglichst viel oder wenig Stirn zu bieten.

Attribute: Der Rennlenker und die damit verbundene, sportliche Sitzposition. Eng abgestufte Kettenschaltungen und ein möglichst niedriges Gewicht.

Biotop: Durch den limitierenden Reifenquerschnitt von maximal 26mm an Asphalt gebunden. Im Idealfall die Landstraße und der Alpenpass. Vermehrt vor der schicken Espresso-Bar, trotz geringer Alltagstauglichkeit.

Charakter: Schnell und Hart. Jede Bewegung wird ungefiltert in Vortrieb umgesetzt.

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C(yclo)X (sag: Cyclocross) – wie QUERFELDEIN

Das Cyclocross-Rad besitzt je nach Ausstattung eine mannigfaltige Anzahl an Namen und eben so viele Einsatzgebiete, ähnelt jedoch in Grundzügen dem Rennrad. Als Audax-Rad oder Randonneur mit Straßenbereifung und Schutzblech gilt es als schnellstes aller Tourenräder, mit gerader Lenkstange wird es zum Cross- oder Fitnessbike für das sportliche Wochenende. Nur mit grobstolligen Schlauchreifen und der richtigen Kriegsbemalung entspricht es dem wahren Cyclocrosser. Eins ist sich dieses Chamäleon bei der Sportlichkeit und der vergrößerten Reifenfreiheit.

Attribute: Klassisch mit Rennlenker, 45mm-Profil-Pneus und Reifenfreiheit, die auch Schlammschlachten zulässt.

Biotop: Als sportlicher Allrounder – je nach Ausstattung und Leidensfähigkeit – raue Straßen bis ruppige Wurzelpassagen.

Charakter: Bedingt durch größere Reifenauswahl und Vorbereitungen für Zubehör anpassungsfähig, jedoch immer sportiv.

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A(ll)T(errain)B(ike) – wie VIEL GRUND DAFÜR

City-Bike, Tourenrad, T(rek)K(ing)-Rad, Reiserad, Countrybike, … die wohl undefinierteste und größte Gruppe an Fahrrädern wird ebenso unter den verschiedensten Bezeichnungen gehandelt, welche zumeist auf einen speziellen Verwendungszweck hinweisen und dennoch nur in wenigen Rahmendetails und der Ausstattung variieren.

Sollte man „einfach ein Rad“ suchen, würde man hier wohl am ehesten fündig. Das kompletteste aller Fahrräder verfügt über eine bequeme, eher aufrechte Sitzposition, stabiles Fahrverhalten sowie robuste 47-60mm dicke Allround-Reifen in 26 oder 28 Zoll. Ein nicht serienmäßig verbauter Gepäckträger oder der falsche Lenker lässt sich hier besonders einfach nachrüsten und sollte den Kauf nicht beeinflussen. Einmal für dieses Segment und eine Preisklasse entschieden, zählt hier oft nur mehr die Rahmenfarbe.

Attribute: Kurz übersetzte Naben- oder stabile Kettenschaltungen, Schutzbleche, Dynamo-betriebene Beleuchtung und Zubehör bis hin zum Zentralständer. Oft auch billige Federgabeln, die allerdings vielmehr das Gewicht als den Komfort steigern.

Biotop: Überall dort, wo Bequemlichkeit Trumpf ist. Alltags- und Vielfahrergebiete.

Charakter: Volumsmodell mit maximaler Nachrüstbarkeit. Preis = Ausstattung = Preis.

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M(oun)T(ain)B(ike) – wie MIT TAL und BERG

Wo die Straßen im Wald versiegen und auch die härtesten Cyclocrosser ihre Esel zur Portage schultern, dort beginnt das Territorium der echten „Bikes“.

Von XC(ountry) (sag: Cross Country) über Trail-Bikes, bis hin zur etwas härteren Gangart mit A(ll) M(ountain)s und Enduros, sind diese „Bergradln“ auch dazu entsinnt bergauf gefahren zu werden, wobei die Länge der meist luftgefederten Gabeln und Hinterbauten von Bike zu Bike in Reihenfolge um jeweils zirka 20mm anwächst. Hydraulische Scheibenbremsen sind seit geraumer Zeit flächendeckend Pflicht, sollte der Hinterteil des Fahrrads starr sein, spricht man von einem Hardtail, statt von einem Full Suspension, kurz „Fully“.

Auf der Straße werden MTBs fast ausschließlich in ausgemustertem Zustand und auf sogenannten Slick-Reifen bewegt, ist doch die Technik unterfordert und die Verleitung zum Diebstahl stark gegeben.

Attribute: Absenkbares, luftgefedertes Fahrwerk mit 100 bis 160mm Federweg, absenkbare Sattelstütze. Hydraulische Scheibenbremsen, 2.0 bis 2.4“ breite, je nach Einsatzgebiet stark profilierte Reifen. Vergleichsweise Leichtgewichte.

Biotop: Unbefestigte Wege, Wald und Wiese, bis Hochgebirge.

Charakter: Stark ausgeprägt, je nach Modell, Komponenten und individuellem Set-up. Gämsenhaft.

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Gravity-M(oun)T(ain)B(ike) – wie ERDANZIEHUNGSKRAFT MIT TURTLE und BOXXER

Während das F(ree)R(ide)-Bike noch oft für einzelne Abfahrten ins Gebirge geschleppt wird, nimmt man mit dem D(own)H(ill)er schon eher nur mehr den Lift im Bike-Park bergauf. Gabeln und Rahmen schlucken Hindernisse von 170 bis zu 200mm und verlassen sich nunmehr weitgehendst auf Stahlfedern statt auf komprimierte Luft. Die Rahmen und Komponenten sind auf größtmögliche Haltbarkeit ausgelegt und ähneln wohl schon mehr der ebenso artverwandten Motocross, als einem Cross Country-Bike. Gleichwohl sollte auch die Eierschale gegen einen Vollvisier-Helm und das Trikot gegen diverse Protektoren getauscht werden.

Die Spielarten D(irt(J(ump) und 4X (sag: Four Cross) werden zwar im Flachen ausgetragen, dennoch sind für Sprünge über die „Kicker“ – künstlich angelegte Hügel – ob der möglichen Fallhöhe ähnliche Vorkehrungen zu treffen.

Attribute: State-of-the-Art-Stahlfederbeine und -Doppelbrückengabeln, Vierkolben-Scheibenbremsen mit 203mm-Rotoren und bis zu 3“ breite Mäntel.

Biotop: Abhänge und eigens dafür angelegte „Parks“ mit Liftanlagen.

Charakter: Fallkraft-Motorrad.

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