Faires Gold: Rohstoff aus fairem Abbau

Bild: Flickr, Tekke, CC BY-ND 2.0

Gold und andere Edelmetalle werden oft unter ausbeuterischen und umweltschädlichen Bedingungen gewonnen. Seit einiger Zeit gibt es ein Fair Trade-Gütesiegel, dass das nachhaltig ändern soll.

Immer mehr Unternehmen und Branchen springen auf den Fair Trade-Zug auf. Auch in der Edelmetall-Branche gilt das. Verschiedene Unternehmen bieten inzwischen Eheringen aus fair gehandeltem Gold an. Das finde ich großartig, denn als aufgeklärter Mensch weiß ich natürlich, dass das Goldschürfen eine sehr gefährliche Arbeit ist, die oft unter menschenrechtswidrigen Bedingungen stattfindet. Außerdem wäre das doch was für mich und meinen Freund, mit dem ich seit 5 Minuten zusammen bin.

Also beschließe ich mir diese fairen Ringe mal anzusehen und mach mich auf zum größten Auktionshaus Mitteleuropas, dem Dorotheum in Wien. Es gibt dort ein riesiges Angebot an Trauschmuck, aber nur 14 Ringpaare haben des Fair Trade-Siegel. Das Gold in diesen Ringen stammt aus Peru, wo die Minenarbeiter und Arbeiterinnen von nun an fair bezahlt werden sollen. Dafür kostet der Schmuck 15% mehr, aber das muss einen ein reines Gewissen wert sein. Die Ringe bestehen aus 14 karätigem Gold. Das bedeutet, dass das Gold zu 58,5% rein ist. Der Rest stammt aus Legierungen, wie Silber, Kupfer oder anderen Edelmetallen, die das Material härter machen sollen. Gold ist ein relativ weiches Metall, ein Ring aus purem Gold würde sehr schnell beschädigen.

 © Dorotheum Juwelier, dorotheum-juwelier.com

Das Ringsortiment aus fair gehandeltem Gold ist mit einer Fair Trade-Punze gekennzeichnet. (Foto: © Dorotheum Juwelier, dorotheum-juwelier.com)

Dadurch eröffnet sich mir die Frage, woher stammen die anderen Edelmetalle? Und wie geht es den Menschen, die diese geschürft haben? Doch das kann mir im Dorotheum leider niemand verraten. Auch bei den anderen Ringen, Ketten und Armbändern, die überall in Glasvitrinen ausgestellt sind ist die Herkunft des Materials unbekannt. Ich beschließe, dass es bei dieser Auswahl etwas zu früh ist, um mich auf einen Ring fest zu legen und möchte mit ein paar anderen Goldschmieden und Schmiedinnen über die Herkunft ihrer edlen Arbeitsmaterialien sprechen. Schließlich möchte ich nicht einfach den nächstbesten, ich möchte den perfekten Ring mit dem perfekten Stammbaum.

Gold ist nicht nur Schmuck, sondern auch Wertanlage und kann notfalls als „Krisenwährung“ verwendet werden. (Foto: Flickr, Ashley Van Haeften, CC BY 2.0))

Also laufe ich in der Wiener Innenstadt von einem Juwelier zum nächsten, doch kann mir leider niemand sagen, woher das Gold stammt, das in ihren Auslagen glitzert, und unter welchen Bedingungen es gefördert wurde. Als ich schon kurz davor bin aufzugeben (den Traum von der Ehe nämlich), verrät mir ein hilfsbereiter Goldschmiedelehrling, dass die meisten Juweliere ihr Gold und andere Edelmetalle von der Firma, Ögussa beziehen. Danke, Goldschmiedelehrling! Dir gebührt eine Ehrenplatz an meiner Hochzeitstafel.

Man kann dort auch als Privatkunde Gold einkaufen, in Barrenform. (Foto: Wikipedia, B7khSy, CC BY 3.0)

Zum Glück ist es bei Österreichs größtem Edelmetallschmiedeunternehmen sehr einfach eine Auskunft zu bekommen. Die Firma ist stolz auf ihre Produkte. Sie beliefert insgesamt rund 600 Goldschmiede und Schmiedinnen sowie Künstler und Künsterlinnen, die mit Edelmetallen arbeiten. Der größte Teil des Angebotes besteht aus recyceltem Material, was bei Gold, Silber und Co. ein großer Vorteil ist. Die Gewinnung dieser Metalle ist für die Umwelt sehr belastend und sie verlieren durch den Recyclingprozess nicht ihre Qualität. Man kann sie immer wieder in den Verarbeitungskreislauf zurückführen. Wie mein Herz, das unerklärlicherweise immer wieder gebrochen wird.

Ögussa bietet aber auch frisches Minengold an und hier weiß die Firma sehr genau, wo es herkommt. Es stammt aus 9 Minen in insgesamt 4 Ländern – der Mongolei, Peru, Kolumbien und Bolivien – und ist durchwegs mit dem Fairmined-Zertifikat ausgezeichnet. Dieses Gütesiegel soll den Kleinbergbau unterstützen, zu besseren Arbeitsbedingungen für die Minenarbeiter und Arbeiterinnen führen und die Belastung für die Umwelt so weit es geht reduzieren. Die Produkte des österreichischen Metallschmiedeunternehmens sind seit Frühlingsbeginn damit ausgezeichnet, aber auch davor war Ögussa seit 2012 schon Mitglied des Responsible Jewellery Councils. Diese Non-Profit-Organisation setzt sich dafür ein, dass Rohstoffe in der Schmuckherstellung aus konfliktfreien Quellen kommen.

Diese Minenarbeiterin bekommt dank des Responsible Jewellery Councils ein faires Gehalt und ihre Kinder können in die Schule gehen. (Foto: © Responsible Jewellery Council, responsiblejewellery.com)

Ich muss gestehen, das hab ich nicht erwartet. Als zukünftige Braut brauche ich mir also keine Sorgen zu machen, wie ethisch mein Trauschmuck sein wird, denn es gibt eine große Auswahl an Fair Trade- oder Fairmined-zertifizierten Juwelieren. Aber ich sollte vielleicht noch einmal darüber nachdenken, wie ethisch es ist, eine Hochzeit, ohne das Wissen meines Bräutigams zu planen. Vielleicht bringt das ja Unglück oder so.

VERWANDTE ARTIKEL