„Weit und breit kein Radreisender unterwegs da oben“

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Ralph Eismayer aus Wien hat sich mitten im Herbst auf sein Fahrrad gesetzt und ist von Hamburg nach Schottland gefahren. Das klingt eher nach Selbsterfahrung, als nach Urlaub. Am Ende der Tour gab es einen Heiratsantrag.

BIORAMA: Kannst du die Strecke von Hamburg nach Edinburgh empfehlen, oder ist das wegen des Wetters eher eine Route für besonders zähe Menschen?

Eismayer: Also, bis Newcastle über Amsterdam, Den Haag und Rotterdam war alles smooth. Zwar viele Tageskilometer, aber bei geilem Wetter und flacher Strecke. Ab Newcastle sah das dann anders aus. Da gab es dann Great Britain pur. Nebel, 3 Tage Dauerregen und 10 Grad. Das wirkt sich auf Motivation, Psyche und auf die gefahrenen Tageskilometer natürlich schon irgendwie aus. Wobei ich damit schon gerechnet hatte.

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Diese Tour im Herbst zu machen, ist schon eher speziell.

Ja, für die Strecke war ich relativ spät dran. Ich habe außer einer dreiköpfigen Jungfamilie, die aus weltreisetechnischen Gründen in diesem Teil Europas mit dem Rad unterwegs war, niemand getroffen. Weit und breit kein Radreisender unterwegs da oben.

Tough sollte man auf jeden Fall sein, wenn zu dem Dauerregen noch der liebe Freund Wind dazukommt. Weil der macht das Ganzen dann wirklich sch…

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Würdest du unabhängig davon jedem eine Fahrradreise empfehlen?

Empfehlen würde ich eine Radreise eigentlich jedem, der uneingeschränkt ein Land erforschen möchte. Denn selbst eine kleine Strecke kann oft sehr Abenteuerlich sein. Vor allem wenn man Hauptreisestrecken, die es ja mittlerweile auch für Bikes gibt, meiden möchte.

Muss man also kein geübter Radsportler mit Technik-Kenntnissen sein?

Ein Grundverständnis für Technik ist nicht Voraussetzung, jedoch ist es schon hilfreich   kleine Reparaturen selbst erledigen zu können- spart Zeit und vor allem Geld. Die Fitness spielt nur eine Rolle wenn man die vorgegebene Strecke in einer gewissen Zeit hinter sich bringen möchte. Bei mir waren Tagesfahrten von 120-160 km an der Tagesordnung. Aber man kann sich ja mehr Zeit nehmen.

Was sollte man auf jeden Fall dabei haben?

Das Must Have ist Popocreme, gegen den Wolf vom Sattel. Ersatzschläuche und ein kleines Tool für schnelle Reparaturen sollten auch dabei sein. Ja, und GPS für die Navigation. Oder – so wie – ich Landkarte und Kompass, weil ich auf alle elektronischen Hilfsmittel verzichte.

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Welche Art von Fahrrad würdest du für eine solche Tour empfehlen?

Also eigentlich kann man da jede Art von Rad nehmen. Es kommt darauf an, wie viel Gepäck man dabei hat, und was man gerne fährt. Ich persönlich habe mich für ein Cyclocross Bike entschieden, weil agil, aber trotzdem stabil wenn die Wege uneben werden.

Wo geht deine nächste längere Fahrradreise hin?

Die Nächste Reise wird eher richtung Osten gehen. Wo genau, ist noch nicht ganz klar. Aber es wird sie auf jeden fall geben. Das Transcontinental Race würde mich sehr interessieren.

Hat es eigentlich auch etwas Meditatives, tagelang auf dem Fahrrad zu sitzen?

Eine besondere Erfahrung ist das auf alle Fälle. Ob es meditativ ist, kann ich nicht zu 100 Prozent sagen. Nachdenken tue ich beim Biken eigentlich immer. Über alles. Ideen für den Shop , Kochrezepte – noch so eine Leidenschaft, Zukunftspläne. Schließlich hab ich, als in Edinburgh angekommen bin, meiner Freundin dort einen Heiratsantrag gemacht. Das wusste ich zwar schon vorher, aber ich hab’ den Plan am Rad dann finalisiert.

Mehr aus dem radaffinen Leben von Ralph Eismayer gibt es auf seinem Blog

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