Die bedrohte Art der Woche: Der Grauwal

BILD: Grauwal Nahaufnahme ©naturepl.com/Mark Carwardine/WWF-Canon

BILD: Grauwal Nahaufnahme ©naturepl.com/Mark Carwardine/WWF-Canon

Grauwale gehören zu den am weitesten wandernden Säugetieren der Welt. Bis zu 20.000 Kilometer legen sie pro Jahr zwischen Sommer- und Wintergebieten zurück. Von ihren Artgenossen unterscheidet sie vor allem die fehlende Rückenflosse und ihre besonders „verkrustete“ Haut. Nur noch rund 20.000 Grauwale gibt es heute im Pazifik. Vor allem der Walfang und die Zerstörung ihrer Lebensräume, u.a. durch Öl- und Gasbohrungen, macht ihnen zu schaffen.

Sieb statt Zähne

Wie Buckel-, Finn- oder Blauwal gehört der Grauwal zur Familie der Bartenwale. Anders als die Zahnwale, wie Orcas, Pottwale oder Delfine, haben sie keine Zähne sondern Hunderte einzelne, bis zu vier  Meter lange Barten. Diese bestehen wie unsere Fingernägel aus Keratin und sind mit haarigen Fasern gesäumt. Zum Essen öffnet der Grauwal einfach sein Maul, Wasser und Nahrung strömen ein und anschließend wird das Wasser zwischen den Bartenplatten wie durch ein Sieb hindurch wieder ausgedrückt. Ihre Nahrung bleibt im Maul zurück: Krill, Plankton und andere Mikroorganismen.

Verkrustete Höckerträger

Anders als seine Artgenossen hat der bis zu 15 Meter lange und 34 Tonnen schwere Grauwal keine Rückenflosse. Stattdessen besitzt er acht bis neun kleine, flache „Höcker“ auf dem hinteren Drittel des Rückens. Von allen Walen ist der Grauwal am stärksten von Organismen bewachsen. Walläuse und Seepocken geben seiner dunkel- bis hellgrau gesprenkelte Haut ein „verkrustetes“ Aussehen.

BILD: Grauwal © Edward Parker/WWF Canon

BILD: Grauwal © Edward Parker/WWF Canon

Entspannter Weitwanderer

Mit durchschnittlich acht Stundenkilometern sind Grauwale langsame aber dafür ausdauernde Schwimmer. Auf ihrer zwei bis drei Monate dauernden Wanderung vom Norden in den Süden legen sie pro Jahr bis zu 20.000 Kilometer zurück. Damit sind sie – gemeinsam mit ihren Verwandten, den Buckelwalen – die am weitesten wandernden Säugetiere. Im Sommer legen sich Grauwale in den kühleren, nahrungsreichen Küstenregionen zwischen Alaska und Russland ein dickes Fettpolster zu. So viel, dass sie auf ihrer anschließenden Reise in den Süden so gut wie nichts mehr fressen müssen. Im Oktober wandern sie dann in wärmere Gewässer im Süden – bis an die Westküste Mexikos – wo sie ihre Jungen bekommen und aufziehen.

Bedrohte Meeresgiganten

Trotz internationalem Walfangverbot, sind Wale nach wie vor bedroht. Der Walfang für „wissenschaftliche Zwecke“, das Ertrinken als Beifang in Fischernetzen, verschmutzte Meere, veränderte Lebensräume, das Überfahren durch Schiffe und der Klimawandel setzen ihnen zu. Bis zum 17. Jahrhundert gab es Grauwale noch in drei großen Verbreitungsgebieten: Im Nordatlantik, im westlichen und im östlichen Nordpazifik. Heute existieren nur noch rund 20.000 Tiere im Ostpazifik und im Westpazifik. Die Population im Nordatlantik wurde ausgerottet. Bedeutende Nahrungsgründe der letzten 130 Westpazifischen Grauwale sind mehr denn je durch Öl- und Gasbohrungen im Nordosten Russlands.

 

„Das Geschäft mit dem Tod – das letzte Artensterben?“

23. Oktober 2013 – 21. April 2014
Naturhistorisches Museum (NHM)
Burgring 7, 1010 Wien

Die Sonderausstellung informiert über das menschengemachte Artensterben. Dabei werden der Verlust von Lebensräumen, schwindende Ressourcen und sich verändernde klimatische Bedingungen, genauso wie Wilderei und der illegale Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten als Gründe für den Rückgang von Biodiversität thematisiert. In Kooperation mit dem NHM und dem WWF präsentiert BIORAMA in einer neuen Online-Rubrik „Die bedrohte Art der Woche“ wöchentlich eine vom Aussterben bedrohte Tierart.

 

 

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