Camembert aus Cashews – Schmeckt das?

Veganer Käse, besonders Cashew-Camembert, ist noch neu auf dem Markt. Ihn selbst zu machen ist überraschend einfach. Hä? Echter Camembert?

Nein, natürlich schmeckt veganer Camembert nicht wie echter Camembert. Denn dieser »Käse« wird aus Cashews gemacht. Was Käse zu Camembert macht, ist nicht die Milch, sondern es sind die Pilzkulturen, die für die typische Rinde und den Geschmack sorgen. Über die Bezeichnung lässt sich streiten, wie die Diskussion um den EU-Gesetzesentwurf zur Bezeichnung von veganen bzw. vegetarischen Ersatzprodukten zeigt. 

Wer trotz Milchverzicht den kräftigen Geschmack und den Biss in die Schimmelrinde nicht missen will, der kann veganen Camembert kaufen – oder ihn, etwas günstiger, zuhause selbst machen.

Cashew-Camembert aus Deutschland

Cashewbert ist eine deutsche Firma, gegründet von Anderson Santos Silva, die Sets zum Selberherstellen von Cashew-Camembert verkauft. Wir haben getestet, ob der selber gepanschte Käse was taugt. Spoiler: Tut er.

Das Käse-Set von Cashewbert enthält verschiedene Pilzkulturen in Glasröhrchen, Enzyme (Vzyme genannt), Starterkultur, Käsematten, -formen, -tücher, Camembert- und Reifepapier sowie ein Büchlein mit Rezepten. Selber muss man dann »nur noch« die Cashews und Salz kaufen. Laut Beschreibung bekommt man aus den Zutaten bis zu 60 Käselaibe heraus. Das hat aber einen Haken: Die gelieferten Zutaten halten sich nur drei Monate lang, außerdem enthält jedes Starterkit nur so viele Geräte, wie man braucht, um zwei Laibe auf einmal zu produzieren. Um all die Zutaten wirklich zu verbrauchen, müsste man also im Akkord Käse produzieren – und auch den nötigen Kühlraum dafür besitzen.

Grafiker Michael Mickl mit Geschäftsführer Martin Mühl bei der Verkostung.

Ran an den Käse!

Die Herstellung braucht zwar Geduld, ist aber recht unkompliziert. Man braucht keine unmöglichen Gerätschaften wie einen Speicher oder ein Thermometer. Wer einen Kühlschrank und einen Mixer zuhause hat, ist schon gut ausgestattet.

Nun aber zur Vorgehensweise. 

  1. Wichtig ist es, so steril wie möglich zu arbeiten, sonst wächst möglicherweise noch der falsche Schimmel auf dem Käse. Deshalb sollten alle Gegenstände im Vorhinein ausgekocht werden. Wer ganz sicher gehen will, kann auch die Cashews kurz in kochendem Wasser pasteurisieren.
  2. Die Cashews (für zwei Laibe braucht man in etwa 300 Gramm) mit Wasser in einem Hochleistungsmixer pürieren. Mit einem Stabmixer geht es auch, wird aber nicht so cremig.
  3. Die Pilzkulturen werden anschließend untergerührt. Dann muss die Masse in einer Schüssel mit einem Käsetuch abgedeckt einen Tag lang bei Zimmertemperatur ruhen.
  4. Danach legt man zwei Käseformen mit den Tüchern aus und teilt die Masse darauf auf. Über Nacht dürfen sie im Kühlschrank rasten, bevor sie von allen Seiten mit etwas Salz besprenkelt werden.
  5. Zurück in den Kühlschrank – diesmal ohne Tuch, für 12 Stunden. Zwischendurch wenden, damit alle Seiten trocknen können.
  6. Jetzt beginnt die Wartezeit. Die Laibe müssen in Tupperdosen oder ähnlichem im Kühlschrank rasten, bis der Schimmel die gesamte Oberfläche überzogen hat, das dauert zirka zwei Wochen. Einmal am Tag sollte man kontrollieren, ob die Oberfläche feucht ist und diese bei Bedarf mit mit einem Tuch abtupfen.
  7. Überzieht die Schimmelhaut den gesamten Laib, kann man den Cashewbert in Käsepapier einwickeln und weiter reifen lassen. Empfohlen wird eine Woche. Aber je länger, desto schärfer der Geschmack.
  8. Verkosten! Der Cashew-Camembert ist der Hit auf einer pflanzlichen Käseplatte. Die BIORAMA-Redaktion hat ihn jedenfalls innerhalb von zehn Minuten aufgegessen. Ob sich dafür der Arbeitsaufwand, die lange Wartezeit und auch der Preis lohnt, muss jeder für sich entscheiden. Am Ende steht jedenfalls der Stolz, den man spürt, wenn jemand fragt: »Was, den hast du selbstgemacht?!«

Eine genaue Anleitung findet sich auch auf der Website von Cashewbert.

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