Burger aus dem Reagenzglas

Kultiviertes Fleisch aus dem Reagenzglas Bild: David Parry/PA

Kultiviertes Fleisch aus dem Reagenzglas
Bild: David Parry/PA

Genmais war gestern, heute werden Lebensmittel nicht nur manipuliert sondern vollkommen im Reagenzglas produziert. Am 5. August präsentierte ein niederländisches Forscherteam sein verzehrbares In Vitro Fleisch in London.

Wie die bevorstehende Lebensmittelknappheit und die Klimakrise gelöst werden soll, darauf gab es bisher nur vage Antworten und Konzepte. Ein neue lag nun auf den Tellern von zwei Testessern in London: kultiviertes Rindfleisch. Dr. Mark Post von der Maastrich Universität arbeitete seit 2008 mit seinem Team an der Herstellung des künstlichen Fleisches. Die Methode sei eigentlich simpel und vor allem „schmerzlos“, heißt es auf der Website. Die Forscher stimulierten die Muskelzellen einer echten Kuh und vermehrten sie so zu Fasern. 20.000 Muskelfasern benötige man für einen Burger.

Die „nachhaltigere Alternative zu herkömmlich gewachsenem Fleisch“ nennen die niederländischen Forscher ihr Produkt. Denn im Gegensatz zu Kuhherden furze ihre Zucht kein Methan und sei überall und platzsparend realisierbar – effiziente Fleischproduktion ohne Glashauseffekt. Massentauglich ist ihre Idee noch nicht. Google-Mitgründer Sergey Brin finanzierte das Projekt mit 325.000 Dollar.

In Vitro Burger Bild: David Parry / PA Wire

In Vitro Burger
Bild: David Parry / PA Wire

Hanni Rützler, eine renommierte österreichische Ernährungswissenschafterin, und Josh Schonwald, ein amerikanischer Lebensmittelkritiker, kosteten den Burger im Wert fast einer Drittel Million Dollar. Im Gespräch mit The Verge nennt die Testesserin das Burgerfleisch geschmackvoll, die Konsistenz habe sie sich allerdings weicher vorgestellt.

Ein Kritikpunkt sind nicht nur die hohen Kosten, sondern auch die währende Abhängigkeit vom Realfleisch. Die Muskelzellen seien nicht unbegrenzt reproduzierbar, echte Kühe werden für das Steak oder die Burger also noch länger benötigt werden. Ähnliche Projekte gibt es viele, zum Beispiel an der niederländischen Utrecht Universität, die an der künstlichen Herstellung von Schweinefleisch arbeitet, oder an der University of Missouri, die die Transformierung von reproduzierten Schweinestammzellen zu jeder Art von Zelle erforscht, u.a. im Zusammenhang mit einer möglichen Heilung von Typ 1 Diabetes.

Das Rindfleischlabor - Peter Verstrate (links) and Professor Mark Post bei der Arbeit Bild: http://culturedbeef.net/resources/

Das Rindfleischlabor – Peter Verstrate (links) and Professor Mark Post bei der Arbeit
Bild: http://culturedbeef.net/resources/

 

www.culturedbeef.net

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