Rezension: »Friedrich Zweigelt«

Vorgelesen für alle RotweintrinkerInnen.

Das Cover von »Friedrich Zweigelt«
Bild: Istock.com/Pisagor.

Der FAZ-Redakteur Daniel Deckers hat sich mit der angemessenen Akribie einer Person gewidmet, die prominent ist, mit der die meisten aber nur eine Assoziation verbinden: die Rebsorte, die Friedrich Zweigelt gezüchtet hat – und die heute öfter als jede andere Rotweinrebe in Österreichs Weinbergen steht. Welche biologische Leistung dahintersteht, veranschaulicht schon das Vorwort des Autors, kurz: Flächenmäßig ist Zweigelts Neuzüchtung (aus Blaufränkisch und St. Laurent) die bis heute weltweit dritterfolgreichste. Davon, dass dieser Zweigelt irgendwie mehr oder weniger Nazi gewesen sein könnte, haben auch einige gehört, aber genau weiß man es dann auch oft nicht – umso wichtiger, dass es hier einer ganz genau wissen wollte, sich durch Archive gegraben und sich hochkarätige Expertise ins Boot geholt hat. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung ist ein nüchternes, gern gelesenes Porträt der Persönlichkeit, die an der Höheren Lehranstalt für Obst- und Weinbau Klosterneuburg, ab 1942 als deren Direktor, wirkte und im Buch-Untertitel »Wissenschaftler, Rebenzüchter, Nationalsozialist« zusammengefasst ist. Ein »überzeugter«, stellt der Autor glasklar – und trägt somit zur Bekämpfung von Halbwissen und Unwahrheiten bei, die sich bis heute vehement als Gegenstand von Smalltalk über einem Achterl gehalten haben.

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»Friedrich Zweigelt«

Daniel Deckers, »Friedrich Zweigelt (1888-1964). Wissenschaftler, Rebenzüchter, Nationalsozialist«, Böhlau, 2022 | € 39

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