Buchrezension: »Phytopia Plus«

Vorgelesen für alle, die bezüglich der Zukunft der Menschheit eine latente Unsicherheit spüren.

»Phytopia Plus«
Bild: Istock.com/George Clerk.

»Phytopia Plus« ist Science-Fiction, ohne allzu viel Science. Zara Zerbes Roman spielt in Hamburg in eher naher Zukunft, wobei heute absehbare Verschlechterungen durch den Klimawandel bereits eingetreten sind: Es ist heiß, Hochwasser bedrohen die Bausubstanz, soziale Unterschiede führen zu einer größeren Trennung der jeweiligen Lebensrealitäten und frische Lebensmittel gibt es nur mehr für die Oberschicht. Und ja, Waschbären leben in der Stadt. Im Zentrum des Romans steht die Mitdreißigerin Aylin. Sie arbeitet in den Gewächshäusern der Drosera AG, die Menschen gegen hohe Summen ermöglicht, ihr Gedächtnis nach dem Tod auf Pflanzen zu übertragen. Nebenbei verkauft sie selbst gezogene Zierpflanzen, deren Stecklinge sie aus den Gewächshäusern abzweigt, um sich sich hin und wieder etwas leisten zu können. Und sie kümmert sich um ihren Großvater. So sehr die Idee der auf Pflanzen übertragbaren Gedächtnisse im Zentrum steht, so wenig dreht sich ein Großteil der Handlung um diesen Punkt. Zerbe gelingt es, die Auswirkungen des Klimawandels als Umstände präsent zu halten, ohne auf die Details einzugehen. Sprachlich und stilistisch erzeugt sie gekonnt Anspannung und Unsicherheit. Was letztlich aber fehlt, sind die größeren Ideen, die die Handlung vorantreiben und etwas aus der Prämisse der auf Pflanzen speicherbaren Leben machen würden.

Hier gibt’s noch mehr Rezensionen von neuen und immer noch guten Büchern, Filmen, Spielen …

Das Cover von »Phytopia Plus«

Zara Zerbe, »Phytopia Plus«, Verbrecher, 2024. | € 25

BIORAMA #93

Dieser Artikel ist im BIORAMA #93 erschienen

Biorama abonnieren

VERWANDTE ARTIKEL